Abwehrchef im Wartestand

Von Andreas Lehner
Daniel van Buyten (r.) wechselte 2006 vom Hamburger SV nach München
© Imago

Daniel van Buyten kämpft mit Martin Demichelis um einen Platz in der Innenverteidigung. Momentan hat er aber andere Sachen im Kopf. Das verpasste Trainingslager am Gardasee könnte ein Vorteil gewesen sein.

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Eigentlich hat Daniel van Buyten im Moment andere Sachen im Kopf als Fußball. Seine Freundin ist hochschwanger und erwartet das erste gemeinsame Kind, eine Tochter. "Seit über einer Woche sagt die Ärztin, dass es jeden Moment passieren kann", sagt van Buyten und strahlt. Er will unbedingt dabei sein, wenn es soweit ist und seine Frau unterstützen.

Da muss auch mal der Beruf hinten anstehen. Für das Trainingslager in Riva del Garda bekam der 32-jährige Belgier von Trainer Louis van Gaal schon frei. Der Trainer habe vollstes Verständnis für seinen Wunsch, seiner Frau ganz nahe zu sein.

Schließlich beruht van Gaals Arbeit auf dem ganzheitlichen Prinzip. Ein Spieler muss sich wohl fühlen, den Kopf frei haben und keine Probleme in seinem Umfeld haben. "Denn das Umfeld beeinflusst den Schuss", wie van Gaal einmal sagte.

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Reise nach Schalke noch offen

Also durfte sich van Buyten zuhause an der Säbener Straße auf die neue Saison vorbereiten, um im entscheidenden Augenblick bei seiner Celine sein zu können. Bisher hat sich aber noch nichts getan. Es ist ein ständiges Warten auf den "großen Moment".

Dazwischen muss er sich in den Trainingseinheiten in Form bringen. Er sei fit, aber noch nicht topfit, sagt van Buyten. "Es sind ja auch noch ein paar Wochen bis zum Saisonstart."

Ob er mit der Mannschaft nach Gelsenkirchen reist, um am Liga-total-Cup teilzunehmen ist noch offen. Das müsse der Trainer entscheiden. Am Mittwoch probte van Gaal schon mal die Alternativen. Im zweiten Abschnitt des Trainingsspiels verteidigte Maximilian Haas an der Seite von Anatolij Tymoschtschuk innen.

Konkurrenzkampf in der Innenverteidigung

So könnte also die Innenverteidigung der Bayern gegen den 1. FC Köln ausschauen. Martin Demichelis ist erst seit Sonntag wieder im Training und arbeitet noch individuell. Holger Badstuber ist noch im Urlaub. Und Breno arbeitet nach seinem Kreuzbandriss in der Reha an seinem Comeback.

Es ist kein Geheimnis, dass diese Vorbereitung nichts mit den Vorstellungen von van Gaal gemeinsam hat. Er hat keine Möglichkeiten mit seiner Mannschaft Abläufe einzustudieren und seine Spieler auf den gewünschten Positionen zu testen. Zumal er in der Innenverteidigung einen neuen Konkurrenzkampf ausgerufen hat.

"Van Gaal hat seine Vorstellung"

Es ist nicht neu, dass van Gaal auf der halblinken Position einen Linksfuß und auf der halbrechten einen Rechtsfuß haben will.

"Ich denke, das war auch letztes Jahr so", sagt van Buyten und verweist darauf, dass am Ende trotzdem er und Demichelis gespielt haben. "Man wird im Training sehen, wie sich das entwickelt. Und wer der Mannschaft am meisten hilft, wird spielen." Er selbst sieht den Unterschied ob halblinks oder halbrechts nicht so groß und hatte auch vorher noch nie einen Trainer, der dieses Philosophie verfolgte. "Aber van Gaal hat seine Vorstellung und er sagt, dass ihm das sehr wichtig ist."

Da van Gaal mit Diego Contento jetzt einen echten Linksverteidiger gefunden zu haben scheint, ist der Weg für Badstuber nach innen frei. Anfang der Woche kündigte auch Sportdirektor Christian Nerlinger an, dass sich van Buyten und Demichelis - und später Breno - um einen freien Platz in der Innenverteidigung streiten.

Auch hier muss van Buyten wieder warten. Darauf, ob ihn van Gaal wie vergangene Saison erneut zum Abwehrchef beruft. Für van Buyten ist diese Situation nur logisch. Schließlich sei man beim FC Bayern und da gebe es eben immer starke Konkurrenz.

Vorteil Individualtraining

Angst vor einem Platz auf der Bank hat er aber nicht. Sollten tatsächlich zwei andere besser sein und spielen, müsse er eben noch härter arbeiten. Nach einem Jahr unter van Gaal hat er sich auch auf dessen Anforderungen eingestellt.

Der Trainer fordert mehr von seinen Verteidigern als große Zweikampfhärte. "Da wir sehr viele Ballkontakte haben, müssen wir den Rhythmus bestimmen, sollen keine langen Bälle spielen und immer anspielbar sein, um das Spiel von hinten zu entwickeln."

Während seine Kollegen am Gardasee schufteten und Demichelis und Badstuber noch relaxten, machte van Buyten in München viele positionsspezifische Übungen.

In diesem Fall könnte ihm sogar das Warten auf den Nachwuchs sportlich einen kleinen Vorteil verschafft haben.

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