Being Theofanis Gekas

Von Stefan Moser
Nur noch in Wolfsburg glaubwürdig: der Osterhase
© Getty

Statistisch betrachtet finden auf der Welt in jeder Sekunde 2778 Geschlechtsakte statt. Wer also schon länger ohne leben musste, darf sich nun freuen. Wie Christoph Daum herausgefunden hat, steht der nächste Sex unmittelbar bevor. Alle Berechnungen im Detail - in der Alternativen Liste des 31. Spieltags.

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1. Trainerdiskussion: Weil Armin Veh jetzt an einem besseren Ort ist, nämlich braungebrannt in einem Fernsehstudio, konnte er sich auch leisten, nach dem 0:3 des HSV in Stuttgart ein paar freche Worte an seinen Nachfolger zu adressieren. "Der Michael Oenning sieht ja jetzt auch schon anders aus, als Cheftrainer", sagte er in Anspielung auf seine eigene Gesichtsfarbe, die während seiner Zeit in Hamburg gemeinsam mit den Leistungen der Mannschaft immer grauer wurde. Und er hatte selbstverständlich Recht. Oenning musste, eingekreist von seinen Vorgängern Veh und Labbadia, spätestens am Samstag einsehen, dass es nicht allein am Trainer liegt, sondern möglicherweise auch ein ganz klein wenig an den Spielern: Eljero Elia ist ein fleischgewordener Vorführeffekt, Ze Roberto macht Altersteilzeit, David Jarolim ist eben David Jarolim; und jedes Mal, wenn Heiko Westermann das Spiel schnell machen will, begeht ein Fußballlehrer Selbstmord. Doch sollte er jemals beim HSV angestellt gewesen sein, kann man sich immerhin trösten: Er ist jetzt an einem besseren Ort.

2. Legalize it! Eine erstaunlich flexible Woche legte Frankfurts Christoph Daum im Umgang mit seinem Intim-Feind Uli Hoeneß hin. Erst wollte er sich gar nicht äußern, dann sagte er, er wolle "mit dem eben erwähnten Herren", dessen Namen er nicht in den Mund nahm, "gar nicht mehr zusammentreffen". Und als der Hahn zum dritten Mal krähte, war Daum schließlich der Meinung, er wolle Hoeneß am Samstag eventuell doch die Hand schütteln, schließlich sei er ein Mann, der neben dem Charme eines Gebrauchtwarenhändlers auch jede Menge "Toleranz und Liebe" verbreite. Und spätestens da wäre doch nun langsam auch die DFL gefragt: Entweder Haarprobe verlangen, oder eben Marihuana legalisieren!

3. Schweiß: Dass er ihm dann doch die Hand nicht reichte, sei verziehen.

Denn erstens ging Herr Hoeneß selbst ihm aus dem Weg; und zweitens legte dessen Auftritt auf dem Sonnendeck der VIP-Tribüne doch eher unangenehm plastisch den Trugschluss nahe, dass "transparent" von "transpirieren" kommt. Auch wenn wir uns den Anblick lieber erspart hätten - von uns gibt's dafür den: "Mister-Wet-Wurstfabrikant-Award in Rosa" für Herrn Ulrich Hoeneß!

4. Die berühmten Kleinigkeiten: Nicht unerwähnt darf bleiben, dass die Meisterschaftsentscheidung auch auf Grund zweier äußerst fieser Blattschüsse vertagt wurde: Erst ballerte Hoffenheims Ryan Babel dem Kollegen Rudy den Ball im eigenen Strafraum voll ins Osternest - Vidal nutzte den Abpraller zum Siegtreffer für Leverkusen. Der zweite Anschlag galt dann Dortmunds Kevin Großkreutz, der schon vor der Partie aus dem Hinterhalt getroffen wurde: Guckst Du!

5. Typische Fußballerprobleme: Und da saßen sie nun im Aktuellen Sportstudio, Michael Steinbrecher und Christoph Daum, wie zwei bekiffte Pfadfinder beim Kirchentag, vereint im unerschütterlichen Glauben an den Look der Achtziger - und fanden sich voll dufte. Was Herrn Daum auch gleich zu einem esoterischen Exkurs ins Innere eines Torjägers animierte. Dass Theofanis Gekas nämlich den Ball vorm leeren Tor nicht traf, müsse der Stürmer für sich selbst als kleinen Sieg verbuchen. Denn statistisch betrachtet käme der olle Grieche damit seinem nächsten Treffer ja nur näher. Das ist, egal wie man's betrachtet, natürlich Unsinn. Aber, so Daum: Es hilft dem Gekas, sich aus seinem "Gedankengefängnis" zu befreien. Ein Gefängnis aus viel zu vielen Gedanken! Da fiel es uns wie Schuppen von den Augen! Theofanis Gekas sieht nämlich auch exakt so aus, als wäre genau das sein größtes Problem.

6. Glaub' nicht an den Osterhasen! Wie man einen Geblendeten wirklich aus seinem Gedankengefängnis befreit, zeigte dagegen Wikileaks-Reporter Jörg Dahlmann, der vor dem Spiel gegen Dortmund einem Gladbacher Einlaufkind den Irrglauben austrieb, es würde an der Hand von Marco Reus das Spielfeld betreten.

Reporter: "Aber Du läufst gar nicht mit den Gladbachern ein, sondern mit Dortmund."

Unbeirrbares Einlaufkind: "Nö!"

Investigativer Reporter: "Doch!"

Trotziges Einlaufkind: "Nö!"

Knallharter Reporter: "Doch!

Verunsichertes Einlaufkind: "Nö... oder..."

Gnadenloser Reporter: "Oh doch!!"

Gebrochenes Einlaufkind: "Hä?!?!"

7. Berufsrisiko: Mal wieder trieb ein gemeiner Journalist auch Christian Nerlinger in die Enge. Warum Schalkes Sportchef Horst Heldt in Sachen Manuel Neuer denn mit Karl-Heinz Rummenigge telefonierte, und nicht mit Nerlinger selbst, wollte der Mann mit dem Mikro vom Bayern-Bösschen wissen.

Und bekam die Auskunft: "Weil wir sehr viel Sportkompetenz haben." Gut gegeben, Nerlinger, aber mal was anderes: Haben Sie selbst eigentlich schon diese abgrundtiefe Falte bemerkt, die Ihnen während der letzten 20 Monate gewachsen ist? Da senkrecht auf der Stirn, zwischen den Augenbrauen? So rosagefärbt von der Sonne erinnert das fast ein wenig an ein Sparschwein. Und wenn man zwei Euro in den Schlitz wirft, kommen dann Phrasen raus?

8. Keep it real: Das Duell Schalke gegen Kaiserslautern - Arbeiter-Romantik gegen Arbeiter-Romantik - endete 1:0 für die Gäste. Aber nicht etwa, weil Königsblau mit einer B-Elf den Wettbewerb verzerrt hätte. Es war vielmehr ein Sieg der Ehrlichkeit, der klaren Linie und der Klub-Identität. Denn während Schalke mittlerweile einen Professor auf der Bank hat, zeigte die Analyse von Siegtorschütze Lakic ("Wir haben ein Tor geschossen, das hat Schalke nicht geschafft, deshalb haben wir gewonnen"): Am Betzenberg wird eben auch im Hirn noch eher malocht.

9. Beamten-Talk: Weil er auch an der Seitenlinie stets viel Toleranz und Liebe verbreitet, wurde Christoph Daum in den Schlussminuten gegen Bayern noch auf die Tribüne verbannt.Was Schiedsrichter Dr. Jochen Drees wie folgt erklärte: "Ich wurde darüber informiert, dass sich Herr Daum in einer nicht gebührlichen Art und Weise gegenüber dem vierten Offiziellen geäußert hat." Eine sehr schöne Rede, Herr Doktor, da möchte man fast aufstehen. Aber trotzdem eine Frage: Wie verhält man sich eigentlich gebührlich gegenüber einem, der das Wort gebührlich ohne jeden ironischen Unterton benutzt?

10. Tücken der Fantasie: Eine sehr schöne Metapher hatte sich Marcel Reif extra für das Topspiel überlegt. Nämlich diese: "Wenn München für van Gaal ein warmer Mantel war, ist Dortmund für Jürgen Klopp wie ein Latex-Anzug." Man versteht durchaus, was der Kommentator damit sagen will, trotzdem ruft der Vergleich doch ein paar sehr unschöne Bilder vors innere Auge. Vor allem wenn man unterstellt, dass die Metapher mehr über Reif als über Dortmund oder Kloppo aussagt.

11. Und zum Schluss: Natürlich. Frohe Ostern! Klick!

Der 31. Spieltag im Überblick

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