Van Bommel zu Milan: Bayern handelt fahrlässig

Von Thomas Gaber
Mark van Bommel verlässt nach viereinhalb Jahren den FC Bayern Richtung Mailand
© Getty

Kommentar Der FC Bayern München lässt Mark van Bommel mit sofortiger Wirkung aus dem Vertrag. Van Bommel schließt sich dem AC Milan an. Der Spieler hat alles richtig gemacht - im Gegensatz zum FC Bayern.

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Am Ende ging alles ganz schnell. Knapp 30 Stunden nach dem ersten ernsthaften Kontakt zwischen Vertretern des AC Milan und Mark van Bommels Berater Mino Raiola bestätigte der FC Bayern am Dienstagmittag per Pressemitteilung den sofortigen Abschied des langjährigen Kapitäns.

Van Bommel hat rein sportlich alles richtig gemacht. Barcelona, Bayern, Milan - nicht viele Spieler haben drei absolute Topvereine aus drei verschiedenen Ligen im Lebenslauf stehen. Für Milan, immerhin souveräner Tabellenführer der Serie A, scheint der fast 34-Jährige noch gut genug zu sein. Für den FC Bayern ist er es nicht mehr.

Karl-Heinz Rummenigge verabschiedete van Bommel mit blumigen Worten. Aufgrund seiner Verdienste habe man dem Wunsch des Kapitäns, München den Rücken zu kehren, entsprochen. Ein Widerspruch in sich. Für die Chefetage und Trainer Louis van Gaal ist van Bommel schon lange nicht mehr unersetzlich.

Van Bommel weiß seit einem halben Jahr, dass er in München keine Zukunft hat. Nach fünf Jahren sollte am Saisonende endgültig Schluss sein. Ende November fiel Präsident Uli Hoeneß auf der Jahreshauptversammlung vor Bastian Schweinsteiger auf die Knie und bettelte um dessen Vertragsverlängerung. Der ebenfalls anwesende van Bommel wurde nicht angesprochen.

In der Winterpause weigerte sich van Gaal beharrlich, van Bommel als Kapitän für die Rückrunde zu bestätigen. Das Verhältnis zum Trainer soll zuletzt stark gelitten haben.

An van Bommel ging diese schleichende Demontage bei seinem erklärten Lieblingsklub nicht spurlos vorbei. Seit Mitte Dezember kokettierte er öffentlich mit einem Abschied im Winter und im Trainingslager in Doha ging er auffallend schlecht gelaunt seiner Routine-Arbeit nach. Am Dienstag versicherte van Bommel, der Wechsel habe rein sportliche Gründe. Doch den FC Bayern verlässt ein gekränkter Kapitän.

Die Entscheidung des FC Bayern, van Bommel vorzeitig ziehen zu lassen, ist fahrlässig. Van Bommel war der unumstrittene Chef auf dem Platz, der erste seit Stefan Effenberg. Jahrelang diente er bei Misserfolgen als Schutzschild für die Kollegen, stellte sich jeder Kritik und war als integrativer Faktor im Team von einzigartigem Wert. Durch seinen Weggang entsteht ein in der Größenordnung nicht einzuschätzendes Vakuum.

Sportlich können die Bayern seine Lücke auf lange Sicht schließen, dafür ist mit Schweinsteiger, Anatolij Tymoschtschuk, Luiz Gustavo, Toni Kroos und Danijel Pranjic reichlich Potential vorhanden. Doch van Bommel hat auch immer noch genügend spielerische Qualität, um bei Bayern zu spielen. Der Verein verliert eine große Persönlichkeit.

Van Bommel: "Eine rein sportliche Entscheidung"

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