Die Gewinner der Vorbereitung

Von SPOX
Haben bislang überzeugt: Nürnbergs Mak, Schalkes Höger und Dortmunds Löwe (v.l.n.r.)
© spox
Cookie-Einstellungen

Philipp Bargfrede: Eigentlich war der Brasilianer Wesley in der Pole Position für die Nachfolge von Torsten Frings im defensiven Mittelfeld, doch Bargfrede überzeugte in der Vorbereitung als Sechser und stach damit die Konkurrenz aus. In der derzeitigen Idealbesetzung mit Aaron Hunt und Tim Borowski auf den Halbpositionen ist der 22-Jährige als aggressiver Ballklauer noch mehr gefordert und erfüllt seine Rolle bislang ordentlich. Egal ob 4-4-2 mit Raute oder 4-2-3-1: Bargfrede ist im Zentrum vorerst gesetzt.

Es ist ohnehin kein Geheimnis, dass Trainer Thomas Schaaf große Stücke auf seinen technisch versierten Abräumer hält. Vor allem, weil dieser nach einer schwachen Vorsaison reifer erscheint. "Jetzt ist er wieder voll da, ist bissig, griffig und man sieht, dass er richtig Spaß hat", ließ sich Schaaf bereits zu einem seltenen Extra-Lob hinreißen. Dass Bargfrede deshalb im Testspiel gegen Meppen - in Abwesenheit einiger Stars, versteht sich - die Kapitänsbinde tragen durfte, kam nicht von ungefähr. Einziges Manko: In der Vergangenheit ließ er sich zu oft von der Verunsicherung der Mitspieler anstecken.

Marco Höger: Am wohlsten fühlt sich Höger eigentlich auf den Halbpositionen im Mittelfeld. "Aber ich spiele natürlich da, wo der Trainer mich hinstellt", sagt der Neuzugang von Alemannia Aachen. Beim Zweitligisten war Höger einer der Leistungsträger, auf Schalke war er zunächst für die Verstärkung des Kaders in der Breite eingeplant. Doch nach der Vorbereitung sieht es nun ganz danach aus, dass er am ersten Spieltag in der Startelf stehen wird. Und zwar nicht im Mittelfeld, sondern auf der Rechtsverteidigerposition.

Dort hat ihn Coach Ralf Rangnick getestet, dort hat er seinen Coach überzeugt und damit Konkurrent Atsuto Uchida wohl zunächst mal auf die Bank verdrängt. Was Rangnick gefällt: Höger hat sich schnell an Schalkes System gewöhnt, er ist taktisch gut geschult, verhält sich vor allem in der Defensive äußerst geschickt und ist körperlich deutlich robuster als Uchida. Einzig in der Vorwärtsbewegung scheint der Japaner Höger momentan noch voraus.

Makoto Hasebe: Beim VfL ist vieles im Umbruch. In den letzten zwei Testspielen und der DFB-Pokal-Partie gab es aber eine Konstante: Hasebe. Der 27-jährige Japaner war der einzige Spieler, der in allen drei Spielen durchspielte. Trainer Felix Magath schätzt Hasebes Fleiß, Verlässlichkeit und Einstellung. "Er ist ein technisch und läuferisch sehr starker Spieler, der sich als fester Bestandteil unserer Mannschaft etabliert hat", sagte der Coach anlässlich Hasebes Vertragsverlängerung bis 2014. Magath und Hasebe - das passt. Immerhin war es Magath, der den Japaner im Januar 2008 zu Wolfsburg geholt hatte.

In eineinhalb Jahren unter dem strengen Trainer spielte Hasebe 31 von 51 Spielen von Beginn an und hatte so auch großen Anteil an der Meisterschaft 2009. Kein Wunder also, dass der Japaner nun wieder zum Kreis der Leistungsträger gehört. Das Problem allein: Magath muss einen Platz für ihn finden. Im erprobten 4-4-2 mit Raute setzte er Hasebe in der Vorbereitung meist halblinks ein, nur um ihn dann in Leipzig hinter die Spitzen zu stellen - das Experiment wurde nach dem schnellen 0:2 abgebrochen. "Ich habe das nur einmal im Training gespielt", meinte Hasebe hinterher fast entschuldigend. Durchspielen durfte er trotzdem, fortan auf der rechten Seite. Dort wäre wohl auch bei einem 4-4-2 mit der Doppelsechs Josue/Christian Träsch weiter Platz für ihn.

Lukas Rupp: Wenn jemand von einem Abstiegskandidat aus der zweiten Liga in die Bundesliga wechselt, dann geht man nicht unbedingt davon aus, dass er sofort zu einer Alternative für die erste Elf wird. Matthias Zimmermann, vom KSC nach Gladbach gewechselt, hatte man das durchaus zugetraut. Näher dran an der Stammelf ist derzeit allerdings Lukas Rupp, ebenfalls aus Karlsruhe gekommen.

"Lukas hatte eine gute Vorbereitung und macht einen guten Eindruck", sagt Lucien Favre. "Er ist sehr präsent, taktisch sehr, sehr gut - und er verteidigt auch gut." Seine Qualitäten in der Rückwärtsbewegung sind auch sein großer Vorteil im Vergleich zu Juan Arango, auf dessen Platz im linken Mittelfeld der 20-Jährige schielt. Der Venezolaner sei "normalerweise gesetzt", sagt Rupp. Doch zuletzt gab es auch immer mal wieder Gerüchte, Arango könne den Verein verlassen. Und dann stünde Rupp parat.

Tunay Torun: Beim HSV traute Torun dem Braten nicht. Er verwies auf das Beispiel Sidney Sam, der als Talent aus dem Nachwuchs bei den Rothosen nur wenig Beachtung fand. Ähnlich erging es Torun, der nun nach Berlin flüchtete und dort nach fünf Wochen Vorbereitung gehörig überraschte. Warum? Torun ist laufstark und schnell, stark im Dribbling und vor allem in der offensiven Dreierreihe auf allen Positionen einsetzbar.

Das eröffnet Trainer Markus Babbel neue Möglichkeiten: "Von ihm erhoffe ich mir einiges. Er bringt unglaublich viel Spielkultur mit. Was mir gefällt, ist, dass er kein Zauberer ist, der in Schönheit stirbt, sondern einer, der den Torabschluss sucht." Im Pokal spielte er bereits von Beginn an auf dem Flügel und ist derzeit Raffaels Hauptkonkurrent. Gut möglich aber, dass Torun auch Patrick Ebert oder Nikita Rukavytsya das eine oder andere Mal auf die Bank verdrängen wird.

Daniel Baier: Im Aufstiegsjahr war Baier beim FCA eher eine Randfigur. Warum? Weil schlichtweg kein Platz war für den Mittelfeldspieler in Augsburgs erfolgreichem 4-4-2-System. In der Vorbereitung stellte Coach Jos Luhukay allerdings auf ein 4-2-3-1 um, und schon war Baier wieder gefragt und mittendrin. In den Testspielen überzeugte der 27-Jährige als kreativer Ideengeber im zentralen offensiven Mittelfeld.

"Ich weiß, dass Daniel die speziellen Fähigkeiten hat, um auf der Zehnerposition gut zu spielen. Er kann das sehr gut", lobte Luhukay in der "tz". "Jetzt haben wir mit einem offensiven Mittelfeldspieler in Daniel einen Spieler, der in der Zentrale mit seiner Kreativität und seiner Technik seine individuelle Qualität einbringen und zeigen kann. Das kommt uns als Mannschaft sehr gelegen." Allerdings muss Baier die gute Vorbereitung nun auch in der Liga bestätigen. Im Pokal beim mühsamen 2:1-Erfolg in Oberhausen zählte er eher zu den schwächeren Augsburger.

Teil 1: Dortmund bis Nürnberg

Teil 2: Kaiserslautern bis Stuttgart