So spielt der Tabellenführer

Von Daniel Börlein
Thomas Tuchel (l.) ist der Vater des Mainzer Erfolgs um Polanski, Holtby und Schürrle (v.l.)
© spox
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Nach einer guten Anfangsviertelstunde gab Mainz das Spiel allerdings aus der Hand. Hoffenheim diktierte die Partie und glich kurz vor der Halbzeit aus. Zur Pause reagierte Tuchel deshalb mit einer erneuten Systemänderung, stellte im Mittelfeld auf Raute um und zog Holtby hinter die Spitzen.

Grund eins: Präsenz im Zentrum

Zwar setzte Mainz in Halbzeit eins durch Holtbys Spiel zwischen den Linien offensive Akzente, ohne aber die Partie zu kontrollieren. Stattdessen erarbeitete sich Hoffenheim ein Übergewicht, weil die Gäste die Zentrale beherrschten.

Denn: Dadurch, dass Schürrle und Holtby in der Defensivarbeit auf der Außenbahn gebunden waren, sahen sich die beiden Sechser Karhan und Polanski ständig dem Hoffenheimer Dreier-Mittelfeld gegenüber, das zudem noch durch Ba unterstützt wurde, der sich häufig aus dem Sturm zurückfallen ließ. Diese zahlenmäßige Überlegenheit verschaffte vor allem Luiz Gustavo als freiem Mann viele Räume, die unter anderem zur Vorbereitung des 1:1 nutzte.

Durch die Umstellung auf Raute nahm Tuchel den Gästen diesen Vorteil. Gustavo war in der Folge durch den zentral-offensiven Holtby defensiv gebunden und Polanski nahm als alleiniger Sechser Ba auf, sobald er sich zurückfallen ließ. Die Hoffenheimer Dominanz im Zentrum war dahin, zumal Holtby im offensiven Mittelfeld den Spielaufbau durch die Mitte frühzeitiger stören konnte.(siehe Bild 1 bis 3)

Grund zwei: Druck in die Tiefe

Durch seine Umstellung wollte Tuchel allerdings nicht nur mehr zentrale Kompaktheit in der Rückwärtsbewegung herstellen, sondern gleichzeitig auch das eigene Offensiv-Spiel um eine in den Partien zuvor außerordentliche Mainzer Stärke erweitern: Das Spiel in die Tiefe.

In Halbzeit eins agierten Szalai, vor allem aber Allagui in der Sturmspitze mehr als Wandspieler, die dem Ball entgegen gingen, ihn hielten oder direkt wieder prallen ließen. Allagui verteilte in seinen 56 Minuten Einsatzzeit mit zwei Ausnahmen alle Pässe vom Hoffenheimer Tor weg.

Dadurch, dass Holtby nach der Pause im offensiven Mittelfeld als zentrale Anspielstation agierte, waren Allagui (später Schürrle) und Szalai der Aufgabe, Bälle mit dem Rücken zum Tor festzumachen, weitgehend entbunden und konnten stattdessen den Weg in die Tiefe suchen oder den jeweiligen Innenverteidiger nach außen locken, um eine Lücke für Holtby zu reißen. (siehe Bild 4 bis 6)

Zweiter positiver Aspekt für die Offensive der Mainzer durch die Umstellung auf Raute: eine höhere Ballzirkulation in der Zentrale (fast doppelt so viele erfolgreiche Passfolgen als in der ersten Halbzeit) und die damit verbundene Möglichkeit, den Spielrhythmus bei Bedarf zu variieren.

In München: Pressing der anderen Art

In München: defensive und offensive Besonderheiten

Gegen 1899: Holtby zwischen den Linien