St.Pauli-Boss Littmann tritt zurück

SID
Corny Littmann ist als Präsident des FC St. Pauli zurückgetreten
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Nach fast acht Jahren im Amt ist Corny Littmann als Präsident von Aufsteiger FC St. Pauli zurückgetreten. Dies gab der 57-Jährige auf einer Pressekonferenz bekannt.

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Für Theatermacher Corny Littmann ist beim FC St. Pauli der letzte Vorhang gefallen. Zehn Tage nach dem Bundesliga-Aufstieg und vier Tage nach dem 100. Geburtstag des Traditionsvereins ist der Präsident des Kiez-Klubs mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurückgetreten. Der 57 Jahre alte Unternehmer hatte die Vereinsführung im Dezember 2002 übernommen.

"Ich habe nach dem Sieg in Fürth nur noch gedacht: Mehr geht nicht. Und deshalb möchte ich freiwillig dann gehen, wenn ich auch noch bleiben könnte", sagte Littmann am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in der Hansestadt. Dabei wurde seine Stimme brüchig, die Worte stockten. Im Verlauf einer elfminütigen Erklärung brachte er die aktuelle Situation des FC St. Pauli mit der ihm eigenen bildhaften Sprache so auf den Punkt: "Ich stand einmal am Ruder eines lecken Kahns, jetzt ist daraus ein prachtvolles Piratenschiff geworden."

Zum Dank für seine ehrenamtliche Tätigkeit als Vereinspräsident erhielt der offen Homosexuelle einen Riesenbouquet aus violetten Rosen. Littmann revanchierte sich mit einer Zwölf-Liter-Magnumflasche Champagner für alle Anwesenden und einem Kunstwerk, das zur neuen Saison eine Seitenwand der neuen Südtribüne zieren soll.

Obwohl das Gerücht, Littmann werde in Kürze sein Amt zur Verfügung stellen, schon seit Wochenbeginn durch die Hansestadt waberte, gab sich Aufsichtsrats-Boss Michael Burmester erstaunt: "Wir sind überrascht von dieser Entscheidung und werden nun zeitnah eine Entscheidung für die kommissarische Nachfolge treffen."

Gewählt ist Littmann noch bis März 2011, aber schon im November dieses Jahres soll ein Nachfolger gekürt werden. Bis dahin wird einer der vier Vize-Präsidenten nach Vorgabe des Aufsichtsrats übergangsweise das Amt übernehmen. Als Kandidaten dafür werden Marcus Schulz und Bernd-Georg Spies gehandelt.

Schulte: "Er hinterlässt einen gut aufgestellten Verein"

Sportdirektor Helmut Schulte würdigte die Leistung des scheidenden Präsidenten. "Im Fußball ist man ja nie vor Überraschungen gefeit, aber wir müssen Corny für seinen Einsatz danken. Er hinterlässt einen gut aufgestellten Verein", sagte Schulte, Littmann dankte prompt zurück: "Für Helmut und unseren Trainer Holger Stanislawski bin ich ab jetzt nur noch ein Freund und nicht auch noch ein Arbeitgeber."

Als weiterhin amtierender Geschäftsführer der FC St. Pauli Service GmbH wird Littmann weiterhin Einfluss auf die Geschicke des Klubs nehmen. So ist nach Fertigstellung der neuen Haupttribüne im Millerntorstadion für 2012 der Neubau der Gegengeraden geplant, 2014 soll dann die Nordtribüne saniert werden.

Der scheidende Präsident hatte den zwischenzeitlich in die Drittklassigkeit abgerutschten Verein auch dank des Verkaufs der mittlerweile legendären braunen Retter-T-Shirts und der Kneipen-Aktion "Saufen für St. Pauli" Schritt für Schritt finanziell und später auch sportlich saniert. Auch die Errichtung einer neuen Südtribüne war in erster Linie dem Engagement Littmanns zu danken.

Sogar den damaligen Bayern-Manager Uli Hoeneß konnte er überzeugen, mit dem deutschen Rekordmeister zu einem Benefizspiel gegen die "Weltpokalsiegerbesieger" in die Hansestadt zu kommen. Diesen inoffiziellen Titel hatten sich die Kiez-Kicker in ihrer letzten Bundesliga-Halbserie im Februar 2002 durch einen 2:1-Erfolg gegen den FC Bayern erkämpft.

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