"Dortmund dominiert ja jeden Gegner"

Von Interview: Jochen Tittmar
Stefan Reuter glaubt fest daran, dass Borussia Dortmund Meister wird
© Getty
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SPOX: Für welchen Verein schlägt Ihr Herz mehr, Bayern oder Dortmund?

Reuter: Schwierig. Ich habe zu jedem Verein, bei dem ich gespielt habe, eine besondere Beziehung. Dortmund war meine längste Station, aber Bayern war schon sehr prägend. Da begann ich, um Titel zu spielen. Es herrschte eine andere Art von Professionalität. Ich würde mich freuen, wenn der BVB dieses Jahr Meister wird und die Bayern eben einen der anderen Titel holen. Oder auch gerne beide.

SPOX: Was waren in den 90er Jahren die Gründe dafür, dass der BVB sportlich auf Augenhöhe mit den Bayern war?

Reuter: Man hat einfach über Jahre sinnvoll eine Mannschaft aufgebaut. Als Ottmar Hitzfeld kam, hat er Jahr für Jahr neue Spieler hinzugeholt. Die Qualität im Kader wurde mit vielen erfahrenen Nationalspielern stetig erhöht. Hitzfeld kam 1991 zum BVB und wurde 1995 Meister. Das ist schon mit dem BVB unter Klopp zu vergleichen.

SPOX: Ist es nur möglich, mit den Bayern auf Augenhöhe zu sein, wenn man sich finanziell übernimmt?

Reuter: Es ist wichtig, dass man ein annähernd gleiches Budget zur Verfügung hat. Wenn Dortmund dieses Jahr mit einem recht überschaubaren Budget Meister werden sollte, dann ist das grandios, hängt aber auch damit zusammen, dass der FC Bayern etliche Probleme hatte. So etwas klappt immer wieder mal, dass ein Team eine super Saison raushaut. Letztlich muss man aber einen ordentlichen finanziellen Rahmen aufbauen, um den Bayern dauerhaft Paroli bieten zu können.

SPOX: War es Ihnen als Spieler damals bewusst, dass der BVB finanziell enorm hohes Risiko geht?

Reuter: Ja, das war mir klar. Ich war damals auch nicht mehr der Jüngste. Daher habe ich mir auch mehr Gedanken über die Gesamtsituation im Verein gemacht, als jüngere Spieler. Es war klar, dass alles einzustürzen drohte, wenn man nicht dauerhaft international spielen würde.

SPOX: Der BVB gewann die Meisterschaft 1996 und die Champions League 1997 jeweils im Münchner Olympiastadion, der Heimstätte des damaligen Rivalen. Wie groß war dabei die Genugtuung?

Reuter: Darum ging es weniger. Es war ein Schmankerl, aber nicht mehr. Wichtig war 1997, dass wir den haushohen Favoriten Juventus Turin besiegt haben und die beste Mannschaft Europas wurden. Da war es mir egal, auf welchem Fleck der Erde der Sieg errungen wurde. Unfassbar war aber auch die Meisterschaft 1995.

SPOX: Weil man damals erstmals nach 32 Jahren wieder Meister wurde?

Reuter: Was da in Dortmund los war, das können Sie sich nicht vorstellen. So etwas gibt es nur in Dortmund. Das lässt sich mit den Bayern nicht vergleichen.

SPOX: Welche Erinnerungen haben Sie generell an die Mannschaft aus den 90er Jahren?

Reuter: Wir hatten eine grandiose Truppe. Alle haben sich sehr gut untereinander verstanden, es gab keine Eifersüchteleien und eine klare Hierarchie.

SPOX: So wie heute.

Reuter: Genau, dieses Gefühl habe ich auch beim aktuellen Team. Da spricht keiner schlecht über den anderen. Auch wenn man ein Spiel einmal nicht gewinnt, kommt überhaupt keine Diskussion im Team auf. Da ist eine richtige Einheit auf dem Platz. Auch außerhalb des Platzes, bei Interviews zum Beispiel. Wie die jungen Kerle sich geben und äußern, das ist gut.

SPOX: An welches Duell zwischen den Bayern und dem BVB, bei dem Sie selbst mit von der Partie waren, können Sie sich noch am besten erinnern?

Reuter: An alle. Da gab es etliche Schlachten, da möchte ich kein Spiel besonders herausstellen. Das waren damals die beiden Topmannschaften in Deutschland. Es gab eine gesunde Rivalität zwischen beiden Teams. Das hat richtig Spaß gemacht.

SPOX: Wie fällt Ihr Tipp für Samstag aus?

Reuter: Tore werden fallen, aber es gewinnt keiner. 1:1 oder 2:2.

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