Granaten, Hoffnungsträger und ein wenig Ramsch

Von SPOX
Die Neu-Schalker Christoph Metzelder, Kyriakos Papadopoulos und Hans Sarpei (v.l.)
© Getty
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(18) Jose Manuel Jurado (13 Millionen Euro, kam von Atletico Madrid)

Seit dem Abgang von Lincoln im Jahr 2007 klaffte bei Königsblau in der Mittelfeldzentrale ein kreatives Loch, das Jurado nun schließen soll. Nach der peinlichen 1:3-Derbyniederlage gegen Borussia Dortmund musste Magath reagieren. Jurado spielte in Freiburg hinter den Spitzen und zeigt seitdem viel von dem, was sich die S04-Anhänger von ihm erhofften. Der Spanier besticht mit einer starken Technik, ist schnell und setzt die beiden Spitzen Raul und Huntelaar gut in Szene, taucht allerdings auch immer wieder für längere Zeit ab. Auffällig ist, wie oft er das in Spanien typische Kurzpassspiel mit seinen Mitspielern sucht, die darauf allerdings noch nicht zu genüge eingehen. Den Trainer hat Jurado damit noch nicht überzeugt: Bislang machte der 24-Jährige erst ein Spiel über 90 Minuten und wurde gegen Nürnberg nach 45 Minuten ausgewechselt.

SPOX-Prognose: Jurado ist, neben Huntelaar, der größte Hoffnungsschimmer im Schalke-Spiel. Königsblau braucht seine technischen Qualitäten, um die torgefährlichen Raul und Huntelaar richtig einzusetzen. Die Ansätze sind vorhanden, zusammen mit Farfan kann er für mehr Durchschlagskraft aus dem Mittelfeld sorgen.

(21) Christoph Metzelder (ablösefrei, kam von Real Madrid)

Metzelder sollte Führungsspieler und Abwehrchef werden, ist bislang allerdings nur der Sündenbock auf Schalke. Die Leistungen des ehemaligen Nationalspielers waren anfangs erschreckend schwach. Der 29-Jährige wirkte steif, zweikampfschwach, unkonzentriert und war ohne jegliches Selbstvertrauen. In den letzten Begegnungen stabilisierte sich der ehemalige Königliche zumindest, auch wenn er immer wieder Unkonzentriertheiten in seinem Spiel hat.

SPOX-Prognose: Den Metzelder der WM-Turniere 2002 und 2006 wird es wohl nicht mehr geben. Viele Verletzungen haben den Innenverteidiger immer wieder zurückgeworfen. Wenn Metzelder an seiner Spritzigkeit arbeitet und wieder in einen normalen Spielrhythmus kommt, dann kann er sich aber als Stammkraft unter Magath etablieren. Der gewünschte Führungsspieler, der mit starken Leistungen voran geht, ist er derzeit nicht.

(22) Atsuto Uchida (1,3 Millionen Euro, kam von Kashima Antlers)

Bislang hat Uchida nicht bewiesen, dass er seine siebenstellige Ablösesumme wert ist. Als designierter Rafinha-Nachfolger soll er in große Fußstapfen treten, die er bislang aber noch nicht ausfüllen kann. Uchida muss dringend an seiner Athletik arbeiten, um sich in der Bundesliga behaupten zu können. Auch offensiv muss er sich steigern. Seine wenigen Flanken finden keinen Abnehmer, stattdessen laufen immer wieder gefährliche Konter über seine Seite.

SPOX-Prognose: Uchida hat jetzt bereits Probleme sich gegen die durchschnittliche Konkurrenz Sarpei und Moritz durchzusetzen. Wenn er spielte, dann schwach. Spielt Hoogland ähnlich wie in Mainz, bleibt dem Japaner nur die Bank. Langfristig wird es so schwer, auf Schalke zu Einsatzminuten zu kommen.

(25) Klaas-Jan Huntelaar (14 Millionen Euro, kam vom AC Mailand)

Gescheitertes Talent oder Stürmer-Star? Die Meinungen zu Huntelaar gehen bisweilen weit auseinander. Trotz wenig Einsatzzeit waren seine Torquoten bei Milan und Real trotzdem gut. Für Schalke ist "The Hunter" der Königstransfer und der einzige Neue, der bislang restlos überzeugen konnte. Er ist ähnlich wie Kevin Kuranyi kein glänzender Techniker, dafür im Strafraum noch tödlicher als der nach Moskau abgewanderte Toptorjäger der letzten Jahre. Zuletzt traf Huntelaar in der Liga vier mal in Folge.

SPOX-Prognose: Huntelaar ist jeden Euro wert und wird für Schalke national und international noch ganz wichtig sein. Trotz formschwacher Mitspieler knipst der Niederländer derzeit fast wie er will. Schalke muss hoffen, dass der Niederländer seinen Lauf beibehält, damit Königsblau wieder aus dem Tabellenkeller kommt.

(26) Erik Jendrisek (ablösefrei, kam vom 1. FC Kaiserslautern)

Mit 15 Treffern knipste Jendrisek Lautern in der letzten Saison noch in die erste Liga, auf Schalke bekommt der Slowake nach durchwachsenen Leistungen jedoch kaum noch Einsatzzeit. Für sein Heimatland spielte der Mittelstürmer bei der WM auf der Außenbahn, aber auch die ist auf Schalke gut besetzt.

SPOX-Prognose: Jendrisek scheint sich mit seinem Wechsel nach Gelsenkirchen keinen Gefallen getan zu haben. Im Angriff ist er nach Huntelaar, Raul und Edu nur vierte Wahl. Daran wird sich auch nichts ändern. Der Slowake wird über die Jokerrolle nicht hinauskommen - Ausleihe im Winter möglich.

(27) Ciprian Deac (3 Millionen Euro, kam von CFR Cluj)

Co-Trainer Bernd Hollerbach scoutete in Cluj eigentlich einen Angreifer, sprach im Nachhinein aber nur noch von Deac und überzeugte Magath, den jungen Rumänen zu verpflichten. Etwas bezeichnend: Magath stellte Deac bei dessen Präsentation mehrmals als 22-jähriges Talent vor, der Rumäne ist jedoch bereits 24. Bislang absolvierte der Blondschopf zwei Pflichtspiele und wurde jeweils nach schwacher Leistung nach 45 Minuten vom Feld genommen.

SPOX-Prognose: Die Deac-Verpflichtung erschließt sich den meisten Fans immer noch nicht so ganz, schließlich machten die klammen Schalker immerhin viel Geld für einen Spieler locker, der es derzeit nicht einmal auf die Ersatzbank schafft. Es hat ein wenig den Anschein, als habe Magath Deac als Sicherheitslösung verpflichtet, bevor der Deal mit Jurado in trockenen Tüchern war. Deac wird es auf Schalke schwer haben, sich durchzusetzen.

Fazit: Schalke hat vor der Saison mächtig investiert. Ca. 36 Millionen gaben die Königsblauen für neue Kicker aus, Gehälter nicht mit eingerechnet. Gebracht hat es derzeit wenig, Schalke ist Vorletzter. Der einzige Neue, der bislang restlos überzeugt, ist Huntelaar. Jurado und Raul zeigten in Ansätzen, dass sie zur Verstärkung werden können, Papadopoulos ist ein vielversprechendes Talent mit guten Anlagen.

Negativ überwiegen allerdings Transfers von Spielern, die keine Verstärkung darstellen und den Kader so nur unnötig aufblähen. Sarpei, Uchida, Jendrisek und Deac sind dabei in erster Linie zu nennen. Hao Junmin, Alexander Baumjohann und Besart Ibraimi dürfen getrost schon als Fehlinvestitionen der vorherigen Transferperioden bezeichnet werden.

In der Anfangself stehen meist Spieler, die schon vor Magath das königsblaue Dress trugen (Neuer, Höwedes, Rakitic, Jones, Farfan), Jungprofis aus der A-Jugend bzw. U 23 (Matip, Schmitz, Moritz) oder prominente Kicker, die sich anderswo einen Namen gemacht haben und teilweise für hohe Ablösesummen verpflichtet wurden (Metzelder, Jurado, Raul, Huntelaar).

Einen Transfer, der wenig Geld verschlungen hat und trotzdem Topleistungen in der ersten Elf bringt - wie beispielsweise in Dortmund Shinji Kagawa - hat Felix Magath seit seinem Amtsantritt noch nicht präsentieren können.

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Der FC Schalke 04 im Steckbrief