Hamburger SV: Kollektives Versagen

Von Stefan Rommel
Frank Arnesen und Carl Edgar Jarchow müssen einen neuen Trainer finden
© Getty
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Die Rolle von Vorstand und Aufsichtsrat

Mit großen Reden und einigem Tamtam hatte Carl Edgar Jarchow die alte Vereinsführung um Bernd Hoffmann entsorgt. Von seinem Vorgänger hat Jarchow allerdings einen wankenden Riesen übernommen. Den HSV drücken Verbindlichkeiten, die Hoffmann während seiner Ära angehäuft hat.

Die große Aufbruchsstimmung, die im März noch verbreitet wurde, ist aber längst verflogen. Alles sollte besser werden, die Mannschaft auf mittelfristige Sicht wieder zurück in die Top 20 Europas, wie es eine Zeit lang unter Hoffmann der Fall war. Nur steht der HSV jetzt mit einem angeschlagenen Sportdirektor, einem Interimstrainer und Platz 18 da. Europa ist weit weg und die Klassenzugehörigkeit in Gefahr.

Jarchow saß zwar früher schon drei Jahre im Aufsichtsrat, seine sportliche Kompetenz endet aber bei der Feststellung, dass "ich Fan des HSV bin, seit ich lebe". Bislang hat Jarchow sich kaum darauf konzentrieren können, dem HSV den Weg in die Zukunft zu weisen, vielmehr war er bis heute ein Krisenmanager ohne die ganz große Ahnung vom Geschäft.

Der Aufsichtsrat besteht beim HSV aus zwölf Personen, von denen acht direkt von den Mitgliedern gewählt werden. Das mag eine basisdemokratische Variante sein, sie öffnet womöglich aber auch weniger geeigneten Personen die Tür zur Macht.

Auch hier sind die Erfahrungswerte der handelnden Personen im sportlichen Bereich überschaubar. Unter anderem sitzen im Aufsichtsrat Marek Erhardt, Schauspieler und Enkel von Heinz Erhardt, Jürgen Hunke, ehemaliger Galerist und heute Privatier, oder Hamburgs ehemaliger Wirtschaftssenator Ian Kiru Karan.

Vorsitzender ist Ernst-Otto Rieckhoff. Der hatte sich im Januar bei den Verhandlungen mit Matthias Sammer nicht eben geschickt angestellt, als er Sammers vermeintliche Zusage voreilig an die Öffentlichkeit getragen hatte.

Der HSV muss mit dem Problem leben, dass derzeit neben Interimstrainer Esteban Cardoso und eben Arnesen niemand mit sportlichen Kernkompetenzen in den Gremien sitzt. Die Suche nach einem möglichen Nachfolger von Oenning wird also ziemlich sicher "nur" an Arnesen hängen bleiben. Von Vorstand oder Aufsichtsrat ist dabei keine Unterstützung zu erwarten - sie sind Arnesen sportich voll ausgeliefert.

Bisher werden Ex-Trainer Huub Stevens gehandelt oder Morten Olsen. Stevens wäre der von vielen Fans präferierte harte Hund, der seine Bereitschaft kurz nach Bekanntwerden von Oennings Demission schon signalisierte. Landsmann Olsen kennt Arnesen bestens. Die Variante mit Vereinslegende Horst Hrubesch erscheint eher unwahrscheinlich. Immerhin ist mit Cardoso jetzt einer der Fan-Lieblinge im Amt. Vorerst...

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