Der Unsichtbare und Rensing II

Von SPOX
Vier Neue, die bislang überzeugten: Bernd Leno, Jerome Boateng, Fabian Johnson, William Kvist (v.l.)
© Getty

Die Bundesliga macht ihre erste Pause, einige Neuzugänge haben aber schon nach vier Spieltagen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. SPOX blickt auf zehn Neue, die schon jetzt echte Verstärkungen für ihre Klubs sind.

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Jerome Boateng (FC Bayern München): Als der Nationalspieler verpflichtet wurde, waren die Bayern bereits mitten in der Vorbereitung. Boateng werde einige Zeit brauchen, um den Rückstand aufzuholen, mutmaßte FCB-Coach Jupp Heynckes deshalb. Beim ersten Pflichtspiel der Saison im Pokal stand der Abwehrspieler dennoch in der Startelf, ebenso beim Bundesliga-Auftakt und in den CL-Playoffs. Boateng hat sich schnell integriert und verstanden, was Heynckes von ihm sehen will. Bislang ist der 22-Jährige ein Grund, warum die Bayern defensiv deutlich besser stehen und nach langer Zeit mal wieder die beste Abwehr der Liga stellen (ein Gegentor). Und: Durch seine Vielseitigkeit ermöglicht er Heynckes schon jetzt, in der Abwehr zu rotieren, damit Kräfte zu sparen und viele Akteure bei Laune zu halten.

Christian Fuchs (FC Schalke 04): Avelar, Escudero, Pander, Sarpei und Schmitz - fünf verschiedene Linksverteidiger probierten sich in der letzten Saison auf Schalke aus, die Ansprüche erfüllte keiner von ihnen dauerhaft. Deshalb griffen die Königsblauen im Sommer tief in die Tasche und holten Fuchs für 3,8 Millionen Euro aus Mainz. Der Österreicher offenbart defensiv zwar noch Schwächen, ist offensiv aber eine echte Verstärkung. Mit seinen Flanken, Standards und Einwürfen sorgt Fuchs immer wieder für Gefahr und hat selbst bereits einen Treffer erzielt. Auch wenn Fuchs noch mehr kann: Die ständige Rotation auf Schalkes linker Abwehrseite gehört wohl der Vergangenheit an.

Fabian Johnson (1899 Hoffenheim): In Wolfsburg kam Johnson in zwei Jahren nie wirklich zum Zug und insgesamt nur auf 16 (Kurz-)Einsätze. Sein Wechsel nach Hoffenheim war deshalb mehr Randnotiz als große Schlagzeile. Und eigentlich hatte man vermutet, dass der 23-Jährige bei 1899 für eine oder beide Außenverteidigerpositionen eingeplant ist. Bislang allerdings spielt Johnson auf dem Flügel - und das richtig überzeugend. In allen vier Partien stand er in der Startelf, bereitete dabei drei von vier Hoffenheimer Toren vor und ist damit einer der großen Gewinner der ersten Saisonwochen. Zur Belohnung wurde er fürs Nationalteam nominiert. Allerdings nicht von Jogi Löw, sondern von US-Coach Jürgen Klinsmann.

Timm Klose (1. FC Nürnberg): Der Schweizer stieg wegen der U-21-EM verspätet in die Vorbereitung ein und war deshalb erstmal Innenverteidiger Nummer vier beim Club. Konkurrent Dominic Maroh hatte er allerdings schnell überholt, und weil sich Per Nilsson mit Achillessehnen herumplagt(e), stand Klose zum Auftakt in der Startelf. Dort hat er sich inzwischen festgespielt und bildet mit Nebenmann Philipp Wollscheid ein starkes Gespann. In der Luft ist Klose eine Macht, in der Spieleröffnung leistet er sich wenig Fehler. Bislang zeigt er, dass er für 400.000 Euro ein echtes Schnäppchen war.

Thomas Kraft (Hertha BSC): Die Torhüterposition war nicht unbedingt eine Problemstelle der Hertha in der vergangenen Saison. Maikel Aerts machte seine Sache im Aufstiegsjahr schließlich durchaus ordentlich und fast immer fehlerfrei. Dennoch kam mit Kraft im Sommer ein neuer Keeper. Und es dauerte nicht lange, bis klar war, dass der ehemalige Bayern-Torhüter die neue Nummer eins wird. Coach Markus Babbel schätzt Krafts ruhige, unaufgeregte Art und sein großes Spielverständnis. Bei den Bayern war ihm sein Bestreben, auch brenzlige Situationen spielerisch lösen zu wollen noch zum Verhängnis geworden, bei Babbel punktete er damit. Bislang überzeugt Kraft als sicherer Rückhalt. Und es scheint fast, als ob er es wie Kölns Michael Rensing macht und erst weit weg vom FC Bayern zeigt, was tatsächlich in ihm steckt.

William Kvist (VfB Stuttgart): Der Däne kam für 3,5 Millionen Euro aus Kopenhagen und bewies bereits, dass der VfB sein Geld gut investiert hat. Der 26-Jährige ist keiner, der auf den ersten Blick glänzt, sondern eher der unsichtbare Organisator im Hintergrund, der dem VfB-Spiel Stabilität, Ordnung und Balance verleiht. Auch weil Kvist eingeschlagen hat, konnten die Schwaben Nationalspieler Christian Träsch nach Wolfsburg ziehen lassen und eine saftige Ablöse kassieren. Kvist sagt zwar: "Ich muss mich noch in vielen Dingen verbessern." Doch schon jetzt macht er den VfB ein ganzes Stück besser.

Bernd Leno (Bayer Leverkusen): Leverkusens Saisonstart ging richtig in die Hose. Zunächst gab's das Erstrunden-Aus im Pokal in Dresden, anschließend ein 0:2 gegen Mainz zum Bundesliga-Auftakt. Seitdem läuft's allerdings bei Bayer. Oder besser: Seit Leno zwischen den Pfosten steht. Nach den schwachen Leistungen von David Yelldell und Fabian Giefer wurde der 19-Jährige bis zur Winterpause aus Stuttgart ausgeliehen. Bislang ist Leno ein echter Volltreffer und nach drei Spielen noch ohne Gegentor. Der Youngster wirkt enorm abgeklärt, strahlt Ruhe und Sicherheit aus und zeigte bereits, dass er auch unhaltbare Bälle halten kann, wie zuletzt gegen Dortmund.

Sascha Mölders (FC Augsburg): Er kam aus der zweiten Liga vom FSV Frankfurt und war nicht unbedingt für die Startelf eingeplant. Schon nach den ersten Spieltagen steht aber fest: Mölders ist die unumstrittene Nummer eins im FCA-Sturm. Drei Tore erzielte der 26-Jährige in den ersten vier Partien - die einzigen Augsburger Treffer bislang - und sicherte seinem Klub damit die ersten beiden Bundesliga-Punkte der Vereinsgeschichte. Einziger Makel: Gegen Hoffenheim verschoss der Angreifer einen Elfmeter. Dennoch: Wenn der FCA bislang in der Offensive gefährlich wurde, war Mölders eigentlich immer beteiligt.

Lukas Schmitz (Werder Bremen): Die linke Abwehrseite ist seit langem Werders Problemzone, daran konnten zahlreiche Transfers nichts ändern. Auch nach der Verpflichtung von Schmitz war man skeptisch, ob der Ex-Schalker die Baustelle würde schließen können, schließlich fühlt sich der Linksfuß im Mittelfeld eigentlich wohler.Bislang allerdings ist der 22-Jährige eine echte Verstärkung für Werders linke Seite und häufig Ausgangspunkt gefährlicher Aktionen. Drei Treffer bereitete Schmitz in den ersten vier Partien bereits vor, und auch in der Rückwärtsbewegung präsentierte er sich im Vergleich zu seiner Schalker Zeit deutlich stärker. Hält Schmitz dieses Niveau, hätte Werder links hinten endlich mal Ruhe.

Andre Schürrle (Bayer Leverkusen): Gemessen an seinem Leistungsvermögen hat Schürrle noch jede Menge Luft nach oben. Und dennoch ist der Ex-Mainzer für den Werksklub schon jetzt eine echte Bereicherung. Viele Aktionen in der Offensive laufen über seine linke Seite, alles in allem war der Nationalspieler offensiv in den ersten Partien der Saison der gefährlichste Leverkusener - auch wenn er auf sein erstes Bundesliga-Tor für Bayer noch wartet. "Das kommt schon noch, da mache ich mir keine Sorgen. Ich fühle mich momentan sehr gut und bekomme auch die Chancen. Von daher bin ich zuversichtlich", sagte Schürrle im SPOX-Interview.

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