Beckenbauer: "Man serviert Hoeneß nicht ab"

SID
Franz Beckenbauer wirft Louis van Gaal einen Mangel an Kommunikationsfähigkeit vor
© Getty

Ehrenpräsident Franz Beckenbauer hat nach der Entlassung von Louis van Gaal beim deutschen Meister Bayern München nicht nur den Coach, sondern auch die Klubführung kritisiert.

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Ehrenpräsident Franz Beckenbauer hat nach der Entlassung von Trainer Louis van Gaal beim deutschen Fußball-Meister Bayern München nicht nur den Coach, sondern auch die Klubführung kritisiert.

"Die Trennung von Louis van Gaal war nun nicht mehr zu vermeiden. Damit ist leider der Versuch gescheitert, einen Trainer noch zu behalten, wenn sein Abschied zum Saisonende feststeht", schrieb der Kaiser in seiner "Bild"-Kolumne: "Es kann mal gut gehen, wie die Verantwortlichen des FC Bayern gehofft hatten. Doch meistens funktionieren halbe Sachen nicht. Wenn man zu dem Entschluss kommt, sich zu trennen, sollte man es sofort vollziehen."

Hauptproblem von Van Gaal sei die Beziehung zu Präsident Uli Hoeneß gewesen. "Louis van Gaal hat den Uli immer ein bisschen abserviert, und das macht man einfach nicht. Das war wie bei einem Schneeball, der immer größer und größer wird - und nun ist er auseinandergebrochen", sagte Beckenbauer bei "Sky90": "Wir beim FC Bayern brauchen schwierige Charaktere, aber dass er so schwierig ist, hätten wir auch nicht gedacht."

"Mir fehlte der Zug in der Mannschaft"

Die Spieler hätten laut Beckenbauer "nicht mehr richtig auf einen Trainer gehört, der ohnehin in ein paar Wochen weg ist. So schien es mir auch zuletzt bei Bayern zu sein. Mir fehlte der Zug in der Mannschaft. Deshalb war die Entscheidung gerechtfertigt."

Persönlich finde er das Ende der Ära van Gaal schade, so Beckenbauer. Der Niederländer habe "viel Bewegung in den Verein gebracht", junge Spieler wie Thomas Müller und Holger Badstuber "groß gemacht". Van Gaal sei "sehr selbstbewusst. Manchmal etwas zu selbstbewusst", schrieb Beckenbauer.

Beckenbauer übte aber auch leise Kritik am Bayern-Vorstand. "Man hat sich darauf verlassen, dass es funktionieren könnte. Wenn man sich trennt, dann bitte gleich, sofort. Er durfte 'gnädigerweise' - das Wort hat noch gefehlt - noch bleiben. Das war das Entscheidende", meinte Beckenbauer und ergänzte: "Da hast du keine Gefolgschaft mehr, die Ersatzspieler sowieso nicht mehr. Du kannst zu denen sagen, was du willst - die denken: 'Du kannst reden - nächstes Jahr bist du sowieso nicht mehr da'."

Unglückliche Einkaufspolitik

"Offenbar hat es ihm an Kommunikationsfähigkeit gemangelt. Der Torwart-Wechsel war nicht van Gaals einziger Fehler. Auch in der Einkaufspolitik - oder besser: Nicht-Einkaufspolitik - agierte er unglücklich", meinte Beckenbauer

Außerdem ergänzte er: "Der FC Bayern muss nun eine verkorkste Saison retten. Ich mag gar nicht daran denken, wenn wir das Minimalziel Champions League verpassen."

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