Von wegen Krise

Von Fatih Demireli
Louis van Gaal holte mit dem FC Bayern München in der vergangenen Saison das Double
© Getty

Beim FC Bayern München hat es in den letzten Wochen geknistert. Der Vereinsbosse und Louis van Gaal lieferten sich öffentliche Wortgefechte. Das 2:3 in Rom hat nicht gerade für Harmonie beim FCB gesorgt - dachte man jedenfalls. Denn der Bayern-Coach gibt sich zumindest öffentlich sehr locker. Auch weil es ein Gespräch mit dem Vorstand gab. Und weil seine Mannschaft immer mehr gute Nachrichten liefert.

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Nicht schon wieder eine Krise. Eigentlich hatte Louis van Gaal ja genug Brandherde zu löschen - und jetzt auch noch das. Sein Pressesprecher Markus Hörwick, der bei den Gesprächen mit den Medienvertretern immer an seiner Seite sitzt, hatte keinen Platz, weil alle Stühle belegt waren. Zur Freude van Gaals war das Problem schnell gelöst - und van Gaal konnte sich in Ruhe den Fragen der Journalisten zuwenden.

Nach den heißen Wochen voller Diskussionen um Kompetenzen und Kommunikation hatte van Gaal wohl ein Sturmlauf erwartet - und auch der FC Bayern schien vorbereitet zu sein, wie hätte man anders sonst den doppelten Einsatz der Pressemitarbeiter während des Gesprächs mit dem Trainer deuten können. Doch es blieb ruhig, auch weil van Gaal völlig entspannt war.

Van Gaal: "Fantastisch, was wir geleistet haben"

Keine Spitze Richtung Vorstand, kein Rat einen Spieler zu verkaufen, keine Kritik an faule Spieler: stattdessen sachliche Fehleranalyse zum letzten Spiel.

Von "zu vielen Fehlpässen" und "individuelle Fehler" berichtete van Gaal, forderte wieder "aggressiveres Verteidigen" und das "von der ganzen Mannschaft": "Umso größer der Raum für den Gegner ist, umso langsamer ist die Verteidigung".

Doch van Gaal klingt nicht hoffnungslos, glaubt an Besserung, auch weil die Bayern ihre Fehler erkannt haben und daraufhin arbeiten.

In der Krise sieht van Gaal seine Bayern ohnehin nicht, vielmehr ist er sogar "sehr zufrieden" und begründet wie folgt: "Wir sind Erster in der Champions League, haben den Supercup gewonnen, stehen in der dritten Pokalrunde und haben fünf bzw. sieben Punkte auf den Dritten und Zweiten. Es ist fantastisch, was wir geleistet haben, aber ich lese das nicht in den Zeitungen und sehe nichts im Fernsehen."

"Die Chemie ist gut, es macht Spaß"

Dass er der Niederländer bei der Aufzählung der Erfolge vom Abstand zu Platz zwei und drei spricht, ist beabsichtigt. "Man muss sich immer Ziele setzen", sagt er.

Aktuell heißt das Ziel beim FCB 30 Punkte bis zur Winterpause zu sammeln, um dann im neuen Jahr Borussia Dortmund anzugreifen. "Wenn Dortmund immer gewinnt und wir nicht, wird die Hoffnung natürlich weniger. Aber wir haben uns noch alles offen gehalten."

Van Gaal macht sich und dem FC Bayern Mut. Der Niederländer lässt sich nichts von den schweren vergangenen Wochen anmerken, kein Hauch eines angeschlagenen Trainers, der öffentlich von seinen Vorgesetzten harte Worte anhören musste.

"Das Wichtigste ist die Chemie mit meinen Spielern und meine Trainerstab - und die Chemie ist sehr gut und das macht Spaß." Und auch mit den Vereinsoberen gab es eine Annäherung: "Ich hatte wieder ein sehr gutes Gespräch mit dem Vorstand gehabt", berichtet van Gaal.

Van Bommel vor Rückkehr

Das Gespräch hat offenbar Früchte getragen. Auf die Frage, ob denn Thomas Kraft ein potenzieller Nummer-eins-Kandidat beim FC Bayern für die Zukunft wäre, ging van Gaal nicht ein: "Ich glaube, ich kenne jetzt die Reihenfolge. Künftig rede ich erst mit dem Vorstand darüber", schmunzelte er. Schweinsteiger lässt grüßen.

Der deutsche Nationalspieler kehrt im Bundesliga-Spiel gegen Eintracht Frankfurt (Samstag, 15 Uhr im LIVE-TICKER) zurück. Und nicht nur er: Mark van Bommel ist zurück, auch Hamit Altintop hat seine Rückenprobleme überstanden und ist fit.

"Ich habe mehr als 18 fitte Spieler, das ist unglaublich", freut sich van Gaal, der sich sogar den Luxus leisten konnte, David Alaba und Diego Contento in der zweiten Mannschaft spielen zu lassen.

Robben auf einem guten Weg

Eine Startelf-Garantie will er den Rückkehrern, vor allem van Bommel, aber nicht geben: "Jeder Spieler muss meinen Anforderungen eines Profispielers entsprechen. Ein Spieler muss immer spielfit sein."

Noch nicht fit, aber auf einem sehr guten Weg ist Arjen Robben. "Ich sehe ihn zurzeit sehr positiv. Das, was ich sehe, ist sehr gut. Es kann sein, dass es besser aussieht, als wir erwartet haben, aber die richtige Antwort kann nur Müller-Wohlfarth geben, weil er die Analysen macht", so van Gaal. Früher als 2011 wird Robben aber nicht zurückkehren.

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