Pauli-Spieler als Zeugen im Wettskandal befragt

SID
Carsten Rothenbach ist als Zeuge von der Bochumer Staatsanwaltschaft befragt worden
© Getty

Der FC St. Pauli geht im Wettskandal in die Offensive und hat die Namen von drei Spielern veröffentlich, die von der Bochumer Staatsanwaltschaft befragt worden sind.

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Flucht nach vorne beim FC St. Pauli: Der in den Wettskandal verwickelte Bundesliga-Aufsteiger ist gezielt in die Offensive gegangen und hat am Dienstag bestätigt, dass drei Spieler seines aktuellen Kaders von der Bochumer Staatsanwaltschaft als Zeugen befragt worden sind.

Nach Angaben des Vereins handelt es sich dabei um Mittelfeldspieler Florian Bruns sowie die beiden Verteidiger Carsten Rothenbach und Ralph Gunesch.

"Es wird Zeit, diesen Leuten den Kampf anzusagen"

In einer emotionalen Erklärung machte Trainer Holger Stanislawski aber zugleich deutlich, dass man absolut davon überzeugt sei, dass das Trio nichts mit illegalen Wettgeschäften zu tun habe: "Ich verbürge mich für diese Spieler, habe hundertprozentiges Vertrauen zu ihnen und werde sie bedingunglos schützen. Für jeden von ihnen würde ich meine Hand ins Feuer legen."

Der Chefcoach reagierte damit auf einen Bericht des "ARD"-Magazins "Fakt", demzufolge einer der Hauptverdächtigen bei seiner Vernehmung Namen von ehemaligen, aber auch aktuellen St. Pauli-Profis genannt haben soll. Für Stanislawski eine Ungeheuerlichkeit.

"Es wird Zeit, diesen Leuten den Kampf anzusagen. Da wird einem geldgeilen Kriminellen aus irgendeinem Kellerloch Gehör geschenkt", echauffierte sich Stanislawski.

Ausgangspunkt ist Rene Schnitzler

Vize-Präsident und Jurist Gernot Stenger verwies zwar darauf, dass die Staatsanwaltschaft jedem Hinweis nachgehen müsse, stellte aber klar: "Unsere Spieler sind keine Beklagten und schon gar keine Angeklagten. Sie haben bei einer Zeugenbefragung ausgesagt, um der Sache zu dienen. Wir stehen in regelmäßigem Kontakt zur Staatsanwaltschaft. Dass wir jetzt die Namen veröffentlichen, ist mit den drei Spielern abgesprochen."

Den Stein ins Rollen gebracht hatte der frühere Zweitliga-Profi Rene Schnitzler, der Anfang November vergangenen Jahres in einem Gespräch mit dem Magazin stern zugab, von einem Wettpaten insgesamt mehr als 100.000 Euro Bestechungsgeld angenommen zu haben.

Dafür habe er 2008 fünf Spiele des FC St. Pauli manipulieren sollen. Bei dem von Schnitzler namentlich genannten Torhüter Mathias Hain hatten sich die Beschuldigungen als haltlos herausgestellt.

Schnitzler outete sich als spielsüchtig

Auf einen von seinem ehemaligen Mitspieler angekündigten Entschuldigungsbrief wartet der Reservekeeper der Hamburger allerdings bis heute vergeblich. "Bei uns ist nichts angekommen", sagte St. Paulis Sportchef Helmut Schulte.

Stanislawski machte deutlich, dass er sich für Schnitzler, der sich mittlerweile als spielsüchtig geoutet hat, schon vor dem Bekanntwerden des Wettskandals nicht so weit aus dem Fenster gelehnt hätte: "Nicht für jeden Spieler, der einmal bei uns Fußball gespielt hat, hätte ich die Hand ins Feuer gelegt. Wir sehen uns jeden Profi, den wir verpflichten wollen, genau an, aber man kann in einen Menschen nicht hundertprozentig hineinschauen."

Der Beginn des Prozesses vor dem Landgericht Bochum gegen insgesamt sechs Angeklagte soll am 21. März stattfinden.

Die Anklageschrift wurde am 29. Dezember vergangenen Jahres fertiggestellt und umfasst 287 Seiten.

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