Im Aufwind: Rosenkohl und Mike Hanke

Von Max-Jacob Ost
So bewegte sich Mike Hanke bei seinem alten Verein Hannover 96 noch über den Rasen
© Getty

Die Saison ist gestartet - und eigentlich schon wieder vorbei. Dortmund wird Meister. Der Rest? Uninteressant. Gäbe es nicht noch Power Arne, Verkaufsgenie Magath, den verliebten van Nistelrooy und das nächste große Ding: Mike Hanke. Die Alternative Liste.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

1. Uli, das wird jetzt hart für dich: Fünf Dinge die wahrscheinlicher sind, als dass Dortmund die Meisterschaft noch verpasst:

  • Angela Merkel holt Indira aus dem Dschungelcamp direkt ins Kabinett und macht sie zur neuen Ernährungsministerin. Fachbereich: Kakerlaken und Kartoffelpuffer.
  • van Gaal verkündet erneut einen Wechsel im Tor: Stammtorhüterin wird ab sofort Hannelore Kraft.
  • Shakira präsentiert vor einem Millionenpublikum das neue Vereinslied von Burghausen "Wacker, Wacker".
  • Justin Bieber gewinnt Wrestlemania XXVII.
  • Rosenkohl wird das nächste große Ding.

2. Neue Besen rechnen gut: Wobei - mit der Wahrscheinlichkeit ist das ja so eine Sache. Sicher ist eigentlich gar nichts. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung ist der essbare Knetgummi des Akademikers. Oder um es verständlicher auszudrücken: Im Fußball spielt das Reden über wahrscheinlich eintreffende Ereignisse ungefähr die Rolle, die das Bier im "Doppelpass" hat. Ohne eine schöne Druckbetankung mit Prognosen kommt nie im Leben Stimmung auf. Und wo wir gerade bei Druckbetankung, bzw. Wahrscheinlichkeitsrechnung sind, kommt auch schon Hoffenheims Trainer Marco Pezzaiouli um die Ecke.

Der fand das 1:2 gegen Bremen ungefähr so gut wie eine Zehennagelentfernung ohne Narkose. Was das mit Wahrscheinlichkeiten zu tun hat? Nach dem Spiel war er vor allem deshalb enttäuscht, weil er "zwölf zu zehn Chancen" für die TSG gezählt hatte. Und was sagt die Statistik? Torschüsse von Hoffenheim: Acht. Jemanden, der so gut mit Zahlen umgehen kann, hätte man eher in der Finanzabteilung von Schalke 04 erwartet.

3. ...and the Golden Globe goes to: Der FC Bayern. Eines muss man ihm lassen: Wenn er schon eine Saison verballert, dann wenigstens spektakulär. Beweis: Eine Halbzeit des Wahnsinns in Wolfsburg. Anlass genug für folgende Auszeichnungen:

  • bester Hauptdarsteller: Thomas Kraft. Vertrat Arjen Robben in den ersten zwanzig Minuten stark. Bereitete wie üblich sein Tor vor. Wirkte nach der Einwechslung Robbens und seiner Versetzung ins Tor aber irritiert. Fand nur über Grafite wieder ins Spiel.
  • bester Nebendarsteller: Power Arne. Der Mann muss den Dreitagebart von Chuck Norris im Gesicht haben. Ist bei Wolfsburg glatt verschwendet. Der muss jeden Samstag, einfach jeden Samstag gegen die englische Nationalmannschaft spielen! Auf einem eigenen Kanal! Kommentiert von Rolf Kalb!!
  • beste Hauptdarstellerin: Marita Gomez. Hakte nach dem Lattentreffer in der fünften Minute das Spiel vollkommen zu Recht ab. So viel Pech ist einfach unchlaublich!
  • bester Running Gag: Philipp Lahms Elfmeter. Von zehn Strafstößen haben die Bayern in dieser Saison genau sechs verschossen. Man nähert sich bedenklich der WM-Bilanz Englands.
  • to be continued...

4. Wechselspielchen mit Marco: Der Humor von SKY ist ein ganz eigener. Zum ersten Mal im deutschen Fernsehen: Bundesliga in 3D. Weltpremiere. Schön und gut. Aber diese Premiere ausgerechnet beim Spiel Lautern gegen Köln feiern? Das ist ja ungefähr so appetitlich wie die Darmspiegelung eines Braunbären in 4D (mit Geruchsunterstützung).

Also so geht's ja auch nicht. Da lassen wir uns auch nicht von Rodneis Weitschuss, Lakics Faustschlag und Pedro "Kopfballwunder an dem Real interessiert ist" Geromel besänftigen. Jetzt mal im Ernst: Wer hat denn schon Lust in einer Sportsbar ständig die Straßenseite zu wechseln, weil er Marco Kurz im FCK-Kapuzenpulli lebensecht vor sich auftauchen sieht? Dabei sollen am Sonntag ganze Kneipeneinrichtungen zu Bruch gegangen sein.

5. Fähnchen im Wind: Einer unserer Lieblingsspieler ist zurück im Rampenlicht des Weltfußballs: Mike Hanke. Stammleser und -halter wissen: Die AL hat immer gesagt "Fördert diesen Mann! Nach Rosenkohl wird der das nächste große Ding!" Und es ist wie eh und je: Die AL hat Recht. Denn Glorious Mike feierte eine Rückkehr in die Sportelite, triumphaler als Rocky Balboa gegen Ivan Drago. Super Debüt für Gladbach (kein Scherz!). Super Vorlage zum Siegtreffer (kein Scherz!). Super Auswechslung, um sich ordentlich feiern zu lassen (Scherz!). Ein deutliches Empfehlungsschreiben an Jogi Löw. Klar, Torschuss hat er keinen abgegeben. Aber die Prozentzahl der gewonnenen Zweikämpfe war zweistellig! Wir verneigen uns mit ungläubig geöffnetem Mund und sagen, was wir immer gesagt haben: Hanke zur EM!

6. Einkaufsberater Magath: Wenn der FC Schalke so etwas wie der ALDI Süd der Liga ist, dann ist Jermaine Jones der abgelaufene Kochschinken, der seine Packung so aufgebläht hat, dass ihn die Kinder als Hüpfburg benutzen. Doch Schlitzohr Magath scheint den Ladenhüter dennoch loszuwerden. Die Blackburn Rovers sind interessiert und Jones schon in London.

Kommentar von Magath: "Ich gehe mal davon aus, dass sich die Gespräche dann auch konkretisieren werden, wenn er schon dahin reist. Nur zum Shopping nach London, das ist in der Weihnachtszeit vielleicht sinnvoll, aber nicht im Januar. Insofern könnte das etwas werden." Donnerwetter. Dieser Magath. Der würde selbst Dioxin-Eier unter die Leute bringen. Glaubt Ihr nicht? Dann wartet mal, bis er Albert Streit an Barca verkauft...

7. ...and the Golden Globe goes to, Teil 2: Stolze Preisträger 2011 sind in den Kategorien:

  • bester Spezialeffekt: Arjen Robben. In jeder Fußgängerzone würde der Niederländer ausgebuht. Seit Mario Barth hat niemand hartnäckiger ein und dieselbe Pointe wieder und wieder durchgezogen. Wenigstens gibt es ein Trostpflaster für alle, die Robbens Fernschüsse inzwischen auch langweilen: Schaut einfach mal an die Strafraumkante. Immer, wenn Thomas Müller dort vergeblich in die Lücke startet, stirbt in seinen Augen ein kleines Stückchen Hoffnung. Für die kommende Ausgabe ist er klarer Favorit auf den Titel "bestes Drama".
  • bester Bösewicht: Cicero. "Tritt nach allem, was sich bewegt" (Fritz von Thurn und Taxis). Soll dem Vernehmen nach als nächstes eine Verwechslungskomödie mit Mark van Bommel und Mike Tyson drehen.
  • bestes Drehbuch: Bastian Schweinsteiger. Hatte alles perfekt geplant: Den Ausgleich verschulden und dann in der Nachspielzeit wie im Hinspiel den Siegtreffer machen. Hatte leider vergessen, dass er Bastian Schweinsteiger und nicht die italienische Nationalmannschaft ist. Traf folgerichtig nur das Aluminium.
  • bester Newcomer: Grafite. Versiebte gegen Bayern mehr Chancen als Marco Reich in seinen 144 Bundesligaspielen (acht Tore). Doch nicht nur Geologen wissen: Man muss Grafite nur ordentlich unter Druck setzen, dann wird vielleicht ein Diamant daraus...

8. Verliebter Ruud: Die Rückrundenüberflieger vom HSV sorgten auch mal wieder für ordentlich Wirbel. Damit ist gar nicht der Sieg auf Schalke gemeint, denn das hätte am Samstag auch eine Apothekerfamilie aus Tübingen auf Selbstfindungstrip hinbekommen. Nein, das eigentliche Thema war Ruuds Flirt mit Real. "Verbotene Liebe" auf niederländisch sozusagen. Denn den agilsten Van der Automobilgeschichte kribbelt es angesichts der spanischen Avancen schon ein bisschen im rechten Fuß. Ein Glück für alle HSV-Fans, dass van Nistelrooy wenigstens ein Mann klarer Worte ist. Zu seiner Zukunft beim HSV sagt er - und meint das unwiderruflich: "Wir müssen abwarten, wo die Deutlichkeit hingeht." Ein Mann. Ein Wort.

9. Die AL - größer als Wikileaks: Exklusiver Service der Alternativen Liste für St. Pauli und alle anderen kommenden Gegner vom SC Freiburg. Unsere Chefanalytiker haben die gesamte Winterpause über den Hochleistungscomputer (der eigentlich die Kalauer für die AL ausspucken soll) rechnen lassen bis die Schaltkreise glühten. Jetzt endlich ist das Ergebnis da. Weltexklusiv und in einer Film Film-Premiere präsentiert die AL:  Das taktische Konzept vom SC Freiburg.

Ball => Cissé.

Wir nehmen diese Weltsensation zum Anlass, unseren Slogan zu ändern in: "SPOX - das Wikileaks des Fußballs". Nichts zu danken. Den Online-Grimmepreis stellen wir dann neben die Kaffeemaschine.

10. Das Schweigen der Unschuldslämmer: Was die DFL am Wochenende wieder durchgezogen hat, war schlicht eine Frechheit. Wie konnte man nur das Spiel auf Schalke stattfinden lassen? Widriger können die Bedingungen ja wohl kaum sein. War doch klar, dass sich ein Dachschaden von den Ausmaßen des Ozonlochs auch aufs Spiel auswirken würde. Habt Ihr gesehen, wie es den Pitroipa in der ersten Halbzeit vor Neuer einfach weggeweht hat?

11. Der Pumuckl der Liga: Jürgen Klopp ist ein so gefragter Mann, dass er jetzt Werbung machen darf. Für Tapetenkleister. Und grinst im Spot so verunsichert, als hätte er dem betrunkenen Eckart von Hirschhausen soeben eine Darmspiegelung versprochen. Schon jetzt ist die AL deshalb total aus dem Häuschen. Denn wie toll werden die Werbeunterbrechungen erst werden, wenn Kloppo den Folgewerbespot abgedreht hat? Wird einfach ein Brüller, wenn ihm die Kleisterschale überreicht wird...

Der 18. Spieltag im Überblick

Artikel und Videos zum Thema