Der niesende Panda

Von Stefan Moser
Von links nach rechts: Russischer Bär, Problembär, Fritzle - finde den Fehler!
© Imago

Treffen sich zwei Blondinen, sagt die eine: "Dieses Jahr ist Weihnachten an einem Freitag." Sagt die andere: "Hoffentlich nicht an einem 13." So! Und damit muss es mit Weihnachtswitzen auch wieder gut sein. Die Alternative Liste des 17. Spieltags.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

1. Unerwarteter Wintereinbruch: Die quotengeilen Medienschlampen berichten über das Wetter seit Wochen ja nur noch im Jargon der endgültigen nuklearen Vernichtung: "Deutschland - die Winterhölle" (Bild); "Petrus - der Irre von der Himmelspforte" (Spox); "Vorstand raus!" (Hamburger Volkszorn). Am Donnerstag aber zeigte sich: Sie tun das mit Recht! Als Frau Holle wieder Amok lief, Deutschland meterhoch mit Schnee zudeckte und mitten im Winter eine Kälte ins Land brachte, bei der man nicht mal Michael Frontzeck oder Steve McClaren vor die Tür setzen würde, musste der HSV nämlich nach Mönchengladbach reisen. Und was war? Schneeterror! Verkehrschaos! Höllentrip! Verschneite Autobahnen und eingefrorene Flughäfen zwangen die Hamburger zu stundenlangen Irrfahrten, am Ende mussten Spieler und Betreuer sogar spontan im Münsterland campieren! Das Gute daran: Pressesprecher Jörn Wolf nahm's mit Humor und kommentierte seine persönliche Weihnachtsgeschichte live per Twitter:

  • "Lustige Anreise bislang. Wir sitzen seit einer Stunde in Hamburg im Flieger ohne Starterlaubnis. Die Frau neben mir verliert die Nerven."
  • "Noch knapp 26 Stunden bis zum Anpfiff. http://yfrog.com/h47t4jj"
  • "Angeblich noch 50 Minuten bis zum Abflug. Sauerstoff wird knapp."
  • "Jetzt gibts ne Tafel Schokolade für jeden von der netten Flugbegleiterin. Foto hat sie verboten."
  • "Jetzt fliegt das Ding los. jw"

Fortsetzung folgt...

2. Fortsetzung: Kurze Zwischenfrage: "Die Frau neben mir verliert die Nerven"? Doch nicht etwa Paola G., oder?! Nicht? Na dann, weiter im Text:

  • "Nach zwei Stunden Flug erstmal in Münster gelandet. Jetzt wird die Maschine aufgetankt. Läuft überragend bisher."
  • "Das große Warten in Münster. Keiner weiß was passiert. http://yfrog.com/h4tp4zj"
  • "Stehparty in Münster. Gibt nicht mal was zu trinken. Schwach Lufthansa. Vorstand raus!"
  • "Der HSV-Tross verlässt die Maschine. Ziel noch unbekannt. jw"

Fortsetzung folgt...

3. Aus dem Poesie-Album: Das Leben ist kein Ponyhof, der Fußball sowieso nicht - die Mixed-Zone aber schon! Dachte sich zumindest der ZDF-Reporter, der folgendes zuckerglasiertes Sprüchlein am Samstag extra vorbereitet hatte: "Herr Magath, was schreiben Sie dem Manuel Neuer denn nun in sein Weihnachtskärtchen? A) Bleib auf Schalke! Oder B) Folge Deinem Herzen und geh', wohin es Dich führt, notfalls auch zu den Bayern!"

Herr Magath rettete die Situation, indem er den plötzlichen gedanklichen Wintereinbruch fachkundig parierte: "Glauben Sie denn wirklich, dass sein Herz ihn nach München führen würde? Also ich nicht!"

4. Apropos Winterhölle: Viel hätte nicht gefehlt, dann wäre selbst das Topspiel Leverkusen gegen Freiburg dem Schneechaos zum Opfer gefallen. Denn die Ordner in der BayArena konnten das weiße Teufelszeug so schnell gar nicht vom Spielfeld schaffen, wie es von oben wieder drauf fiel. Völlig zu Recht nannte der SKY-Kommentator das hektische Treiben der hilflosen Helfer denn auch eine "Sisyphos-Arbeit". Für alle Schalke-Fans: Sisyphos war so ein renitenter Grieche, der permanent die Götter foppte - bis die ihn in den Hades sperrten, wo er bis in alle Ewigkeit dazu verurteilt war, einen unhandlichen Felsblock einen steilen Hang hinauf zu rollen. Kurz vor dem Ziel entglitt ihm aber jedes Mal der Stein, fiel zurück zum Fuß des Bergs - und der arme Kerl begann von vorne. Künstler und Philosophen griffen das Motiv dann immer wieder auf. Und irgendwer, es muss wohl Lukas Podolski oder Albert Camus gewesen sein, behauptete sogar: Im Grunde gleicht das ganze Dasein doch der schweren und absurden Plackerei des Sisyphos. Seither steht sein Name nun für alle mühsamen und sinnlosen Arbeiten, bei denen man doch sowieso nur alle Nase lang wieder bei Null anfangen muss. Wie Schneeschippen in Leverkusen zum Beispiel. Oder die Wohnung putzen. Oder den HSV trainieren...

5. Ach ja, apropos HSV:

  • "Der aktuelle Plan: Übernachtung in einem Hotel in Münster."
  • "Abfahrt in Münster: der Bus ins Nirgendwo...  http://yfrog.com/gymgzjej"
  • "Wir fahren jetzt nach Nottuln. Vielleicht weiß jemand von euch wo das ist? Und wo man da schlafen kann?"
  • "Ach ja, hab ich vergessen: Gepäck ist im Flieger geblieben. Wir bräuchten also noch ein paar Zahnbürsten."
  • "Der Chef von einem Hotel hat sich jetzt vor den Bus gehängt und führt uns ins Etappenziel."
  • "Hotelchef wäre fast in den Graben gerutscht :)"
  • "Hotelchef führt uns immer tiefer ins Ländliche. Ich glaube jetzt an Entführung. Trainer ist noch cool."
  • "Wir passieren Havixbeck. Ich hab Angst. Trainer ist weiter cool."
  • "Sechs Kilometer bis Nottuln. Doch keine Entführung. Trainer ist eingeschlafen. jw"

Fortsetzung folgt...

6. Schluss gemacht: Im allgemeinen Staunen über die erste Dortmunder Niederlage seit Christi Geburt nahm kaum jemand davon Notiz, dass der BVB schon wieder betrogen wurde - und schon wieder um die wohlverdiente Nachspielzeit!

Es lief die 93. Minute in Frankfurt, als Robert Lewandowski noch einmal in durchaus sahin-tauglicher Torentfernung freistoßwürdig zu Fall kam. Allein: Schiri Aytekin war sich absolut nicht sicher. Er hatte die Pfeife schon im Mund, doch das Gebrüll im Stadion und die Proteste auf dem Spielfeld machten ihn nun mal wahnsinnig nervös.

In seiner Not hätte der Unparteiische fast auf Sprungball oder Bully im gegnerischen Drittel entschieden - doch dann kam ihm die rettende Idee: Schlusspfiff! Ist doch ganz einfach!

7. Derweil im Münsterland:

  • "Da vorne fährt der Hotelchef.  http://yfrog.com/gze2oij"
  • "Und am Ende der Straße steht die Steverburg."
  • "Und dann dieser Traum. Der Trip hat sich gelohnt. http://yfrog.com/h43h5bhj"
  • "Danke Hotelchef für die Rettung. Was zu Essen gibts auch noch, gute Leute hier. Morgen früh um 10 Uhr gehts mit dem Bus weiter nach Düsseldorf. Gute Nacht."
  • "Guten morgen aus Nottuln. Der König des Münsterlandes. Oenning der Erste.  http://yfrog.com/h06ocgj"
  • "Die Reise geht weiter. Jetzt mit Bus Richtung Düsseldorf. Geschätzte Fahrzeit drei Stunden."
  • "Reifenpanne kurz vor Gladbeck."
  • "Kleiner Scherz :) jw"

Fortsetzung folgt....

8. Kleiner Sonderservice: Wikileaks für Kinder: Es gibt gar keinen Weihnachtsmann! Und Wikileaks für Werder: Der Gegner darf auch nach 23 Sekunden schon aufs Tor schießen. Sollten die Werder-Verantwortlichen auf der Suche nach Gründen für 35 Gegentreffer nun immer noch im Trüben fischen, wünschen wir nur ein herzliches: Petri Heil!

P.S.:

  • "50 Kilometer vor Düsseldorf im Stau. Hat eigentlich mal jemand geguckt ob das Spiel stattfindet?"
  • "Die DFL präsentiert: Armin Veh in Falling Down..."
  • "Der Busfahrer hat gerade was im Radio gehört und dann laut "Scheiße" gesagt. Ob das was zu bedeuten hat?"
  • "Wassermangel an Bord. Vielleicht müssen wir Schnee auftauen."
  • "Neuigkeiten: das Gepäck aus dem Flieger steht in Düsseldorf im Hotel bereit. Es geht aufwärts."
  • "Gibt es eigentlich schon eine Umfrage, wer schuld an der Reise ist?"
  • "Wenn ja, tippe ich auf 99 Prozent Vorstand und ein Prozent Wetter!"
  • "Wir sind in Düsseldorf. Ich sehe das Hotel."
  • "Jetzt geh ich erstmal ins Bett. jw"

9. Trainernöte: "Ein neuer Trainer ist nicht gut für uns, wir konnten die Mannschaft nicht gut vorbereiten. Und jetzt ist ja auch noch ein unbekannter Spieler in der Aufstellung beim VfB." Schon vor dem Spiel in Stuttgart, wo Bruno Labbadia seinen Liga-Einstand feierte, war Louis van Gaal nicht ganz wohl in seiner Haut. Und obwohl seine Bayern den ersten Satz mit 5:3 gewannen, fühlte er sich hinterher bestätigt: "Gleich am Anfang hätte diese 38 fast ein Tor gegen uns gemacht." Diese 38 heißt übrigens Ermin Bicakcic und machte tatsächlich sein erstes Bundesligaspiel.

Trotzdem: Ein wenig vorbereiten hätten sich die Münchner doch wohl können. Zumindest mal im Internet recherchieren. Einfach mal "Bicakcic" googeln. Da allerdings kommen nur Meldungen, die alle irgendwie von der dritten Liga handeln, "No-Name" in der Dachzeile stehen haben, oder den armen Mann gar mit 1860 München in Verbindung bringen. Tatsächlich wenig hilfreich. Gibt man stattdessen "Stuttgart 38" ein, gibt's nach kurzen Umwegen ein paar Bilder von Heiner Geißler und Polizisten in Kampfanzügen, die Kinder und Rentner in einem Park verprügeln. Völlig falscher Bahnhof, Google! Versuchen wir also, das Problem einzukreisen und suchen nach den verletzten Spielern, die Herr Bicakcic vertreten musste. Zuletzt erwischte es ja leider den Franzosen Johan Audel im Training. Doch bei Audel antwortet die Suchmaschine eher ausweichend mit einer Gegenfrage: "Meinten Sie: Nudel?"  Nein, Internet, meinten wir nicht! Und van Gaal hatte also doch Recht. Wie immer.

10. Apropos Labbadia: Wir haben sehr lange nach einem Bild gesucht für Problembär Brunos erschrockene Zuckung, als nach sehr gutem Beginn seiner Schutzbefohlenen in der 31. Minute der große Knall kam - und er feststellen musste, dass seine Abwehr ja wirklich nicht ganz bei Trost ist. Wie haben uns dann hierfür entschieden: Guckst Du!

11. Nachtrag: Wir sind natürlich noch die Auflösung der Hamburger Weihnachtsgeschichte schuldig. Es gab natürlich ein Happy End:

  • "Aufwachen! Um 18 Uhr Besprechung. Dann Abfahrt ins Stadion. Oder nach Nottuln. Mal gucken."
  • "Es geht los zum Stadion. http://yfrog.com/h4uhjjj"
  • "Wir sind da. Alles vorbereitet für den Sieg. http://yfrog.com/h4e94qj"
  • "Erfolgreicher Hinrunden-Abschluss in Gladbach: Durch Tore von Elia und Trochowski gewinnen wir mit 2:1."
  • "Gute Nacht!"

Der 17. Spieltag im Überblick

Artikel und Videos zum Thema