Löw: "Borussia Deutschland" geht zuweit

SID
Haben hervorragende Perspektiven in der Nationalmannschaft: Mats Hummels und Mario Götze
© Getty

Einige Dortmunder Jungstars haben auch in der deutschen Nationalmannschaft gute Perspektiven. Doch Bundestrainer Joachim Löw sieht im Moment keine große Notwendigkeit für ein "Borussia Deutschland".

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Fußball-Deutschland schwärmt von Borussia Dortmund und seinen jungen Meister-Helden. Doch "Borussia Deutschland" wird es in absehbarer Zeit wohl nicht geben. "Das ist zu hoch gegriffen", sagte Bundestrainer Joachim Löw und ergänzte auf Anfrage des "sid":

"Natürlich kann Blockbildung manchmal von Vorteil sein. Doch inzwischen ist die Mehrzahl der Spieler des Nationalmannschafts-Kaders so lange zusammen, dass unser Verständnis im Team gut ist und jeder auch um unsere taktischen Vorgaben weiß, sodass Blockbildung nicht unbedingt notwendig ist."

Dortmunder Spieler gehört die Zukunft

Löw weiß aber auch, dass den BVB-Jungstars Mario Götze (18), Mats Hummels (22), Sven Bender (22), Kevin Großkreutz (22) und Marcel Schmelzer (23) die Zukunft gehört. Dennoch warnt er auch mit Blick auf die EM 2012 in Polen und der Ukraine vor allzu hohen Erwartungen.

"Die Dortmunder Jungs müssen sich weiter entwickeln, denn der Maßstab sind immer die Turniere. Dort müssen sie beweisen, dass sie auf hohem Niveau gute Leistungen bringen", sagte er der "Bild-Zeitung". Ohnehin stelle nach wie vor Bayern München "den größten Block".

Im Gegensatz zu den Bayern-Profis Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller, Mario Gomez, Holger Badstuber oder Miroslav Klose haben Hummels, Götze und Co. in der Nationalmannschaft bisher noch nichts vorzuweisen. Insgesamt bringen es die fünf Dortmunder auf gerade einmal 14 Länderspiel-Einsätze, die sechs Bayern dagegen auf zusammen 328.

Doch das soll sich ändern. Hummels, Götze und Co. dürfen auch für die Länderspiele gegen Uruguay (29. Mai), Österreich (3. Juni) und Aserbaidschan (7. Juni) mit einer Nominierung rechnen. Zumal Löw von den aufstrebenden BVB-Bubis eine ganze Menge hält.

Taktisch hervorragend ausgebildet

Bei der Nationalmannschaft hätten die Dortmunder Profis zuletzt alle gute Werte gehabt, zudem eine hohe Auffassungsgabe, lobte der DFB-Coach: "Sie sind taktisch hervorragend ausgebildet - in Theorie und Praxis. Sie haben gute Perspektiven, zumal sie jetzt auch in der Champions League wichtige internationale Erfahrung sammeln können."

Zudem gehöre die Dortmunder Mannschaft zu denen in der Bundesliga, "die ganz schnell umschalten. Das ist ganz wichtig, um im modernen Fußball erfolgreich zu sein. Das versuchen wir auch bei der Nationalmannschaft. Hummels, Götze, Großkreutz, Bender und Schmelzer haben diese Qualitäten", führte Löw weiter aus.

Dies sei vor allem das Verdienst von Dortmunds Trainer Jürgen Klopp, meinte Löw: "Mit sachlicher und innovativer Arbeit hat er aus dem Kader das Optimale herausgeholt. Der Mut hat sich ausgezahlt, auf viele junge Spieler zu setzen. Dieses Vertrauen wurde von Hoffnungsträgern wie Mats Hummels oder Mario Götze eindrucksvoll belohnt."

Hummels mit besten Chancen

Innenverteidiger Hummels hat in der DFB-Auswahl derzeit die wohl besten Chancen auf einen Stammplatz. Während der 22-Jährige eine ganz starke Saison absolvierte, schwächelten die etablierten Per Mertesacker und Arne Friedrich zuletzt, aber auch WM-Teilnehmer Badstuber wackelte bei den Bayern bedenklich.

Auch Schmelzer hat gute Perspektiven, da Löw schon länger händeringend einen linken Verteidiger sucht. Bender, Götze und Großkreutz müssen sich dagegen im Mittelfeld mit prominenter Konkurrenz wie Schweinsteiger, Mesut Özil, Müller, Lukas Podolski oder Sami Khedira auseinandersetzen.

Dass Löw aber auf junge Spieler setzt, zeigte er in seiner Amtszeit immer wieder. Auch bei der WM 2010 in Südafrika warf er Müller, Özil, Khedira oder Badstuber ins kalte Wasser. Sollten sich die Dortmunder Jungs weiterhin so rasant entwickeln, könnte es ja doch noch einmal eine "Borussia Deutschland" geben - vielleicht spätestens bei der WM 2014 in Brasilien. Doch letztlich, so Löw, "zählt immer allein die Qualität des einzelnen Spielers", weniger die Vereins-Zugehörigkeit.

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