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Von Florian Bogner
Hertha BSC stieg nach nur einem Jahr in der zweiten Liga wieder auf - und jetzt?
© Getty
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Nahezu alle Nachwuchstrainer, inklusive der Ex-Hertha-Profis Rene Tretschok (U 19), Andreas Thom (U 17) und Ante Covic (U 15), verlängerten ebenfalls. "Kontinuität ist gerade im Trainerstab eine der wichtigsten Komponenten für Hertha BSC", sagt Preetz.

Weil man in Berlin die Jugendarbeit trotz aller finanziellen Problemen stets gewissenhaft betrieb, erntet man nun die Früchte. "Das schafft nach innen und nach außen eine höhere Identität - und nicht zuletzt auch eine höhere Qualität. Denn die jungen Spieler sind heutzutage nicht nur charakterlich einwandfrei, sondern hervorragend ausgebildet und sehr gewissenhaft", sagt Sammer.

Malik Fathi ja, Marcos Senna nein

Offiziell ist die Kaderplanung so gut wie abgeschlossen. Inoffiziell ist Malik Fathi weiter in der Warteschleife. Der von Spartak Moskau zuletzt an den FSV Mainz 05 ausgeliehene Ex-Berliner würde gerne zurückkehren.

Die Ablösesumme von rund 1,5 Millionen Euro ist der Hertha aber zu hoch, auch wenn Babbel und Preetz Fathis Reife und Vielseitigkeit sehr schätzen.

Für die Offensive ist ein weiterer Neuzugang nur dann geplant, wenn Rob Friend einen neuen Verein findet.

Mit Änis Ben-Hatira ist ein weiterer talentierter Hamburger im Gespräch, die "B.Z." warf nun auch die Namen der schwedischen Jungnationalspieler Robin Söder und Nicklas Bärkroth in den Ring. "Wir sondieren den Markt, haben überall die Augen offen. Wir haben wenige Patronen, die aber müssen treffen", mahnt Preetz.

An Spaniens routinierten Europameister Marcos Senna, der den FC Villarreal wohl verlassen wird, ist man laut Preetz indes nicht interessiert, obwohl Meldungen die Runde machten. "Da ist nichts dran an dem Gerücht", sagte er. Senna passt auch so gar nicht ins Konzept, sportlich wie finanziell.

Preetz tritt auf die Euphorie-Bremse

Jung, dynamisch, erfolgreich - das sind die Attribute, auf denen die Arbeit von Preetz, dessen Tun öffentlich selten gewürdigt wird, basiert.

Vor allem, weil der 43-Jährige inzwischen gelernt hat, dass er gut daran tut, den Ball flach zu halten. Auch wenn man damit in Berlin nicht gerade Begeisterungsstürme erntet.

"Für Hertha BSC geht es in der kommenden Saison um nichts anderes, als die Klasse zu halten. Dies allein hat Priorität, irgendwelche anderen Träumereien bringen Hertha BSC nicht weiter", merkte Preetz schon inmitten der Aufstiegsfeierlichkeiten an.

Der Anspruch der früheren Jahre, ins internationale Geschäft durchstarten zu müssen, ist auf unbestimmt hinten angestellt. Bei Preetz heißt das: machbare und realistische Ziele setzen.

"Im Klub gibt es eine große Sehnsucht nach wirtschaftlicher Vernunft", sagte er dem Magazin "11 Freunde". Preetz und weitere Mitarbeiter verzichteten während der Zweitligazeit deswegen angeblich auch auf 40 Prozent ihres Gehalts.

Über 5000 neue Mitglieder in einem Jahr

Der Bundesliga-Etat von exakt 57,6 Millionen Euro - 24,8 Millionen davon für Personalaufwendungen - ist angesichts von 30 Millionen Euro Schulden dennoch ambitioniert. In der 2. Liga war man mit 45 Millionen Euro ausgekommen.

Die Acht-Millionen-Euro-Gabe eines unbekannten Investors sind dabei schon im Zweitliga-Etat verrechnet worden. 30 Millionen Euro Schulden - "das passt zu Berlin", scherzte Oberbürgermeister Klaus Wowereit kürzlich.

Dass der neue Etat laut dem Finanzchef Ingo Schiller dennoch "konservativ geplant" ist, liegt zum einen an einer erfolgreichen Fan-Anleihe, die der Hertha nochmals 3,5 Millionen Euro in die Kassen spülte.

Schiller bezeichnete die Anleihe als "ein starkes Stück Hertha" und als "Wertanlage, die die feste emotionale Bindung zwischen den Fans und Hertha BSC unterstreicht". In dieses Bild passt die Meldung, dass die Hertha dieser Tage sein 25.000 Mitglied gewinnen konnte - vor einem Jahr waren es noch unter 20.000 gewesen.

Wovon Neapel, Hannover und Valencia träumen

Dazu lockt die "neue" Hertha auch wieder die Berliner ins Olympiastadion. 77.116 Besucher beim 2:1 gegen den FC Augsburg bedeuteten Zweitliga-Rekord, der Schnitt von 46.678 Zuschauern pro Zweitliga-Partie bedeutete einen respektablen 18. Platz in Europa - vor Vereinen wie Neapel, Hannover oder Valencia.

"Es ist etwas passiert in diesem Jahr", stellte auch Wowereit verwundert fest. "Es ist eine besondere Affinität zu unserer Hertha entstanden." Im Zuge der Aufstiegseuphorie entdeckte Wowereit auch sogleich seinen Erfolgshunger: "Die Einladung für den Balkon steht. Es waren schon andere deutsche Meister in anderen Sportarten hier."

Die sportlichen Ziele für die Saison 2011/12 sind intern jedoch extrem niedrig angesetzt. Im DFB-Pokal ist "nur" das Überstehen der 1. Runde eingeplant, in der Liga will man mit mindestens 42 Punkten abschließen.

"Es ist zu sehen, dass die Berliner groß denken", sagt Sammer das große Ganze überblickend. "Allerdings glaube ich, dass der Klub im ersten Jahr nach dem Aufstieg erst einmal alles dafür tun sollte, sich in der Liga von den hinteren Rängen fernzuhalten."

Schließlich sind die Bagger eben erst vom Grundstück an der Hanns-Braun-Straße gerollt.

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