Spaziergang mit dem Brustring

Von Stefan Rommel
Frommer Wunsch: VfB-Maskottchen Fritzle glaubt noch an den Klassenerhalt
© Getty

Der VfB Stuttgart marschiert sehenden Auges ins Verderben. Auf allen Ebenen brennt es lichterloh. Der Abstieg wäre nur logisch - und vielleicht sogar gerecht. Ein Kommentar von Stefan Rommel.

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KommentarDie schmächtigen Elson und Tamas Hajnal sollten gegen den Club die Hoffnung tragen. Der Elson, der beim VfB schon dreimal vor dem Aus stand. Und jener Hajnal, der bei Borussia Dortmund hinter dem in Stuttgart für zu leicht befundenen Toni da Silva nie gespielt hatte.

Und eigentlich auch Shinji Okazaki. Der wiederum, das wurde erst am Spieltag selbst bekannt, hatte keine Spielerlaubnis. Okazaki habe bei seinem Ex-Klub Shimizu S-Pulse schon einen Vertrag unterschrieben und damit jetzt zwei gültige Verträge. Die FIFA ermittelt. Der VfB schaut dumm aus der Wäsche.

Die "Bild" berichtete am Samstag, dass der VfB einer jener drei Vereine sei, die in der letzten Periode für 93 Prozent des Gesamtdefizits der Bundesliga (78 Mio. Euro) verantwortlich seien. Ein Verein, der in zehn Jahren achtmal international und dabei dreimal in der Champions League aktiv war.

Die Mannschaft zerschmilzt beim kleinsten Erfolgserlebnis in Selbstgerechtigkeit und -zufriedenheit. Nach dem Remis in Dortmund und einem glücklichen und durch den Schiedsrichter begünstigten Sieg beim Tabellenletzten Mönchengladbach gerieten die beiden Heimspiele danach zur reinsten Horrorveranstaltung.

Es passt hinten und vorne nicht an der Einstellung der Mannschaft. Und am Spielsystem. Und an der Kampfbereitschaft. Und am Zusammenspiel. Und bei den Laufwegen. Und im Defensivverhalten. Und an der Hierarchie. Und, und, und...

Fredi Bobic stellt sich nach einer durch und durch beschämenden Vorstellung - nicht der ersten in dieser Saison - hin und versucht, die Dinge mit ein bisschen Rhetorik und dem guten alten Psychoknick ("Liegen Sie mal 1:4 hinten...", "...dann hängen die Köpfe") wegzureden.

Den Spielern wird somit in regelmäßigen Abständen ein Alibi nach dem anderen serviert. Und die nehmen es nur zu dankbar an. Aber es wird nicht reagiert. Denn es hat immer noch nicht jeder kapiert, worum es geht. Der VfB Stuttgart sollte eigentlich einen 3000-Meter-Hindernislauf absolvieren. Er schlendert aber beinahe gleichgültig wie bei einem Spaziergang durch die Spieltage.

Die Fans sind mittlerweile schon so lethargisch und verstört, dass sie zeitweise nicht mal mehr fähig sind, auf die Geschehnisse auf dem Rasen zu reagieren. Wutlos, apathisch, resignierend.

Objektiv und ohne Vereinsbrille betrachtet gilt: Es gibt genügend gute Gründe dafür, warum der Klub der 2. Liga entgegen taumelt und nach 22 Spieltagen Vorletzter ist. Deutlich mehr, als es Gründe dafür gibt, dass sich in den letzten zwölf Spielen daran noch etwas ändern könnte.

Nimmt man Ausgangslage und Möglichkeiten der Schwaben und stellt dem das Erreichte in dieser Saison - auf allen Ebenen - dagegen, müsste man zu dem Schluss kommen: Der VfB wäre ein mehr als verdienter Absteiger.

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