Van der Vaart: "HSV-Auftritt war echt peinlich"

SID
Rafael van der Vaart macht sich Sorgen um den Hamburger SV
© Getty

Klublegenden wie Rafael van der Vaart sind fassungslos, der Hamburger SV muss nach dem 0:5-Debakel bei Bayern München reagieren. Tatsächlich kratzt der Vorstand noch einmal Geld für Transfers zusammen. Slobodan Rajkovic soll vom FC Chelsea. Aber muss auch noch ein Spieler gehen, um den finanziellen Spielraum noch einmal zu erweitern?

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Franz Beckenbauer ist ratlos, Ex-Star Rafael van der Vaart peinlich berührt und der Vorstand muss schnell Geld auftreiben - dem Hamburger SV stehen vor dem Kellerduell am Samstag gegen Tabellennachbar und Schlusslicht 1. FC Köln turbulente Tage bevor.

"Man hat die Situation unterschätzt und die Spieler, die man geholt hat, überschätzt. Bei solchen Stellungsfehlern und auch Schwächen im Zweikampf: Ich weiß nicht, wie das besser werden soll", sagte Beobachter Franz Beckenbauer am Samstag bei "Sky".

Ein anderer einstiger HSV-Star verfolgte die demütigende 0:5-Niederlage der Hanseaten beim deutschen Rekordmeister Bayern München via TV und war entsetzt. Rafael van der Vaart, mittlerweile bei Tottenham Hotspur unter Vertrag, konnte nicht glauben, was da über seine Mattscheibe flimmerte. "Das war ein schrecklicher Auftritt. Mir kam es vor wie Jugendfußball, echt peinlich!", sagte der 28-Jährige - und reihte sich damit in eine ganze Reihe besorgter Kommentatoren ein.

Keine Trainerdiskussion in Hamburg

Während vor allem Vereins-Idol Uwe Seeler schon ungewöhnlich früh, ungewöhnlich deutliche Worte auch gegenüber Michael Oenning fand, bewahrt die Führung des Bundesliga-Dinos in der Trainerfrage die Ruhe.

Die schlechten Zahlen - Oennings bislang einziger Sieg gelang bei seinem Cheftrainer-Debüt am 19. März gegen Köln - sind nicht das wesentliche Kriterium für die Beurteilung: "Ich habe in den vergangenen Tagen jedes Training verfolgt. Da wurde sehr gut gearbeitet - von allen", sagt Sportchef Frank Arnesen. Der schlechteste Saisonstart seit acht Jahren sei die Konsequenz aus dem unvermeidlichen Umbruch im Sommer: "Wir haben viele neue Spieler in der Mannschaft, die sich noch einfinden müssen, da sie teilweise erst spät zur Mannschaft gekommen sind. Das dauert seine Zeit und diese Zeit müssen Michael Oenning und unser Stab auch haben."

Vorstand bewilligt Geld für Transfers

Dafür schließen die Verantwortlichen aber mittlerweile einen Blitztransfer bis zum Monatsende nicht mehr aus - ungeachtet der begrenzten finanziellen Möglichkeiten. Unmittelbar nach dem Debakel in der Münchner Allianz Arena hatte Arnesen weitere Manöver auf dem Transfermarkt mit Hinweis auf die leeren Kassen noch als undurchführbar dargestellt.

"Ich habe Vorstand und Aufsichtsrat gefragt, ob wir noch was machen können. Und sie haben Ja gesagt", erklärte der Däne nun am Montag. "Es kann durchaus sein, dass wir noch etwas tun", bestätigte auch Klub-Boss Carl Edgar Jarchow. Allerdings: "Wir müssen dabei aber kreativ sein."

Müssen HSV-Spieler gehen?

Als Verfügungsmasse kommen eigentlich nur der teure Ladenhüter Guy Demel und der formschwache Eljero Elia in Betracht. Der Niederländer zumindest nach wie vor bei Juventus Turin auf dem Wunschzettel. Doch angesichts der sportlichen Sachzwänge beim HSV wird die potentielle Ablösesumme für den Niederländer von jetzt an täglich schrumpfen.

Zumindest eine theoretische Möglichkeit wäre auch der Verkauf von Marcell Jansen: Sollte sich Oenning dazu entschließen, in Zukunft auf Elia zu bauen, wäre der 25-Jährige ein unverhältnismäßig teurer Ersatzspieler. Ob überhaupt einer von beiden gehen soll oder kann, wird nicht zuletzt davon abhängen, ob der HSV kurzfristig noch Möglichkeiten auf dem Transfermarkt findet, die eigentlichen Probleme - vor allem im zentralen Mittelfeld - zu lösen.

Neuer Verteidiger soll kommen

Am Montag wurde in der Hansestadt bereits bekannt, dass die Hamburger Verhandlungen mit Slobodan Rajkovic führen. Der 22 Jahre alte Serbe soll als Innenverteidiger für mehr Stabilität sorgen. Rajkovic steht beim FC Chelsea auf der Gehaltsliste, ist aber derzeit an Vitesse Arnheim ausgeliehen. Er wäre nach Jeffrey Bruma, Michael Mancienne Gökhan Töre und Jacopo Sala der fünfte Spieler, den Arnesen von seinem alten Arbeitgeber an die Elbe holen würde.

Unwahrscheinlich allerdings, dass ein weiterer Youngster die Lösung für die spielerischen, taktischen und vor allem mentalen Probleme des HSV sein kann. Denn noch haben sich keine Hierarchien in der Mannschaft gebildet. Die jüngeren Spieler finden keinen Halt bei den älteren, die genug Probleme mit sich selber haben.

Richtungsweisendes Spiel gegen Köln

David Jarolim hat keinen Stammplatz, Heiko Westermann wird zwischen Mittelfeld und Abwehr hin- und hergeschoben und verliert dabei fast täglich an Selbstvertrauen, Dennis Aogo ist in einer Formkrise und Mladen Petric mochte sich noch immer nicht über die Saison hinaus zu den Hanseaten bekennen.

"Bei Ajax früher haben wir Jungen viel von den Alten gelernt", sagte Arnesen, "aber es ist auch eine andere Zeit."

Angesichts des "sehr nervösen Umfelds" aber sieht auch der 55-Jährige das Heimspiel gegen Köln am kommenden Samstag als richtungsweisende Partie. Nicht nur weil der Vorletzte dabei den Letzten empfängt: "Samstag wird ein ganz anderes Spiel als bei den Bayern, wir spielen zuhause, wir müssen aggressiv sein, der Boss im eigenen Haus", forderte Arnesen. Wie das gehen soll? "Trainieren und reden, reden und trainieren", sagte der Sportchef, "auch positive Mentalität kann man trainieren."

Rafael van der Vaart im Steckbrief

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