"Ich möchte noch einige Jahre bleiben"

Von Interview: Jochen Tittmar
Lucas Barrios ist glücklich in Dortmund und möchte noch ein paar Jahre beim BVB bleiben
© Getty

Lucas Barrios spielt nun seit fast zwei Jahren bei Borussia Dortmund, trifft durchschnittlich in jedem zweiten Spiel ins Tor und hat große Chancen, in dieser Saison seinen ersten Titel beim BVB einzufahren. Mit SPOX sprach der Torjäger über das Leben in Deutschland, einen gescheiterten Wechsel nach Frankreich und seine anfänglichen Probleme bei der Borussia.

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Als Lucas Barrios vor knapp zwei Jahren als Nachfolger von Alexander Frei präsentiert wurde, rümpfte man ob des unbekannten Mannes aus Südamerika hier und dort die Nase. Die anfänglichen Probleme der Eingewöhnung waren zudem Wasser auf die Mühlen derjenigen, die Barrios nicht zutrauten, in der Bundesliga Fuß zu fassen.

Heute ist Barrios Leistungsträger beim Tabellenführer aus Dortmund, einer der besten Stürmer der Liga und begehrt in Europa. In insgesamt 73 Pflichtspielen für die Westfalen gelangen dem 26-Jährigen beachtliche 41 Treffer.

Aktuell laboriert der Stürmer an einem Muskelfaserriss im Adduktorenbereich, den er sich im Spiel gegen Hamburger SV zuzog. Barrios soll beim Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach (Sa., 18.15 Uhr im LIVE-TICKER), wo der BVB die siebte deutsche Meisterschaft bereits perfekt machen kann, allerdings wieder einsatzbereit sein.

SPOX: Herr Barrios, stimmt es eigentlich, dass Sie im Haus Ihres Vorgängers Alex Frei wohnen?

Lucas Barrios: Ja, sechs Monate lang habe ich dort gewohnt. Alex Frei stellte den Kontakt zum Vermieter her. Während meiner Abwesenheit ist allerdings in das Haus eingebrochen worden und ich zog umgehend aus.

SPOX: Sie sind jetzt seit zwei Jahren in Deutschland. Was gefällt Ihnen hier, was nicht?

Barrios: Das erste große Problem war für mich natürlich die Sprache. Ich war schnell begeistert von der ganzen Organisation im Land. Was mir nicht so gefällt, sind die vielen Formalitäten und der Papierkram.

SPOX: Was ist für Sie typisch deutsch?

Barrios: Eine Bratwurst mit Brötchen und Senf. Und das Bier.

SPOX: Ihr Dolmetscher Hartmut Meuleneers erzählte im Interview mit SPOX, dass Sie viel Zeit miteinander verbringen. Wie sieht Ihr soziales Umfeld ansonsten aus?

Barrios: Zuerst einmal muss ich sagen, dass Hardy für mich auf jeden Fall eine sehr große Unterstützung und wichtige Bezugsperson ist. Durch ihn habe ich sehr viel gelernt. Auch privat machen wir einiges, das stimmt. Ansonsten sind bei mir entweder Freunde und Familie zu Besuch oder inzwischen auch viele Freunde aus Dortmund. Mein Sohn Tomas kommt beispielsweise regelmäßig für mehrere Monate. Ansonsten weiß ich als reifer Profifußballer mit der Situation umzugehen, auch mal von der Familie getrennt zu sein.

SPOX: Wer sind denn Ihre Kumpels beim BVB. Es heißt ja immer, dass die Spieler auch privat viel zusammen machen.

Barrios: Richtig, auch ich unternehme viel mit den Kollegen. Vor allem mit Felipe Santana, Neven Subotic, Kevin Großkreutz und Shinji Kagawa. Wir sitzen oft zusammen und reden einfach oder spielen etwas.

SPOX: Als Sie noch bei Colo Colo waren, wären Sie beinahe beim AS Nancy in Frankreich gelandet. Warum ist der Transfer noch gescheitert?

Barrios: Es waren letztlich zu viele Vermittler dazwischen. Die Situation war für mich dann irgendwann nicht mehr klar genug. Daher habe ich mich dagegen entschieden. Im Nachhinein bin ich sehr froh, denn sonst wäre ich heute nicht beim BVB. Das ist das Beste, was mir passieren konnte.

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SPOX: Nach Ihren ersten Spielen beim BVB hat Sie Jürgen Klopp für einige Zeit aus der Mannschaft genommen. Der Boulevard sprach schon vom "Weltnixjäger". Wie haben Sie das damals aufgenommen?

Barrios: Als Fußballprofi habe ich bisher viel mitgemacht. Da gab es auch schon bedeutend härtere Situationen als sieben Spiele lang nicht zu treffen. Ich habe aber immer an mich geglaubt und mir die Kritik nicht zu Herzen genommen. Das ist einfach ein Teil des Fußballs.

SPOX: Klopp hat Sie auch aus dem Team genommen, damit Sie in Ruhe an Ihren Defiziten arbeiten konnten. Was haben Sie in dieser Zeit genau gemacht?

Barrios: Ich habe sehr viel an mir gearbeitet, mental wie physisch. Ich habe intensiver deutsch gelernt und körperlich viel trainiert. Mein Ziel war es, schnellstmöglich wieder in der bestmöglichen Verfassung auf dem Platz zu stehen.

SPOX: Sie haben vor Ihrer Zeit in Dortmund ausschließlich in südamerikanischen Ländern gespielt. Was ist für Sie der größte Unterschied zu Deutschland?

Barrios: In Südamerika hat man eindeutig mehr Platz zum Spielen. Es wird auch nicht so eng gedeckt. Hier in Europa ist das Spiel viel schneller und athletischer.

SPOX: Mats Hummels sagt, wenn die Top-5-Vereine in Europa anklopfen, würde er ins Grübeln kommen. Wann wäre das bei Ihnen der Fall?

Barrios: Seit meiner Kindheit träumte ich davon, dass ein großer Klub an die Tür klopft. Jetzt bin ich aber bei einem großen Klub. Sollte ein neues Angebot kommen, hängt es vom Verein ab, ob er mich gehen lassen möchte. Die Verantwortlichen kennen die Angebote. Ich denke heute nur an den BVB, habe Vertrag bis 2014, bin hier sehr glücklich und möchte noch einige Jahre hier bleiben.

Lucas Barrios im Steckbrief

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