Der Kampf um den großen Coup

Von Daniel Börlein
Ulf Kirsten (l.) und Michael Ballack spielten zwischen 1999 und 2002 gemeinsam in Leverkusen
© Imago

Mehere Bundesligisten sind an Michael Ballack interessiert, keiner wirbt aber so offensiv wie Bayer Leverkusen. Finanziell hat der Werksklub keine Chance gegen die Konkurrenz, doch Bayer hat andere Trümpfe. Allerdings birgt die Verpflichtung des 33-Jährigen auch Gefahren.

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Eigentlich ist es ja so: Wenn jemand krank oder verletzt ist, dann verordnet man ihm möglichst viel Ruhe. Michael Ballack ist derzeit verletzt. Ruhe hat der 33-Jährige aber dennoch nicht. Ballack führt derzeit täglich Gespräche. Es geht um seine sportliche Zukunft.

Zum 30. Juni endet sein Vertrag beim FC Chelsea, noch weiß er nicht, wo er danach spielen wird. An potenziellen neuen Arbeitgebern mangelt es jedenfalls nicht.

Aus der Premier League sollen Manchester United und der FC Liverpool interessiert sein, in Spanien wird Ballack mit Real Madrid und neuerdings auch mit dem FC Sevilla in Verbindung gebracht und in der Bundesliga steht er in Hamburg, Schalke, Leverkusen und Wolfsburg auf der Wunschliste.

Bayer wirbt offensiv

Drei der deutschen Vereine sollen bereits ein Angebot für Ballack abgegeben haben. Offiziell bestätigen will das allerdings kein Klub - außer Bayer Leverkusen. "Wir stehen in engem Kontakt mit ihm und seinem Berater", sagt Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser.

Ohnehin bemüht sich kein anderer Klub derart offensiv um eine Verpflichtung Ballacks wie Leverkusen, wo der Nationalspieler schon von 1999 bis 2002 spielte. "Wir tun alles, um diesen Transfer zu realisieren", sagt Holzhäuser. Auch Sportdirektor Rudi Völler lässt keine Gelegenheit aus, um zu betonen: "Wir sind mehr als interessiert."

Und Völler rechnet sich gute Chancen aus. "Es ist total realistisch, dass Michael zu Bayer zurückkommt", so Leverkusen Sportdirektor, der allerdings auch weiß: "Normalerweise ist ein Spieler wie Michael nicht unsere Kragenweite. Ein Transfer würde nur gehen, wenn der Spieler vom Gehalt Abstriche machen würde."

Grünes Licht vom Bayer-Konzern

Finanziell kann Leverkusen mit vielen Konkurrenten nicht mithalten, allerdings soll der Bayer-Konzern für eine Verpflichtung Ballacks grünes Licht gegeben haben, berichtet der "Kicker". "Wir werden uns auch finanziell sicher ein bisschen strecken", kündigt Völler deshalb gegenüber dem "sid" an. Zumal ab Oktober mit Marijn Dekkers ein neuer Konzern-Chef das Sagen bei Bayer hat, der weiteren Investitionen offen gegenüber stehen soll.

Dennoch: Des Geldes wegen wird Ballack wohl nicht nach Leverkusen wechseln. Vielmehr "setzen wir natürlich auf die emotionale Schiene", erklärt Völler. "Michael weiß, was er an Leverkusen hat. Denn bei uns hat er seine Weltklasse-Laufbahn begonnen."

Fanaktion für die Rückkehr

Und in Leverkusen wird Ballack noch immer geliebt. Beim Abschiedsspiel von Bernd Schneider Anfang Mai wurde er von den Bayer-Fans gefeiert, eine Internetinitiative zur Rückkehr von Ballack hat bereits über 11.000 Stimmen.

"Ich glaube, dass wir als Bayer Leverkusen gute Argumente haben", sagt Holzhäuser und meint damit neben Ballacks Beliebtheit auch die Tatsache, ihm für die Zeit nach seiner aktiven Karriere attraktive Möglichkeiten bieten zu können. Sowohl als weltweiten Bayer-Repräsentanten als auch in einer leitenden Funktion im Klub kann man sich Ballack in Leverkusen vorstellen.

Ziel ist EM 2012

Zuvor allerdings will Ballack noch mindestens zwei Jahre auf dem Platz stehen. "Für Michael ist es wichtig, sich auf höchstem Niveau auf sein Ziel Europameisterschaft 2012 vorzubereiten", sagt Berater Dr. Michael Becker.

Die Champions League kann Leverkusen zwar nicht bieten, in der letzten Saison setzte sich die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes aber in der Spitzengruppe der Bundesliga fest. Mit Ballack könnte Bayer diese Position wohl weiter festigen.

Ballack würde für Durcheinander sorgen

Wenngleich Ballack Leverkusen und die Bundesliga sportlich bereichern würde, würde eine Verpflichtung doch auch für einiges Durcheinander bei Bayer sorgen.

Nicht nur, dass Ballack mit Abstand der neue Topverdiener im Team wäre, auch die Hierarchie innerhalb der Mannschaft müsste neu gebildet werden, kommt mit Ballack doch ein Spieler, der den Anspruch hat, eine Führungsposition zu übernehmen.

Und: Ist Ballack da, muss ein anderer auf die Bank. Gerade im defensiven Mittelfeld hat Bayer mit Simon Rolfes, Arturo Vidal, Lars Bender, Hanno Balitsch, Gonzalo Castro, Stefan Reinartz und Jens Hegeler ein Überangebot.

Zwar können einige davon auch auf anderen Positionen ran, was dann allerdings wohl zu Lasten der Spielzeit für die Talente wie Daniel Schwaab, Sidney Sam oder Burak Kaplan geht.

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