Die Ente bleibt draußen!

Von Max-Jacob Ost
Die personifizierte Deutsche Bank, Michael Ballack, kann bei Bedarf auch gucken wie eine WC-Ente
© Getty
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6. Der Triple-Kapitän: Es ist zumindest zu erahnen, wo sich Jürgen Klopp für sein Plädoyer auf Meinungsfreude inspirieren hat lassen. Bestimmt stand niemand Geringeres als Philipp Lahm Pate, der sich im Grunde nur noch durch seine Augenbrauen von Franz Josef Wagner unterscheidet. Ansonsten ist alles gleich: Von der Wertschätzung der eigenen Meinung bis hin zum Gehaltsscheck von der BILD. Es gehört jedoch zu den Eigenheiten unserer Medienwelt, dass das eigentliche Opfer seines Buches geflissentlich ignoriert wird. Dabei ist doch eindeutig: Lahm will jetzt auch Kapitän der deutschen Autorennationalmannschaft werden! Wir rechnen schon in sechs bis acht Wochen mit dem Gegenschlag in Form von Hass-Sonetten aus der Feder des jetzigen Kapitäns Norbert Kron. Ein Schlachtfest, von dem das Feuilleton Deutschlands noch lange reden wird!

7. Fränkische Sabotage: Es ist allgemeinhin bekannt, dass der 1. FC Nürnberg den Fußball permanent ad absurdum führt. Inzwischen haben die mittelfränkischen Ränkespiele aber ein Ausmaß erreicht, vor dem Philologenverbände und Logopäden immer gewarnt haben. Da wird ein Klose in die Abwehr gestellt und herzlos missachtet, dass er seitdem auf seine fröhlichen Jubelsaltos verzichtet. Und im Sturm geht unter dem Wehklagen von Deutschlehrern ein neuer Stern auf, dessen grammatikalische Inkonsequenz dem absurden Treiben die Krone aufsetzt. Fußball ist - findige Leser erinnern sich - ein Spiel der Widersprüche. Niemand hat das besser verstanden als der Club und sein neuer Stürmerstar Ess-wein.

8. Modernes Torwartspiel: Der Torwart ist im Fußball das Allerletzte. Als einzig verbliebene Hürde zwischen Torschuss und Jubelschrei stellt er metaphorisch den zu früh nach Hause zurückgekehrten Ehemann dar. Manch Stürmer hat es im Angesicht des Schlussmannes schon bereut, blank gestanden zu haben.

Im modernen Fußball muss ein Torhüter aber inzwischen vielseitiger sein als die Encyclopedia Britannica. Noch im Fallen nach der Parade hat er den nächsten Angriff einzuleiten. Vom Spielverderber ist er zu einer Art Herzschrittmacher der Offensive geworden. Eine Aufgabe, an der jedoch viele Heroen im Kasten scheitern. Nur selten gelingt es dem modernen Schlussmann, eine Torvorlage so formvollendet und gedankenschnell zu servieren, wie Jaroslav Drobny gegen den 1. FC Köln.

9. Zweikampfverhalten: Da nicht alle Sportler so sehr mit sich selbst zu kämpfen haben, wie Marko Arnautovic, ist man in jüngster Zeit dazu übergegangen, vermehrt auf den Zweikampf auszuweichen. Das führte zwar zu einer unnatürlichen Bevorteilung von Zwillingen - ist inzwischen aber gesellschaftlich so weit anerkannt, dass sich auch Steinböcke und Fische im Zweikampf probieren.

Wahre Ästheten des Duells Mann gegen Mann üben sich bereits in obskuren Verkünstelungen wie dem No-Look-Zweikampf. Wichtig ist dabei: Der im Anzug sollte Kopfnuss-Schwalben vermeiden und der im Trikot sollte so erschrocken dreinblicken als wäre er ein als Mensch geborenes Eichhörnchen, das sowohl auf Kenntnisse des Schwyzerdütschen als auch auf das Tragen einer Hose verzichtet. Treffen in einem solchen Ritual aber ein Johann und ein Lucien aufeinander, wird die ritterlich-würdevolle Auseinandersetzung schnell albern.

10. Ballernde Männer: Die Stammbäume europäischer Königshäuser zählen immer noch zum spannendsten was der Fußball zu bieten hat. Am vergangenen Wochenende bekamen Ahnenforscher reichlich Spekulationsvorlagen als "SKY"-Kommentator Michael Born Namenssicherheit der Extraklasse präsentierte: "Es passieren immer noch Dinge... Der Assistent hatte genau wie der bisher gute Dr. Jürgen Drees freie Sicht."

Eine direkte Verwandtschaft zwischen dem Kaiser Franz Beckenbauer und dem König von Mallorca liegt nicht länger im Bereich des Unmöglichen. Wieder einmal bewahrheitet sich der alte Spruch: Früher war mehr Heribert Fassbender.

11. Samstagabend. In einem Stadion Deutschlands:
"Die Ente bleibt draußen."

"Herr Robin-Dutt!"

"Die Ente bleibt draußen!"

"Herr Robin-Dutt, ich spiele immer mit einer Ente."

"Nicht mit mir."

"Ich kenne Sie ja erst seit dieser Saison."

"Wenn Sie die Ente hereinlassen, lasse ich den Leno draußen."

"Das sind wohl die Erpressermethoden Ihrer Gangsterfirma."

"Herr Doktor Völler!"

"Herr Robin-Dutt!"

"Sportdirektor wollen Sie sein? Ha!"

"Zum letzten Mal: Die Ente bleibt draußen"

"Herr Robin-Dutt, Herr Doktor Völler? Entschuldigen Sie bitte. Ich habe Ihre Nummer von Ali Karimi..."

 

Diese Alternative Liste ist dem größten deutschen Komiker gewidmet. Es ist nicht Lothar Matthäus.


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