Erkennen Sie diesen Mann?

Von Max-Jacob Ost
Kompliment, Herr Rafati! Genialer Schachzug ein Kostüm zu wählen, das Ihrem Beruf so fern liegt…
© Getty

Karneval, Du bist super! Kaum zu glauben in was für Verkleidungen sich die Bundesliga gestürzt hat. Oder erkennen Sie den Mann auf dem Foto? Wir mussten auch zweimal hinschauen. Wie auch sonst bei dem ein oder anderen Akteur unseres Karnevalumzugs in der Alternativen Liste.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Wie wunderbar ist er, der Karneval. Der Berlusconi unter den Jahreszeiten - hier ist einfach alles erlaubt. Minderjährige bringen ihren Eltern Flatrate-Saufen bei, das Musikanten-Stadl-Bombardement der Öffentlich-Rechtlichen wird von 73-stündigen Büttenreden-Liveübertragungen abgelöst und wer nicht in schlechten Kalauern spricht, wird verdroschen. Selbstredend liebt die Alternative Liste deshalb den Karneval. Umso toller ist es, dass sich die Bundesliga in den bunten Reigen einreiht und uns mit elf lustig dekorierten Umzugswagen erfreut. Wobei wir ja immer dachten, "Umzugswagen" wäre der Fachbegriff für den Dienstwagen von Louis van Gaal. Dädää, dädää, dädääää...

1. In the jungle, the mighty jungle...: Da ist auch schon der erste Wagen am Horizont zu sehen. Selbstredend fährt der General voran. Ein bisschen gehetzt zwar, da ihm Uli Hoeneß schon den ganzen Umzug über die Reifen aufschlitzen möchte, aber dennoch bewahrt König Louis Haltung. Völlig zu Recht, wie wir finden. Immerhin konnte sich seine Mannschaft gegen einen Champions League-Teilnehmer auswärts ein achtbares 1:3 erzaubern. Und wie schön waren die Kombinationen der Bayern! Lahm auf Ribery. Lahm auf Robben. Lahm auf van Gaal. Lahm ins Seitenaus. Einfach herrlich!

Es war einfach beeindruckend zu sehen, wie oft die Bayern ihren Gegner zu Einwürfen zwangen. Aber wer sind wir einfachen Gemüter, dass wir diesen bajuwarischen Parforceritt in Worte fassen wollen? Lassen wir lieber den Träger des warmen Mantels selbst zu Wort kommen: "Nach dem 0:2 haben meine Spieler mit Löwenherz gekämpft. Das war sehr gut." Ganz ehrlich: Wir danken Louis XIV. für diesen Satz. Denn endlich offenbart sich uns der wahre Masterplan des Nulpen-Generals: Die Bayern sollen fortan spielen wie die Sechziger. Seht Ihr: Und schon macht das alles Sinn!

2. Apropos Zweite Liga: Einen kurzen Moment hatten wir die Angst, das Bayernspiel wäre nur aus humoristischen Gründen so bezaubernd gewesen. Doch dann tat die SKY-Konferenz was sie am besten kann: Sie riss uns aus unseren Träumen. Denn ganz offensichtlich war auch deren Kommentator vom Bayernspiel so gefesselt, dass er - metaphorisch gesprochen - einen Tauchsieder im Hirn stecken hatte (vermutlich in der Region des Delling-Lappen). Gab er doch tatsächlich mit folgender Überleitung zur Partie Frankfurt gegen Lautern ab: "Apropos Tore - was passiert beim Spiel in Frankfurt?" Wir haben lange überlegt und mal fünf Überleitungen herausgesucht, die fast genauso passend gewesen wären:

  • "Apropos Champions League - was macht eigentlich Idrissou?" (Copyright: User MHO)
  • "Apropos schlecht durchblutet - wie geht es Uli Hoeneß in Hannover?"
  • "Apropos Hexenkessel - wie ist die Stimmung in Hoffenheim?"
  • "Apropos unbestechlich - alles ok bei der FIFA?"
  • "Apropos Meisterschaft - was macht eigentlich Schalke 04?"

3. Klaus Kinski meets Hulk Hogan: Einen ersten Sieger hat dieser Umzug schon. Denn die Verkleidung des zweiten Wagens ist kaum zu toppen. Was für eine verrückte Idee, Frankfurt gegen Lautern als Fußballspiel zu schmücken! Doch auch der darauf folgende Augenschmaus ist nicht zu verachten. Wir sehen: Hulk Hogan auf Speed und Klaus Kinski auf Valium (beide also ungefähr gleich erregt) wie sie wüst die eigene Mannschaft, den Karneval und die Schiedsrichter beschimpfen. Eine tolle Idee!

Wer hätte Ioannis Amanatidis und Ralph Gunesch eine solche Wandlungsfähigkeit zugetraut. Nachdem beide am Wochenende noch entspannter waren als Rainer Langhans im Selbstgespräch mit Rainer Langhans:

"Es sind drei Mann: Zwei Linierichter, ein Schiedsrichter, Wie viel brauchen die noch? Fünf, sechs sieben? Und jetzt kriege ich ein Disziplinarverfahren, weil ich mich beschwert habe." (Ioannis Amanatidis gibt sich SKY gegenüber ungewohnt handzahm.)

"Das war ein Schlag in die Fresse, so ein Spiel. Das ist wie mit einem Klappspaten ins Gesicht - ein Knock-Out." (Ralph Gunesch, während er ein magenta-farbenes Freundschaftsbändchen für LIGA total! knüpfte.)

Wir taufen diesen Wagen auf den Namen: "Die rollende Wuthöhle. Gesponsert von Katia Saalfrank und den fünf, sechs, sieben Hamburger Klappspaten".

4. Von Kröten und Werder: Größer könnte der Kontrast zum folgenden Wagen kaum sein. Denn was folgt, ist eine Mischung aus UNICEF, Ein Herz für Kinder und der Gesellschaft zur Aufpäppelung von dreibeinigen Hundewelpen. Kenner wissen: Es handelt sich um den SC Freiburg. Den Gutmenschen der Bundesliga (Nicht zu verwechseln mit dem Gutfriedmenschen der Bundesliga, Johannes B. Kerner...). Vor zwei Wochen noch sperrte man einen Teil der Zufahrtswege zum Stadion, um die letzten Kröten vor Felix Magath zu retten (der sucht derzeit überall danach), jetzt wurde man dafür vollkommen berechtigt zum Held für Tiere erklärt.

Doch die Liebe für Mensch, Tier und Nummer Vier geht noch weiter im Breisgau. Sagte Heiko Butscher nach der Niederlage gegen Bremen doch tatsächlich: "Bremen liegt uns nicht so richtig. Wir wollten einen Heimsieg schaffen, das ist uns wieder nicht gelungen. Wir werden das nächstes Jahr wieder angehen." Ein schöneres Kompliment kann man Werder Bremen derzeit wohl nicht machen, oder? Einfach davon auszugehen, dass sie auch nächstes Jahr noch in der 1. Liga dabei sind...

5. Kostümpreise: Zwischen all dem Klamauk wird es Zeit, auch die besten Kostümierungen des Wochenendes zu prämieren. Die Jury hat sich für folgende Persönlichkeiten entschieden. Gewonnen haben: Uli Hoeneß als rotes Blutkörperchen, Michael Ballack als Leverkusener Stammspieler, Michael Rensing als Oliver Kahn und Thomas Tuchel als Ein-Mann-Pantomime der Stierjagd von Pamplona. Ein Sonderpreis geht an Babak Rafati für seine Verkleidung als Unparteiischer.

6. Der Rafati der Woche: Während sich bei den Verkleidungen die Favoriten durchsetzen konnten, geht der "Rafati der Woche" dieses Mal etwas überraschend nicht an seinen Namensgeber. Denn da der Doktortitel in Deutschland nun wieder mehr wert ist als eine Mitgliedschaft im örtlichen Copyshop, kommen wir nicht umhin, diese Auszeichnung an ein akademisch vollwertiges Mitglied der Bundesliga zu verleihen.

Da Rangnick derzeit mit einer Gastprofessur in einem namhaften schwedischen Möbelhaus weilt (Themen: Wie mache ich den Raum eng? Wie verschiebe ich richtig? Und: Hilfe! Meine Vertikale dominiert die Horizontale! (Exkurs aus der Sexualkunde)), kann es für diese Ehrung nur einen geben. Wir gratulieren ganz herzlich: Dr. Felix Brych! Er nahm das Karnevals-Zepter in die Hand und zeigte Schalke und Dortmund, wie das mit dem Verkleiden geht. Beeindruckend, wie er Pogrebnyak als Engel und Benedikt Höwedes als Teufel maskierte. Chapeau!

7. Felix mit dem Durchblick: Einem dürfte diese Ehrung gar nicht gefallen: Felix Magath. Schließlich war er der einzige, der sich so wirklich verkleidet hat. Wegen einer Bindehautentzündung musste er eine schicke Brille aus der Ray-Charles-Kollektion tragen. Würde man normalerweise nie Witze drüber machen. Aber ist halt Karneval! Und jetzt mal unter uns: Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet demjenigen Menschen die Augen den Dienst verweigern, der die Schalker am häufigsten "spielen" sehen muss.

Im Grunde muss man deshalb die kurzzeitige Augen-Auszeit (nicht zu verwechseln mit drei Weizen und zwei Weißwürsten - der sogenannten Auge-Auszeit) sogar als Beweis von Magaths Nehmerqualitäten bewerten. Denn bei jedem normalen Menschen hätten sich schon nach drei Minuten als Schalketrainer die Augäpfel selbst aus den Höhlen gerissen und sich sämtliche inneren Organe an der Speiseröhre entlang in Richtung Freiheit gehangelt. Also: Wir ziehen den Hut, lieber Felix! Und noch nie war es witziger, wenn ein Trainer dem Schiri nach grotesker Fehlentscheidung zugerufen hat: "Du Blinder! Das hab ja sogar ich gesehen! Haste einen Schatten auf den Augen oder was? Kauf dir mal 'ne neue Brille!"

8. Guttenberg der Woche: Eine herrliche Parodie haben sich die Nürnberger für ihren Karnevalswagen ausgedacht. Warum nicht mal einer der wenigen erfrischenden Fußballsendungen in den Medien huldigen? Sieger der nicht-hanseatischen Herzen in diesem bunten Umzugstreiben: Der Club und sein gegen St. Pauli erstmals präsentierter Themenwagen mit dem Titel "Eiglers wunderbare Welt des Fußballs".

9. Die roten Karnevalsverweigerer: Sehr verehrte Damen und Herren, es tut uns sehr leid, Ihnen eine traurige Nachricht überbringen zu müssen. Erstmalig wird der Umzug der Alternativen Liste nur mit zehn Themenwagen stattfinden müssen. Ein Teilnehmer ist bis jetzt nicht aufgetaucht. Wir hatten uns sehr auf den groß angekündigten Spaß gefreut. Doch anscheinend war alles nur ein großer Bluff. Wie uns zu Ohren gekommen ist, soll der Tross im normalen Arbeitstempo gestartet und damit zum ärgerlichen Hindernis für die Schnecken der Umgebung geworden sein. Es tut uns leid, aber von der Bayern-Abwehr fehlt bis jetzt jede Spur...

10. Hamburger Heimatliebe: Kommen wir zum vorletzten Wagen unseres Umzugs. Wir sehen: Blümchentapete, Unterhemden nebst fleischig verquollenen Besitzern, ein Kreuz über dem Röhrenfernseher und viel schlechte Luft. Welch gelungene Umsetzung der aktuellen Situation vom Hamburger SV! Denn so paradox es klingen mag: Nichts ist den Rothosen derzeit ähnlicher als die Bewohner eines typischen niederbayerischen Wohnzimmers. Warum? Gleich aus mehreren Gründen: Sie bewegen sich eigentlich nur ungern, lassen sich zuhause gerne mal von Gästen einen einschenken und fühlen sich als bundesweite Nummer Eins. Und nicht zu vergessen: Sie stehen Europa sehr skeptisch gegenüber. Ja, am liebsten würden sie nicht mal mitmachen...

11. Prinzenpaar: Wie immer bilden den Abschluss des Umzugs die königlichen Häupter des Karnevals. In diesem Fall, ganz modern, handelt es sich um ein Prinzenpaar. Beide haben sich in die Herzen der jecken Gesellschaft gesprochen. Zum einen Jens Lehmann. Der bei SKY90 nicht nur in hysterisches Lachen ausbrach, als angesprochen wurde, dass noch nie ein gegnerischer Torhüter in München so ausgepfiffen wurde wie Neuer. Sondern der auch noch den van Gaal machte und verbal seine Cojones auf den Tisch knallte. Denn als es um die Nachfolge des Sonnenkönigs bei Bayern ging, schaukelten sich die Anwesenden schnell zu fürchterlicher Verbaldiarrhoe hoch. Als dann endlich der Gipfel erreicht war und der Name "Christoph Daum" fiel, schritt der Lehgott ein: "Also wirklich. Das ist jetzt aber "Doppelpass"-Niveau!" Den Gesichtsausdruck von Studiogast Jörg Wontorra sollte SKY als Bildschirmschoner zum Download anbieten...

Und sein kongenialer Karnevalsgegenpart? Auch ein Mann in Diensten von SKY. Wir betonen: Von SKY. Denn anscheinend war sich Kommentator Marco Hagemann da selbst nicht so sicher. Schließlich ließ seine Verabschiedung nach dem Spiel Freiburg gegen Bremen mindestens geheime Wünsche erkennen: "Damit verabschiede ich mich von den ARD-Zuschauern." Wir sagen: Peinlicher geht es ja wohl wirklich nicht. Oder was meint Ihr, liebe SPORT1-User?

Der praktische RSS-Feed zur Alternativen Liste

Der 25. Spieltag im Überblick

Artikel und Videos zum Thema