"Man kann nicht zufrieden sein"

Von Für SPOX in Trentino: Florian Bogner
Louis van Gaal brachte es als FCB-Coach in 53 Spielen auf einen Schnitt von 2,08 Punkten pro Partie
© Imago

Louis van Gaal hat kaum Spieler, um sich vernünftig auf die Saison vorzubereiten. Dennoch gibt er im Training mit vollem Einsatz die Richtung vor. Seinen Ergänzungsspielern muss er aber nichts vorlügen.

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Louis van Gaal ist einer der ersten auf dem Trainingsplatz. Aus den Boxen quäkt der "Stern des Südens". Van Gaal blickt etwas verstört in Richtung Box, signalisiert dem DJ mit einem Blick, dass er das Getöse baldigst ausstellen soll. Die Fans klatschen ekstatisch, der Bayern-Trainer winkt der Menge mit einem jovialen Lächeln.

Die Musik geht aus. Auf dem Nebenplatz des Stadions von Arco hat Fitnesscoach Marcelo Martins bereits seine Hütchen verteilt. Aufwärmen, Sidesteps, Anfersen, das übliche Programm.

Martins gibt den Takt vor, van Gaal steht stoisch daneben. Die Arme verschränkt, der Blick starr auf die Spieler gerichtet. Doch tanzt einer aus der Reihe, regt sich van Gaal, ruft die Spieler zur Ordnung. Kurzum: Dem Bayern-Coach entgeht nichts.

Hitze macht van Gaal zu schaffen

Es ist schon bemerkenswert, mit welchem Kalkül, mit welcher Hingabe der 58-Jährige auch am Gardasee seinem Job nachgeht. Eine Vorbereitung ohne 13 WM-Stars ist gelinde gesagt schwierig. Van Gaal bezeichnet sie mitunter als "lächerlich".

Acht Profis, die meisten nur Ergänzungsspieler, und 16 Amateure geben den Platzhalter für die Spieler, die in den nächsten Wochen erst nach und nach ins Training einsteigen werden.

"Man kann nicht zufrieden sein, wenn man nicht seine Mannschaft trainieren kann", sagt van Gaal am Mittwoch nach dem Vormittagstraining. Van Gaal schwitzt, obwohl der Raum klimatisiert ist. Die Bedingungen sind gut, hebt er hervor, die Organisation glänzend. "Aber es ist auch sehr heiß, das ist ein Problem."

"Alle Spieler arbeiten hart"

Die Spieler geben trotzdem alles. "Alle Spieler arbeiten hart", sagt van Gaal, will aber niemandem was vorgaukeln. Er könne sich denken, wie es für seine Profis ist, nur mit der zweiten Mannschaft zu trainieren. "Das ist keine große Herausforderung, aber sie machen das."

Und das mit vollem Einsatz. Was der Trainer seiner kleinen Trainingsgruppe geben kann, ist Respekt. Stammplätze für die neue Saison sind jedoch rar. "Die Spieler wissen, dass die Positionen wieder besetzt sein können, wenn die Nationalspieler zurückkommen", sagt van Gaal ernst.

Vor ihm auf dem Tisch liegen ein paar Socken, eine kurze Hose, ein Polohemd. Er hat es nach dem Training noch nicht geschafft, sich umzuziehen. Dass er sich am Samstag beim Testspiel gegen eine Trentino-Auswahl ein Bayern-Trikot überstülpt, ist eher unwahrscheinlich.

Spieler, wir brauchen Spieler...

Aber van Gaal fehlen Spieler - die zweite Mannschaft reist am Donnerstagabend ab, weil sie am Sonntag zum Drittligaauftakt in Babelsberg antreten muss. Van Gaal wird nur ein Grüppchen zurück behalten. Verletzen darf sich hier niemand, sonst müsste der Trainer doch noch selbst ran. Oder Sportdirektor Christian Nerlinger.

Im Trainingslager testet er die Talente der zweiten Mannschaft, die seinen Rumpfkader für die ersten Spiele auffüllen sollen. Er lässt mal Ivan Cosic, mal Deniz Mujic, mal Nazif Hajdarovic und mal Deniz Yilmaz im Trainingsspiel zusammen mit den Profis spielen.

Am Dienstagabend gab es das erste Trainingsspiel 11 gegen 11. Ansonsten stehen meist 4 gegen 4 ohne Tore oder 5 gegen 5 mit Toren auf engem Raum auf van Gaals Trainingsplan. Mit Stoppuhr steht der Coach an der Seitenlinie und ist voll bei der Sache. Kritik wechselt sich mit Lob ab, nach einer gelungenen Kombination mit Torabschluss reißt er die Arme hoch und ruft begeistert: "Ja! Ja! Ja!"

Olic trifft, Tymoschtschuk fightet

Am Mittwochmorgen trainieren nur zehn Mann. Das blaue Team verliert gegen das orangene mit 9:11- nach deutlicher Führung.

Ivica Olic macht für Orange Tore wie am Fließband, Anatolij Tymoschtschuk verliert bei Blau kaum einen Zweikampf. Die Spieler wissen: Sie können sich jetzt für weitere Aufgaben empfehlen.

"Es ist auch ein Vorteil für sie, sie werden mehr spielen"; sagt van Gaal und spricht den Liga-Total-Cup in zehn Tagen an. Er könne gar nicht anders, als diese Spieler dort aufzustellen. "Da können sie sich zeigen. Ich denke, dass das für sie nicht so schlecht ist."

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