Petri Pasanen: Bloß nicht auffallen!

Von Marc-Oliver Robbers
Auf Petri Pasanen konnte sich Werder-Trainer Thomas Schaaf immer verlassen
© Getty

Seit sieben Jahren spielt Petri Pasanen für Werder Bremen. Dabei galt er nie als Mann der großen Worte. Doch in letzter Zeit entwickelte sich der wortkarge Finne geradezu zum Medienprofi. Selbst Geschäftsführer Klaus Allofs rieb sich verwundert die Augen. Jetzt steht der Finne vor einem unerwarteten Comeback: Erhält der eigentlich Ausgemusterte doch noch mal einen neuen Vertrag?

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"Er hat in den letzten drei Wochen so viel geredet wie in den ganzen sieben Jahren davor nicht. Immer, wenn ich ihn gesehen habe, stand er vor einer Kamera oder einem Mikrofon - da, wo wir ihn früher hinzerren mussten", zeigte sich Klaus Allofs nach dem Werder-Sieg über Borussia Dortmund sichtlich amüsiert.

Mit "er" meinte der Bremer Geschäftsführer Petri Pasanen.

Der Finne zog bei seinem (vermeintlich) letzten Heimspiel für den SVW eine mediale Aufmerksamkeit auf sich, die ihm in den vergangenen sieben Jahren nie zuteilwurde. Doch Pasanen machte das Spiel mit und konnte so auch mit dem im Werder-Fragebogen selbst verbreiteten Gerücht aufräumen, dass er leidenschaftlicher Hobbyangler sei.

"Das wollen doch die Leute von einem Finnen hören. Das fand ich am unauffälligsten. Aber ich gestehe hiermit: Ich habe noch nie geangelt. Durch die Fragebögen ist es aber so gekommen, dass ich ständig Angelzubehör geschenkt bekomme und Tipps kriege, wo die besten Stellen zum Fischen sind", gestand Pasanen vor Kurzem in einem Vereinsinterview.

Durchbruch bei Ajax Amsterdam

Ansonsten weiß der gemeine Fußballfan bis heute nicht viel über den 30-jährigen Abwehrspieler. Pasanen kommt wie Jari Litmanen aus dem finnischen Lahti und gelangte ebenso wie die skandinavische Fußball-Legende in jungen Jahren zu Ajax Amsterdam. Dort sicherte er sich schnell einen Platz in der Innenverteidigung und konnte an der Seite von Rafael van der Vaart und Zlatan Ibrahimovic erste Champions-League-Erfahrung sammeln.

Als im Januar 2004 seine Entwicklung stockte, wechselte er auf Leihbasis zum FC Porthmouth in die Premier League. Rückblickend auf sein Engagement in England sagte der Abwehrspieler einmal: "Das war kein Verein, indem ich mich wohlfühlen konnte. Auch der Fußball des Teams lag mir nicht. Es war einfach nur 'kick and rush'!"

Und so verpflichtete ihn Werder, um zusammen mit Frank Fahrenhorst den Abgang von Mladen Krstajic zu Schalke 04 zu kompensieren. Pasanen wurde dank seiner Vielseitigkeit auf Anhieb Stammspieler. Er lief entweder in der Innenverteidigung neben Valerien Ismael oder als Rechtsverteidiger auf.

Abwehrchef in Bremen

Mit Beginn der Saison 2005 und dem Abgang von Ismael gen München hatte sich der Finne zum Abwehrchef aufgeschwungen, um den brasilianischen Neuzugang Naldo anzulernen. Doch dann folgte eine Verletzung, die die Karriere des Allrounders nachhaltig veränderte.

In der Champions-League-Qualifikation gegen den FC Basel bekam Pasanen mehrere Ellbogenschläge an den Kopf. Diagnose: Schädel-Hirn-Trauma. Damit fiel der Nationalspieler mehrere Monate aus und verlor seinen Platz in der Folgezeit an Fahrenhorst. Die Verletzung hinterließ Spuren und Pasanen brauchte Zeit, um die Sache auch mental zu verarbeiten.

Defensiver Notnagel

Letztendlich konnte er aber nicht wieder an die Zeit vor der Blessur anknüpfen und mit der Verpflichtung von Per Mertesacker zur Saison 06/07 begann Pasanens "Karriere" als defensiver Notnagel. Egal wo jemand in der Viererkette ausfiel, der Finne war der erste Nachrücker.

Doch für seine öffentliche Wahrnehmung war dieser Mannschaftsdienst alles andere als förderlich. Schnell kam Kritik auf, wenn der Aushilfsflügelspieler wieder auf der linken oder rechten Abwehrseite aushelfen musste und er sich von flinken Außenspielern überlaufen ließ oder sich offensiv nicht mit einschaltete.

"Ich bin keiner, der mit einem super Solo an drei Spielern vorbeigeht. Ich bin kein Marko Marin, ich habe andere Qualitäten. Qualitäten, die mehr im Zentrum zum Tragen kommen. Mertesacker und Naldo hätten außen auch gewisse Schwierigkeiten als rechter Verteidiger. Ich spiele die Position aber für die Mannschaft. Ich weiß, was ich kann und was ich nicht kann", versucht sich Pasanen zu verteidigen.

Trotz aller Kritik hat es der Allrounder zusammen mit Daniel Jensen zum dienstältesten Bremer Spieler gebracht und das auf einer Position, auf der Werder die Spieler wechselt, wie andere ihre Unterhosen. "Petri war immer da, wenn er gebraucht wurde. Und er hat nie aufgemuckt, obwohl er mal rechts, dann links, danach zentral und anschließend wieder rechts spielen musste", findet auch der scheidende Kapitän Torsten Frings lobende Worte.

Bloß nicht auffallen!

Dass er in seiner Werder-Zeit nie gesperrt war, ist eine weitere Randnotiz, die irgendwie typisch für den Finnen ist. Bloß nicht auffallen!

Und so musste er nach dem letzten Heimspiel gegen Borussia Dortmund von seinen Mitspielern geradezu gezwungen werden, sich seinen Abschiedsapplaus vom Bremer Publikum abzuholen.

Sein süffisanter Kommentar nachdem ihn die Werder-Fans feierten: "Vielleicht haben die Fans ja auch gefeiert, dass ich weg bin. Schließlich gehe ich, und alle hier haben gute Laune", um dann aber ernst anzufügen: "Ich habe schon Gänsehaut gehabt. Es war sehr emotional."

Doch ein neuer Vertrag?

Aber das Fußballgeschäft ist schnelllebig und so gab Allofs überraschend in dieser Woche via "Bild" bekannt, dass Pasanen womöglich den Grün-Weißen erhalten bleibt: "Ich will das nicht leugnen. In der Innenverteidigung ist die personelle Situation nicht so hervorragend. Und mit Petri waren wir immer zufrieden."

Der Sinneswandel deutet daraufhin, dass in den letzten Tagen etwas in den Saisonplanungen nicht so gelaufen ist, wie sich die sportliche Leitung das vorgestellt hat. Ein Indiz: Die Fersen-Verletzung von Per Mertesacker soll laut der "Welt" wesentlich komplizierter als zunächst angenommen sein, ihm droht angeblich eine monatelange Pause.

Der Finne geht dagegen gegenüber "Bild" gewohnt unaufgeregt mit der Situation um: "Es wäre schon etwas verrückt. Ich wurde verabschiedet, hatte mit Werder abgeschlossen. Ich habe davon gehört, aber gesprochen hat noch niemand mit mir." Stimmt nicht so ganz. Erste Gespräche soll es schon gegeben haben.

Finnischer Sauna-Experte

Ein Denkmal hat sich Pasanen in Bremen aber in jedem Fall schon gesetzt: die neue Sauna in der Kabine.

"Als die Ostkurve umgebaut wurde und die neue Kabine geplant wurde, habe ich darum gebeten, mich um die Sauna kümmern zu dürfen. Ich habe dann ein paar Dinge empfohlen und sie in Finnland besorgt. Das wird meine Hinterlassenschaft an die nachfolgenden Generationen sein", berichtet der Finne stolz auf der Vereinsseite.

Und so bestätigt Pasanen wenigstens ein finnisches Klischee.

Petri Pasanen im Steckbrief

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