"An das Essen muss ich mich noch gewöhnen"

Von Interview: Haruka Gruber
Jürgen Klopp (l.) mit einem seiner Gewinner der noch jungen Saison: Shinji Kagawa
© Imago

Das Bundesliga-Schnäppchen des Sommers? Shinji Kagawa wurde von Borussia Dortmund für nur 350.000 Euro Ausbildungsentschädigung vom japanischen Erstligisten Cerezo Osaka verpflichtet - und wird bereits als neuer Tomas Rosicky gefeiert.

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Beim 0:2 gegen Leverkusen war er noch der beste Dortmunder und bestätigte damit seine gute Form aus der Vorbereitung. 4,5-Millionen-Einkauf Robert Lewandowski sitzt wegen des 21-Jährigen nur auf der Bank. Aber wer ist der Japaner überhaupt?

SPOX: Nach dem Wechsel zum BVB sorgten Sie mit Ihrer Aussage, dass Sie noch nie so viele hübsche Blondinen wie in Dortmund gesehen hätten, gleich für Erheiterung.

Shinji Kagawa: Ich weiß, ich weiß. Ich werde immer noch von vielen Leuten darauf angesprochen, obwohl das Interview über einen Monat her ist.

SPOX: Vielleicht auch deswegen, weil Ihre Aussage so gar nicht zum Klischee des Japaners passen will? Selbst Trainer Jürgen Klopp hat gesagt, dass Sie das Vorurteil widerlegen würden, dass Japaner schüchtern seien.

Kagawa: Ich finde eigentlich, dass ich ein verhältnismäßig ruhiger und stiller Typ bin.

SPOX: Fällt einem zurückhaltenden Fußballer die Eingewöhnung in neuer Umgebung schwerer?

Kagawa: Ich bin überrascht, aber auch in Dortmund sind die Leute eher zurückhaltend, von daher gefällt es mir sehr gut. Eine Hürde ist natürlich die Sprache, aber das wusste ich bereits, bevor ich hierher kam. Für ein abschließendes Urteil ist es ohnehin zu früh, weil ich immer noch im Hotel wohne und der Alltag daher noch gar nicht begonnen hat.

SPOX: Gibt es dennoch bereits etwas, was Sie in Deutschland stört?

Kagawa: An das Essen muss ich mich noch gewöhnen. Andererseits ist es wichtig, Unterschiede zu akzeptieren und nicht zu lamentieren, dass dies oder jenes in Japan anders oder besser ist. Ich bin nun mal in Deutschland und muss lernen, die Dinge so zu schätzen, wie sie sind.

SPOX: Hilft es, dass mit Schalkes Neuzugang Atsuto Uchida ein Landsmann in Ihrer Nähe wohnt?

Kagawa: Natürlich, wir kennen uns gut von der Nationalmannschaft. Ich hoffe, dass wir uns in der Bundesliga durchsetzen. Beim Derby werde ich aber alles daran setzen, dass wir Schalke besiegen.

SPOX: Klopp betont, dass Sie für die Bundesliga körperlich zulegen müssten. Ist der Unterschied zur japanischen J-League tatsächlich so groß?

Kagawa: Ich spüre den Unterschied tatsächlich. Alleine die zwei bis drei Trainingseinheiten pro Tag in der Vorbereitung haben Körper und Geist einiges abverlangt. Da ging es in Japan doch anders zu. Ich denke aber, dass ich mich an die Härte gewöhnen werde.

SPOX: Weil Sie häufiger in den Kraftraum gehen?

Kagawa: Krafttraining alleine wird nicht ausreichen, um sich der körperlichen Spielweise in Deutschland anzupassen. Ich muss beispielsweise auch die nötige Körperbeherrschung erlernen, um mich im direkten Zweikampf zu behaupten. Daher macht es keinen Sinn, meine Zeit nur noch im Kraftraum zu verbringen. Ich bin schließlich Japaner und werde nie so physisch sein wie ein Deutscher.

SPOX: Wegen Ihrer Statur und der Spielweise werden Sie mit Dortmunds ehemaligem Star Tomas Rosicky verglichen. Kennen Sie ihn überhaupt?

Kagawa: Ich kenne ihn - aber dass er früher in Dortmund gespielt hat, habe ich erst nach dem Wechsel erfahren. Er ist aber für mich kein Vorbild oder so etwas. Mein Lieblingsspieler ist Andres Iniesta.

SPOX: Wie viel oder wie wenig wussten Sie über die Bundesliga, bevor Sie nach Dortmund gezogen sind?

Kagawa: Ich war nicht besonders gut über die Bundesliga informiert. Aber natürlich kannte ich die meisten Spieler vom FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft. Besonders aufgefallen ist mir in den letzten Jahren Franck Ribery. Ich freue mich, zukünftig gegen solche Superstars spielen zu können und mich so weiterzuentwickeln. Das wäre in Japan nicht möglich gewesen.

SPOX: Den meisten japanischen Spielern ist in Europa der große Erfolg verwehrt geblieben, weil sie zwar talentiert waren, dafür aber nicht den nötigen Biss mitbrachten. Japans WM-Star Keisuke Honda ist talentiert, gleichzeitig jedoch selbstsicher und frech. Ist das der Schlüssel?

Kagawa: Honda hat gezeigt, dass Selbstvertrauen wichtig ist, um Erfolg zu haben. Seine starke WM ist ein großer Anreiz, es ihm nachzumachen. Ich möchte in Dortmund beweisen, dass ein Spieler aus Japan mit seiner technischen Stärke auch in Europa erfolgreich sein kann.

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