Van Gaal: Deshalb hat Deutschland verloren

SID
Louis van Gaal wechselte 2009 von Alkmaar nach München
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Bayern-Trainer Louis van Gaal weiß, warum Deutschland Spanien nicht bezwingen konnte und betont seinen Wunsch, 2014 als Nationaltrainer zur Weltmeisterschaft nach Brasilien zu fahren. Für die bevorstehende Bundesliga-Saison gilt: Verbessern statt kaufen.

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Er kann sich immer noch vorstellen, eines Tages Bundestrainer zu werden. Und Louis van Gaal hält es wohl auch nicht für ausgeschlossen, dass die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit ihm 2010 Weltmeister hätte werden können.

Zumindest ließ der Trainer des deutschen Double-Gewinners Bayern München in Interviews mit dem "Kicker" sowie der "Süddeutschen Zeitung" durchblicken, dass die DFB-Auswahl unter seiner Anleitung womöglich nicht im WM-Halbfinale an Spanien gescheitert wäre.

"Das war das einzige Spiel, in dem die Deutschen nicht angegriffen haben. Schade", sagte van Gaal über das 0:1 gegen den späteren Weltmeister. Die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw sei in diesem Spiel jedoch "nur nach hinten gelaufen, deshalb haben sie verloren", sagte der 58 Jahre alte Niederländer.

"Es gibt nichts Neues mehr"

Was er getan hätte? Nun, Spanien habe "nicht so viele Spieler, die in die Tiefe gehen", und wenn sie "weit entfernt vom Tor gehalten werden, bringt ihr Kombinationsspiel nichts", behauptete van Gaal.

Abgesehen von Deutschland, Spanien und Chile hätten ihn alle Mannschaften bei der WM enttäuscht, weil sie nur verteidigt hätten. Überhaupt konnte er dem Turnier in Südafrika wenig abgewinnen, außer: "Die Erkenntnis, dass das Rad sich zu Ende gedreht hat. Es ist alles erfunden worden. Es gibt nichts Neues mehr."

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DFB-Trainer als Option?

An der nächsten Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien will van Gaal als Nationaltrainer teilnehmen. Dem FC Bayern dürfte das nicht ungelegen kommen, weil der Niederländer ein drittes Jahr als Trainer des deutschen Rekordmeisters damit nicht mehr ausschließt. "Ich will Nationaltrainer werden", betonte er, und "eigentlich müsste ich bei Bayern jetzt aufhören, denn jetzt werden die neuen Nationaltrainer gesucht. Vielleicht verlängere ich deshalb hier noch ein Jahr bis 2012 und übernehme dann ein Land."

Deutschland wäre eine Option - zumal van Gaal behauptet, die deutsche Mannschaft habe schon bei der WM in Südafrika das System des FC Bayern gespielt, was Thomas Müller dann auch prompt als das "Louis-van-Löw-System" bezeichnete. So wie er das sehe, sagte van Gaal gewohnt selbstbewusst, habe die DFB-Elf "unser 4-4-1-1-System" gespielt: "Alle Spieler haben auf Positionen gespielt, die ich auch für richtig halte. Deutschland hat attraktiv gespielt wie wir. Darüber war ich froh."

"Es gibt keine Stammplätze"

Weniger froh dürften die zahlreichen Nationalspieler des FC Bayern bei ihrer Rückkehr ins Training sein. Van Gaal machte klar, dass es auch für Müller, der eine sehr gute WM gespielt habe, oder Miroslav Klose keinen WM-Bonus geben wird. "Hier fangen alle wieder bei null an", betonte der Niederländer, "es gibt keine Stammplätze, so bekommt jeder wieder eine neue Chance." Nur für seine drei Kapitäne Mark van Bommel, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger mache er eine Ausnahme, sie hätten "etwas mehr Rechte".

Einen Formknick bei den jungen Spielern, die in der vergangenen Saison für Furore sorgten und schließlich auch zur WM fuhren, befürchtet van Gaal nicht. Müller und Holger Badstuber hätten "beide Füße auf dem Boden", versicherte der Trainer, "ihre Kurve wird nur steigen." Badstuber etwa werde sich auch nicht von der für ihn unglücklich verlaufenen WM aus der Bahn werfen lassen. "Er weiß, dass bei Bayern den Spielern das Vertrauen geschenkt wird, das Arne Friedrich etwa in der Nationalelf hatte."

Verbessern statt kaufen

Badstuber soll nach van Gaals Vorstellungen künftig wieder als linker Innenverteidiger zur Verfügung stehen. Für die linke Seite in der Viererkette sucht der FC Bayern einen qualitativ hochwertigen Mann - muss es aber nicht, wie van Gaal betont.

Contento und der zurückgekehrte Braafheid stünden dort zur Verfügung, ein möglicher Neuzugang müsste "viel besser" sein als diese beiden. "Ich bin kein Trainer, der einfach kauft. Ich bin ein Trainer, der die Spieler verbessern will und das kann", betonte van Gaal.

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