Wer hätte gedacht, dass...?

Von Florian Bogner
Neue Saison, altes Bild: Jubelnde Dortmunder liegen sich nach einem Torerfolg in den Armen
© Getty
Cookie-Einstellungen

Wer hätte gedacht, dass...

...Leverkusen mal ein echtes Torwart-Problem bekommt? Eigentlich sah im Kasten alles gut aus. Einen der besten Keeper Deutschlands als Nummer eins, dahinter ein junger Mann mit Potenzial und ein gestandener Torwart mit der Erfahrung von 85 Zweitliga-Spielen. Stand 7. August braucht Bayer dennoch einen neuen Mann für zwischen die Pfosten.

In Abwesenheit von Rene Adler (Patellasehnen-OP) nahmen sich David Yelldell und Fabian Giefer mit ihren Patzern in Dresden und Mainz nämlich selbst aus der Verantwortung, einen zuverlässigen Backup für den Nationaltorhüter abzugeben. Giefer holte sich bei der Pleite bei den 05ern obendrein noch eine Gehirnerschütterung ab und muss wohl ein bis zwei Tage zur Beobachtung in der Klinik bleiben.

"Jetzt kann ich mein Bild von unseren Torleuten abrunden", hatte Trainer Robin Dutt noch vor dem Spiel gesagt. In gewisser Weise ist das auch richtig, denn Bayer wird wohl noch mal auf dem Transfermarkt aktiv werden. Jens Lehmann oder Timo Hildebrand werden es wohl nicht sein, aber vielleicht der Stuttgarter Nachwuchstorhüter Bernd Leno.

"Bernd Leno ist ein Thema. Er ist hochtalentiert, gilt als eines der größten Talente in ganz Deutschland. Ob wir ihn holen können, hängt auch ein wenig vom VfB Stuttgart ab", sagte Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser am Sonntag. Das Anforderungsprofil steht jedenfalls: "Wenn wir einen neuen Torhüter holen, dann soll er stärker sein als die beiden anderen, aber er sollte keine Konkurrenz zu Rene Adler sein."

Adler selbst fällt wohl noch bis Oktober, also mindestens sieben Spieltage lang, aus und wird auch den Champions-League-Start verpassen. Hektik ist im Leno-Lager allerdings noch nicht ausgebrochen. "Wir sehen die Sache ganz entspannt", wird Berater Uli Ferber im "Express" zitiert. "Es ehrt Bernd, dass sich Bayer mit ihm beschäftigt."

...Werders Abwehr gleich gut steht? Zeitweise hatte Werder Bremen vor der Saison mehr verletzte als fitte Abwehrspieler - und der Trainer schlug Alarm. Sebastian Boenisch (Knorpelschaden), Naldo (Knochenödem) und Mickael Silvestre (Knorpelschaden) fehlten nun zwar auch zum Saisonstart auf dem Spielberichtsbogen, aber dafür konnte Per Mertesacker nach überstandener Fersenverletzung als Kapitän auflaufen und Sebastian Prödl nach seinem Muskelriss überraschend bereits wieder auf der Bank Platz nehmen.

Und obwohl die Viererkette neben Mertesacker ausschließlich aus Neuzugängen (Sokratis Papastathopoulos, Andreas Wolf, Lukas Schmitz) bestand, spielte Werder zum Saisonauftakt endlich mal wieder zu Null. Ein Kunststück, das den Bremern seit 2004 nicht mehr gelungen war. Wolf und Mertesacker hatten darüber hinaus überragende Zweikampfwerte vorzuweisen, Schmitz bereitete ein Tor vor.

Mertesacker hielt nach nur wenigen Trainingseinheiten mit der Mannschaft 90 Minuten lang durch und war mit der beste Bremer auf dem Platz - auch wenn er nach Abpfiff erstmal für ein paar Momente ausgepumpt auf dem Rasen liegenblieb. "Das war nicht bezeichnend für das Spiel, aber für meine körperliche Verfassung. Die war am Ende wirklich grenzwertig", gestand der Nationalspieler hinterher.

Für die kommenden Spiele dürfte sich damit erstmal eine Grundformation gefunden haben, die Hoffnung auf mehr macht - würde Mertesacker selbst nicht unter Beobachtung einiger Interessenten stehen und ein klares Bekenntnis zu Werder vermeiden. "Einen Wechsel auszuschließen, ist schwierig in der Situation, in der sich Werder befindet", meinte der Innenverteidiger. "Es muss überall gespart werden. Was da genau passiert, kann ich jetzt noch nicht sagen."

Mehmet Ekici und die anderen Mitspieler hoffen jedenfalls, dass Mertesacker bleibt: "Er ist ein absoluter Führungsspieler, eine Stütze für uns und gibt uns in der Defensive durch seine Routine sehr viel Sicherheit." Womit schon mal der Grundstein für eine erfolgreichere Saison gelegt wäre.

...die Schalker Probleme in der Liga weitergehen? Eigentlich sollte Platz 14 aus der Vorsaison nur ein Ausrutscher sein. Doch wie im Vorjahr startete Schalke äußerst bescheiden und grüßt nach der ersten Runde vom Tabellenende. "Was gefehlt hat, war die Entschlossenheit im Abschluss und das fehlende Bestreben, ein Tor zu machen", sagte Trainer Ralf Rangnick. Erschreckend war dabei, wie leidenschaftslos sich Königsblau in Stuttgart am Ende in sein Schicksal ergab. "Da war zu wenig Bewegung, da war zu wenig Liebe im Spiel", erkannte auch Ex-Trainer Huub Stevens als TV-Experte.

Rangnick muss schleunigst einige Baustellen schließen. Im Mittelfeld hat der Trainer bislang weder ein zufriedenstellendes System noch das rechte Stammpersonal dafür gefunden. In der Abwehr mangelt es an Abstimmung und vorne gelang Klaas-Jan Huntelaar seit November 2010 nur ein Bundesliga-Tor. "Wir sind noch nicht so weit, wie wir erhofft haben", sagte Kapitän Benedikt Höwedes nach dem 0:3 in Stuttgart selbstkritisch. "Ich hätte gedacht, dass wir ein Stückchen weiter sind."

Dazu leidet Raul an Entfremdung. Von Felix Magath stets auf Spanisch angesprochen und über alle Zweifel erhaben mit einer Stammplatzgarantie ausgestattet, will der Spanier nicht so recht in Rangnicks Planungen passen. Die Rolle als Spielgestalter liegt dem 34-Jährigen jedenfalls nicht: in Stuttgart war er mit nur 22 Ballkontakten und ohne Zugriff aufs Spiel schlechtester Schalker.

Hoffnung machte dagegen Alexander Baumjohann, der unter Rangnick richtiggehend aufblüht und sich erstmal gegen die Konkurrenz auf der rechten Mittelfeldseite durchgesetzt haben dürfte. Er hatte die Niederlage auch schnell abgehakt. "In der vergangenen Saison haben wir die ersten vier Spiele verloren, jetzt eins. Wenn wir gegen Köln gewinnen, stehen wir besser da als im letzten Jahr", sagte Baumjohann. Das wäre dann zumindest schon mal ein Anfang.

Seite 1: BVB-Maßstäbe, Bayerns Ideenlosigkeit, Wolfsburgs Auferstehung

Artikel und Videos zum Thema