Kuranyi erhöht Druck auf Löw

SID
Kevin Kuranyi führt mit 17 Saisontreffern die Torjägerliste an
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Kevin Kuranyi erhöht mit jedem Tor den Druck auf Bundestrainer Joachim Löw. Mit 17 Saisontoren hat der Schalker Stürmer mehr Tore als Miroslav Klose und Lukas Podolski zusammen.

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Joachim Löw nahm Kevin Kuranyis perfekte WM-Bewerbung regungslos und ohne Kommentar hin - die Gesänge von 10.000 Schalke-Fans klangen dem Bundestrainer aber noch lange nach dem Schlusspfiff in den Ohren.

"Jogi, mach die Augen auf!", rief der euphorische Anhang in Richtung VIP-Tribüne der BayArena und ließ ein deftiges Schimpfwort folgen. Der Druck auf Löw, den verbannten Star endlich zu begnadigen, wächst mit jedem Tor.

Felix Magath machte dem Bundestrainer am Sonntagmorgen im "DSF-Doppelpass" eine unmissverständliche Ansage. "Als Trainer muss man ab und zu Entscheidungen wieder zurücknehmen und verändern. Es geht dann immer darum, wie die Mannschaft am besten spielen kann. Dem hat sich der Trainer unterzuordnen", sagte der Trainer und Manager der Königsblauen.

110 Bundesliga-Treffer

Dann offenbarte der Meistermacher, dass anscheinend bereits Bewegung in die verfahrene Geschichte gekommen ist. "Letzte Woche haben sich Kevin und der Bundestrainer bei einem - glaube ich - zufälligen Treffen ein bisschen ausgetauscht. Vielleicht sollte man sich nochmal über den Weg laufen", sagte er."

Kuranyi kletterte nach seiner Gala beim 2:0 (2:0) im Bundesliga-Topspiel bei Bayer Leverkusen auf den Zaun, gab mit Megafon den Zeremonienmeister und wurde gefeiert wie noch nie in seiner Schalker Zeit.

Alles vor den Augen des Bundestrainers, was Kuranyi sichtlich genoss. Mit dem 2:0 in der 28. Minute schloss er in der ewigen Bundesliga-Torjägerliste zudem zu Jürgen Klinsmann und Andreas Möller (alle 110) auf.

"In der Form meiner Karriere"

"Ich habe noch Hoffnung. Ich bin in der besten Form meiner Karriere, aber ich kann nicht entscheiden. Es kann nur ein Mensch ändern - und ich werde so lange kämpfen, bis der es auch tut", sagte der 28-Jährige.

Der beste Torjäger der Liga (17 Treffer) hat in den vergangenen vier Spielen häufiger getroffen als die Nationalstürmer Lukas Podolski und Miroslav Klose in der gesamten Saison gemeinsam (5:4).

Außerdem erreichte er ein persönliches Ziel. "Ich wollte unbedingt zum ersten Mal mehr als 15 Tore schießen, um zu zeigen, dass ich mich weiterentwickelt habe", sagte Kuranyi, dem plötzlich Dinge gelingen, die man vor gar nicht allzu langer Zeit noch für unmöglich gehalten hatte.

Heynckes tritt für Kuranyi ein

Die Liste der Fürsprecher wird immer länger, und selbst der Trainer des Gegners legte ein gutes Wort ein. Jupp Heynckes bat den Bundestrainer, die Verbannung Kuranyis nach dessen Stadionflucht im Okober 2008 zu revidieren.

"Er ist ein sehr guter Spieler, der in dieser Saison sehr stabil spielt, normalerweise ein Nationalspieler", sagte Heynckes.

"Ich denke, dass es Jogi Löw vielleicht nochmal überdenkt, denn so reichlich bestückt sind wir vorne auch nicht, wenn man sieht, wie andere Nationalspieler momentan spielen."

Magath zurückhaltend

Felix Magath dagegen blieb zurückhaltend, stichelte aber zwischen den Zeilen. "Der Bundestrainer weiß, was er will. Er muss entscheiden, ob er so einen Stürmer braucht oder nicht", sagte der Schalker Trainer, verweigerte aber eine klare Ansage an Löw: "Ich habe da keine Aktien drin, aber ich freue mich natürlich für Kevin, dass er so stark ist." "Gott sei Dank" habe er mit dieser Problematik nichts am Hut: "Ich habe andere Sorgen."

Der Unterstützung seiner Kollegen darf sich Kuranyi sicher sein. Wenn der Lauf anhält, kann er Schalke endlich erlösen und den Königsblauen die erste Meisterschaft seit 52 Jahren bescheren.

"Kevin hat sich oft genug gezeigt", sagte Nationaltorhüter Manuel Neuer. "Jogi weiß, dass er ein guter Spieler ist. Ich hoffe, er kommt mit nach Südafrika."

Mit einer neuerlichen WM-Bewerbung im Topspiel gegen Bayern München am Samstag kann Kuranyi den Druck auf Löw weiter steigern.

Schalke ist Tabellenführer