Hammer: HSV steigt bei AL ein!

Von Max-Jacob Ost
Die Alternative Liste und der HSV? Passt wie Sammer zum DFB. Findet auch Bernd Hoffmann
© Getty

Sensation in München: Der HSV wird neue sportliche Hauptfigur in der Alternativen Liste. Das verkündete die heutige Ausgabe gleich im ersten Punkt. Beobachter sprechen von einem Sammer, pardon Hammer.

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1. In eigener Sache: Die Alternative Liste ist hocherfreut, mitzuteilen: In naher Zukunft werden sämtliche Punkte vom HSV präsentiert. In internen Diskussionen haben wir festgestellt, dass kein Verein besser zur Philosophie der AL passt als der HSV. Wir erhoffen uns wöchentlich hervorragende Ergebnisse und sind uns der Zustimmung der Fans sicher. Wir danken dem FC Bayern für seine hervorragende Arbeit in der Vergangenheit und freuen uns auf die zukünftigen Pointen des HSV. Ohne öffentlichen Druck aufbauen zu wollen, rechnen wir spätestens bis zum fünften Punkt dieser Liste mit einer Vertragsunterzeichnung.

2. Trainerbashing auf Badisch: Verehrter Leser, sollten in diesem Moment Kinder mit Ihnen im Raum sein, halten Sie ihnen bitte Augen, Ohren und Nasenlöcher zu. Denn die Schlacht mit Worten, die sich Robin "Badass" Dutt am Samstag mit Dieter "Evil Mask" Hecking lieferte, ist kinderunfreundlicher als Englischunterricht von Ozzy Osbourne. Hintergrund zum heftigsten Trashtalk seit Arabella Kiesbauers Sendung zum Thema "Hilfe - alle halten mich für aggressiv. Diese Penner!": Die Verletztenmisere beim SC Freiburg, fatal erinnernd an den Themennachmittag "2000 Jahre Krieg - die Geschichte des Lazaretts" auf N24. Die folgenden Ausschnitte nach dem Unentschieden sind unzensiert.

Festhalten: Dieter "Revengetaker" Hecking: "Ich fand es nicht gut, dass Robin vor dem Spiel gesagt hat, wir müssen unbedingt gewinnen. Es ist nicht okay, dass er uns die Favoritenrolle so rüberschiebt." Antwort von Robin "Fieser als Dr. No" Dutt: "Ungewöhnliche Situationen erfordern eben ungewöhnliche Maßnahmen." Und es ging noch weiter: Direkt nach diesem Silben-Scharmützel der blutigen Sorte wurden die beiden Todfeinde dabei gesehen, wie sie beim gemeinsamen Scrabble nur Wörter wie "doof", "unokay" und "Hundschwanz" verwendet haben. Wie uns überliefert wurde, soll Hecking später sogar unter Einfluss von Kamillentee den "Freundinnen für immer"-Sticker aus dem Poesiealbum von Dutt entfernt haben. Wenigstens hat die DFL schnell reagiert: Spiele mit Beteiligung beider Trainer dürfen fortan nur noch nach 22 Uhr gesendet werden.

3. Wie ekelhaft, Mainz!: Überhaupt, dieser Spieltag war ein Festival der fiesen Tricks. In Freiburg gab es heftigere Mic-Work als bei Wrestlemania XXV, an zwei aufeinander folgenden Tagen wurden dem Zuschauer Spiele unter Beteiligung von Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln als "Topspiele" angepriesen und in Mainz hat man eine ganz perfide Methode entwickelt, den gegnerischen Spielmacher auszuschalten: Gefühlte Stunden hing Wolfsburgs Diego mit dem Fuß unter einer Bande fest.

Es kann nur spekuliert werden, wonach er getreten hat. Aber egal, was der FSV Mainz 05 dort platziert hat (ein Video mit Diegos Highlights bei Juventus Turin, ein Champions-League-SKY-Abo für nächste Saison oder Sebastian Kehl) - so was macht man doch nicht!

4. Leichenfledderei am Rhein: Man kann ihn förmlich schon spüren, den Sturm der Entrüstung in den Kommentaren. Warum macht der einen Witz über den glorreichen Effzeh? Nach einem 3:0 gegen Werder! Nachdem endlich wieder der Anschluss an die Champions-League-Plätze geschafft ist! Wenn der jetzt noch über unseren Lulu herzieht, dann brennen wir SPOX aber ab! Zur Erklärung: Mancher Kölnfan hat als dickstes Fell sein Zwerchfell.

Aber jetzt mal im Ernst: Dieser Sieg gegen Werder ist absolut nichts, auf das man stolz sein sollte. Das war ungefähr so fies als hätte man einem betrunkenen Pandababy Rollschuhe untergeschnallt und es gegen die Fahrtrichtung auf die A2 geschoben. Wobei der Vergleich mit einem betrunkenen Pandababy für Bremens Mannschaftsleistung noch als schmeichelhaft gelten darf. Auch wenn es mancher hier nicht gerne hören wird: Sogar ein um einen Stock gewickelter lauwarmer Waschlappen hätte gegen Werder mindestens drei Tore gemacht. Und damit noch mehr Präsenz auf dem Platz gezeigt als Torsten Frings. Wann reaktiviert Thomas Schaaf endlich Marco Bode, Dieter Burdenski und Wynton Rufer?

5. Kleiner Vorgeschmack: Unverständlicherweise liegt eine Bestätigung des HSV zur Kooperation mit der Alternativen Liste noch nicht vor. Wir möchten an dieser Stelle aber gerne einmal die Möglichkeiten vorzeigen, die sich in Zukunft ergeben werden. Es stehen uns wahrlich herrliche Zeiten bevor. Kostprobe gefällig? Wir präsentieren: Den neuen Kultsong "Mein HSV".

Melodisch irgendwo zwischen Sarah Connor und Marianne & Michael, textlich allerdings noch indifferent. Bis heute ist nicht geklärt, wie folgende Stelle gemeint ist: "Du erfüllst mich mit Stolz, hast mich niemals ersetzt, du steckst tief in mir, mit der Raute vernetzt. Das Leben mit dir, ist gefühlt wie ein 'Wir', du bist mein Zuhaus..." Ob der hanseatische Costa Kordalis nun "gefühlt wie ein 'Wir'" oder "gefüllt wie ein Bier" singt, ist uns noch nicht klar. So oder so halten wir es in der Gesamtbewertung aber mit Reinhold Beckmann. Denn wie sagte er am Wochenende in der Sportschau nach einem HSV-Bericht so schön? "Die haben doch alle da das gleiche Zeug gekifft!" Dem ist nichts hinzuzufügen.

6. Walk the line: Und wo wir gerade bei bewusstseinserweiternden Substanzen sind: Die brauchte man auch beim Spiel Hoffenheim gegen St. Pauli. Nein, das ist weder ein Klischeewitz über die so sonderlich alternativen Kiezkicker noch eine Anspielung auf die wie immer grenzdebil-plastikartige Atmosphäre im Hexenkessel Sinsheim (erinnerte von der Ausstrahlung her an einen klinisch gereinigten OP-Saal).

Vielmehr geht es um jene hervorragende Szene, als gleich fünf Hoffenheimer nach einem Freistoß im Abseits standen, Compper alleine aufs Tor schoss - und vom Linienrichter kein Abseits angezeigt wurde. Hatte noch jemand in diesem Moment den vernebelten Gedanken, ob Babak Rafati jetzt zum Schiedsrichter-Assistenten degradiert wurde?

7. Schwarzgelber Absturz: Es ist nicht weniger als ein Skandal, dass in Deutschland eine Mannschaft Meister wird, die gegen den VfB Stuttgart zuhause nur Unentschieden spielt. Um mal bei schwarzgelben Vergleichen zu bleiben: Da könnte man ja gleich Westerwelle zum Außenminister machen. Was soll denn das Ausland denken? Erst verschießen die deutschen Nationalspieler Elfmeter um Elfmeter, dann lässt sich das Metylan-Gesicht von der Beton-Fönwelle einen Punkt stibitzen.

Um das Ganze rund zu machen, müsste jetzt nur noch Erich Ribbeck wieder Bundestrainer werden und der FC Bayern wöchentlich mit Christian Lell als Außenverteidiger beim FC Barcelona antreten. Klar, Humor wird man uns attestieren. Aber ist es das wirklich wert?

8. Atomkraft, ja bitte!: Gladbach ist der CSU-Wähler der Liga. Warum? Na, wer so offensichtlich und vergnügt einen Castro-Transport passieren lässt, hat mit den Grünen vermutlich so viel am Hut wie Sarah Kappnik mit der phänomenologischen Erkenntnislehre Edmund Husserls.

9. Felix, der Reformer: Eines muss man Felix Magath lassen: Seine Wege sind innovativ. Denn was er auf Schalke macht, ist einfach genial. Vorne drin Raul, hinten an der Schießbude Manuel Neuer. Findet Ihr nicht spektakulär? Dann verdeutlichen wir das mal. Das ist nicht viel weniger als würde man Mick Jager nehmen und mit diesem Drummer auf Tournee schicken.

Wenn jetzt noch Draxler zum Stammspieler wird, kann Schalke das Trainingszentrum bald als Mehrgenerationenhaus anmelden und ordentlich Fördermittel einstreichen. Ist die Lizenz wieder für ein paar Tage gesichert. Seht Ihr? Genial! Und praktisch ist es auch, denn jetzt hat Opa Raul seinen Zivi immer gleich mit auf dem Feld.

10. Kifferbekenntnis: Verehrte Leser, wir müssen Ihnen eine Mitteilung machen. Zu unser aller Überraschung hat der HSV den Posten als sportliche Hauptfigur der Alternativen Liste abgesagt. Dazu stellen wir fest: Wir standen mit Hamburg in minutenlangen Gesprächen. Ein ausgehandelter Vertrag lag dem freien Mitarbeiter der AL, Frank Rost, vor. Geschrieben in Goetheschen Blankversen. Nun kam die Absage.

Diese Entscheidung ist für uns nicht nachvollziehbar. All jenen, die uns nun Gesichtsverlust vorwerfen, sei gesagt: Bei einer solchen Fratze ist es auch schon egal. Unser ehemaliger und zukünftiger Premiumpartner, der FC Bayern München, hat wie immer unser vollstes Vertrauen. Wir danken für Ihre Aufmerksamkeit.

11. Guess who's back?: Überhaupt. Die Bayern. Was haben sie uns gefehlt. Eine Mannschaft, bei der Mario Gomez erfolgreichster Torjäger ist, muss von der AL uneingeschränkte Liebe erfahren. Und was war das auch schon wieder für ein grandioser Sturmlauf am Wochenende. Wobei die eigentliche taktische Meisterleistung von van Gaal mal wieder Niemandem aufgefallen ist. Das neue Konzept des FCB: Hauptsache Scorerpunkte sammeln, egal wie!

Letzte Woche Schweinsteiger in Wolfsburg, diesmal Tymoschtschuk gegen Lautern. Nach der Devise: Wenn wir schon vorne das Trefferbild des Schützenvereins Wackenrode nach der Weihnachtsfeier morgens um Fünf haben, dann kreieren wir wenigstens Chancen auf beiden Seiten. Geschickter Schachzug, muss man anerkennen. Wie das allerdings gegen Bremen funktionieren soll, muss man noch sehen. Allein die Vorstellung, wie sich der Fringser und Pranjic gegenseitig die Bälle für Großchancen in den Lauf spielen... gibt es eine Ping-Pong-Variante für Affen?

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