Wo willst Du hin, Edin?

Von Florian Bogner
Edin Dzeko wechselte 2007 für vier Millionen Euro vom FK Teplice zum VfL Wolfsburg
© Getty

Edin Dzeko ist für den VfL Wolfsburg die Lebensversicherung - auch im Europa-League-Viertelfinale gegen den FC Fulham (20.50 Uhr im LIVE-TICKER, auf Kabel eins und SKY). Dzeko plagt sich noch mit Knieproblemen rum, soll aber möglichst in London auflaufen. Am Ende der Saison könnte die Zweckehe mit dem VfL allerdings beendet sein - wenn der Mann mit dem Geldkoffer kommt.

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Edin Dzeko ist eigentlich ein netter Kerl. Doch neulich, in Mainz, da brach es aus ihm heraus. Nachdem ihn die Mainzer Fans nach einem Foul von Nikolce Noveski gnadenlos nieder gepfiffen hatten, weil Dzeko etwas länger auf dem Rasen liegen geblieben war, schlug der 24-Jährige in der Schlussphase mit zwei Toren zurück - und lief beim Jubeln mit an die Ohren angelegten Händen an der Mainzer Fankurve vorbei. Ganz als wollte er sagen: Na, warum seid ihr denn plötzlich so leise?

"Es war ein Foul, ich bin kein Simulant", sagte Dzeko hinterher im TV-Interview trotzig und hatte noch einen für die Mainzer Fans übrig: "Diese Pfiffe haben mich nur stärker gemacht." Noch stärker? Den kommenden Gegnern des VfL Wolfsburg könnte jetzt schon angst und bange werden.

Genau so gut wie 2008/2009?

Denn Dzeko steht in der Liga schon wieder bei 16 Saisontoren, inklusive Pokal und Europapokal hat er 23 Pflichtspieltore erzielt. Nur Kevin Kuranyi (17, Liga) und Claudio Pizarro (24, alle Spiele) liegen in den beiden Wertungen knapp vor dem VfL-Stürmer.

Doch Dzeko hat elf seiner Liga-Saisontore erst seit dem Winter erzielt - ähnlich wie im Vorjahr, als er 21 seiner 26 Bundesliga-Tore erst in der zweiten Saisonhälfte machte. Damals stand er nach 28 Runden übrigens auch (erst) bei 16 Treffern. Insgesamt stehen für Dzeko 50 Tore in 88 BL-Spielen zu Buche - ein herausragender Wert.

Seine Vorzüge: Dzeko kann eigentlich alles. Tore mit links, Tore mit rechts, Tore mit dem Kopf - alles findet sich in seiner Saisonstatistik wieder. Sogar als Elfmeterschütze bewies er in dieser Saison schon Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Kein Wunder, dass sich die Lobpreisungen häufen. VfL-Trainer Lorenz-Günther Köstner, normalerweise ein reservierter und nüchterner Zeitgenosse, meinte nach dem Mainz-Spiel: "Er ist ein kommender Weltfußballer."

Einer für den FC Bayern?

Ob er Dzeko damit nun einen Gefallen getan hat oder nicht, bleibt abzuwarten. Klar ist bislang nur: Die Interessenten für den Bosnier häufen sich. Die Liste fremder Scouts, die Einlass in die Wolfsburger Arena fanden, liest sich wie ein Who-is-Who des europäischen Fußballs: AC Mailand, Manchester United, FC Chelsea, FC Arsenal. Die Liste lässt sich fast beliebig erweitern. Und die Bayern sehen ihn jede Woche in der Sportschau.

Die Bayern? Ja richtig, der deutsche Rekordmeister wurde unlängst auch mit Dzeko in Verbindung gebracht. Vor allem dessen Aussage in der "Sport-Bild" dürfte den FCB hellhörig gemacht haben. "Ich habe nie gesagt, ich will unbedingt nach Italien. Es gibt viele Optionen. Spanien ist eine, England ist eine. Und auch Deutschland ist eine, ohne dass ich jetzt irgendeinen Klub nennen möchte", meinte Edin Dzeko.

Angesichts einer festgeschriebenen Ablösesumme von 40 Millionen Euro kommt dafür in Deutschland aber nur ein Verein in Frage - und der spielt im Süden der Republik. Ob man sich in München nun wirklich mit dem Top-Torjäger des VfL Wolfsburg auseinandersetzt, ist pure Spekulation. Der "Münchner Merkur" berichtet sogar von einem Geheimtreffen mit Nerlinger vor dem Spiel der Bayern in Frankfurt.

Klar ist nur, dass der VfL den Stürmer am Ende der Saison ziehen lässt, wenn jemand mit einem dicken Geldkoffer an der Geschäftsstelle in den Allerwiesen vorfährt.

Entscheidung bis Ende Mai

"Es liegt nicht in unserer Macht. Wenn ein Verein diese Summe zahlen kann und das mit einer Bankbürgschaft hinterlegt, wird er kommende Saison nicht mehr in Wolfsburg spielen", sagte Dieter Hoeneß schon vor Wochen. "Laut Vertrag muss er sich bis zum 31. Mai entscheiden."

Beim VfL hat man indes keine Eile, einen potenten Käufer zu finden - im Gegenteil. "Wenn man mich vor die Wahl stellen würde, ich würde Dzeko nehmen. Der Spieler ist mir viel lieber als das Geld. Aber das wird letztendlich auf dem Markt und von Edin Dzeko selbst entschieden", sagt Hoeneß.

Am letzten Wochenende meinte Hoeneß noch: "Bislang liegt kein Angebot mit einer hinterlegten Bankbürgschaft für die Ablöse vor." Die "Bild" berichtete zudem von einem geheimen Treffen zwischen Hoeneß und den Dzeko-Beratern Alen Augustincic und Irfan Redzepagic, das ja offensichtlich nicht ganz so geheim war.

"Noch ein, zwei Jahre Bundesliga würden ihm gut tun"

Der Manager hofft weiter darauf, dass Dzeko noch mindestens ein Jahr bleibt. "Ich glaube, dass ihm mit seinen 24 Jahren noch ein, zwei Jahre Bundesliga gut tun würden", meinte der VfL-Manager fast schon väterlich. "Für mich hat er das Prädikat Weltklasse. Und das Entwicklungspotenzial ist noch nicht ausgereizt."

Um an einen Verbleib Dzekos zu denken, braucht Wolfsburg aber das internationale Geschäft. Dass sich der Stürmer in der nächsten Saison mit Auftritten auf deutscher Ebene zufrieden geben wird, gilt als ausgeschlossen. Mit seiner Klasse muss sich der Bosnier auch vor keinem Stürmer in Europa verstecken.

Sein ehemaliger Nationalcoach Miroslav Blazevic verglich ihn vor zwei Jahren bereits mit Zlatan Ibrahimovic. Und im Januar 2009 sagte er im Interview mit SPOX: "Ich bin überzeugt, dass er es weit bringen wird. Seine Zweikampfstärke, seine Spielintelligenz, seine Technik trotz seiner Größe und allen voran sein Kopfballspiel. In ein oder zwei Jahren wird man ihn schon zu den ganz Großen zählen." Das wäre dann also jetzt. Zeit für große Taten - oder einen großen Klub.

Edin Dzekos Karrierestationen