Van Gaal: Erreicht er die Mannschaft noch?

Von Oliver Kucharski
Leerer Blick, wirres Haar: Die Bayern-Krise macht Louis van Gaal sichtlich zu schaffen!
© Getty

Der DFB steht kurz vor der Auflösung und schon bahnt sich der nächste große Mega-Knall an: Der FC Bayern steckt in einer gewaltigen Krise. Es hat nur noch nicht jeder mitgekriegt. Doch die Alternative Liste ist ja bekanntlich nicht von gestern...

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1. Catenaccio, Bremer Art: Fangen wir gleich am Freitag an: Werder hat mal wieder gewonnen. Nach fünf Pleiten und sieben sieglosen Spielen in Folge jetzt also endlich mal: zwoeins! Krise beendet! Und vor allem endlich diese verdammte Abwehr mit all ihren Löchern dicht gekriegt. Nur ein einziges, mickriges Gegentor. Nur eins! Von der Hertha! Super! Es gab zwar noch ein zweites Gegentor, aber das wurde aberkannt, das taucht nicht auf im Spielberichtsbogen, das kann man getrost vernachlässigen. Werder: Abwehr: dicht: Glückwunsch!

2. Ach, Friedhelm: Bisschen Unsinn hat hinterher Friedhelm Funkel erzählt. Der sagte original: Wenn man das Führungstor nicht aberkannt bekommen hätte, dann wäre das ein völlig anderes Spiel geworden, dann hätte der Gegner komplett kommen müssen, dann hätte Werder aufgemacht, dann hätte man kontern können, da wäre dann Platz gewesen usw. usf., doch das ist Quatsch, lieber Friedhelm Funkel, denn Sie haben gegen Bremen gespielt, und Bremen macht immer auf, Bremen kommt immer komplett, gegen Bremen kann man immer kontern, da ist immer Platz, ganz egal, wie es steht, und Sie, Funkel, sind jetzt so lange im Geschäft, dass Sie das eigentlich auch selbst ganz genau wissen, oder etwa nicht?

3. Irgendwie auch süß: Alles komplett richtig und treffend auf den Punkt analysiert hat dagegen Schalkes Christoph Moritz: "Es lag an unserer schlechten Leistung, dass wir so schlecht gespielt haben." Das ist kurz, das ist knackig, das ist straight, das ist korrekt, das ist irgendwie sogar liebenswert und somit in wirklich jedweder Hinsicht besser als das, was Friedhelm Funkel da so vor sich hinfaselte. Ein Hoch also auf die Youngster, die bringen frischen Wind rein!

4. Recht hat er: Ziemlich ärgerlich, zumindest aus Sicht der Alternativen Liste, war am Samstag dieser Last-Minute-Treffer von Roberto Hilbert. Denn die Verhöhnung des VfB lag ja quasi schon komplett ausformuliert in der Schublade. Wegen des Interviews des Serdar Tasci: In der aktuellen Form könne man auch den FC Barcelona schlagen. Im Fußball! Hat er gesagt, der Serdar Tasci. Und das wäre schon sehr wunderbar gewesen, wenn es dann direkt noch nicht mal für den Club gereicht hätte, da hätte man ganz fiese Sachen schreiben können. Aber letzten Endes hat es ja dann doch gereicht. Drum lassen wir die fiesen Sachen in der Schublade. Und holen sie eben nach dem Barca-Spiel wieder raus. Ist ja nicht mehr lang hin.

5. Er traf nur einen Sommer: Und dann wurde beim Doppelpass also eine Stunde lang über WOLFSBURG diskutiert. Und da vor allem über Grafite. Weil der in der Krise wäre. Ja nicht mal mehr per Elfer treffe. Ein Schatten seiner selbst sei. Und im Vergleich zur vergangenen Saison (28 Tore!) überhaupt nicht wieder zu erkennen. Nur mal so als Gegenfrage: Könnte es vielleicht auch sein, dass es eher so war, dass Grafite in der vergangenen Saison (28 Tore!) nicht wieder zu erkennen war? Mal so mit Blick auf das, was er bis dato schon geleistet hatte in seiner Karriere? So toremäßig? Könnte das nicht auch sein? Dass die vergangene Saison des Grafite (28 Tore!) das eigentliche Kuriosum war? Nur mal so als Gegenfrage.

6. R-i-e-s-e-n-G-a-g!: Ach, und über einen neuen Trainer wurde auch gesprochen. Weil man sich ja einig ist: Das mit Lorenz-Günter Köstner kann ja nur ein Scherz von kurzer Dauer gewesen sein. So als Test des Dieter Hoeneß zum Amtsantritt: Wie viel Quatsch kann ich DIESMAL machen, bis mir da wer kritisch kommt? Jedenfalls fielen da im Doppelpass also paar Namen. Marco van Basten, Ruud Gullit, Jürgen Röber, Sven-Göran Eriksson, das Übliche halt. Und das wäre auch nicht weiter erwähnenswert gewesen, wenn nicht ZDF-Mann Thomas Wark seine Chance genutzt hätte, endlich mal zu zeigen, dass auch rein comedymäßig wirklich einiges geht bei ihm: Thomas Wark also klopfte sich innerlich auf die Schenkel und sprach: Höhö, bei Sven-Göran Eriksson müsse man aber aufpassen und am besten gleich die ganzen Frauen auf der Wolfsburger Geschäftsstelle wegschließen, höhö, sonst würde das gefährlich werden, Stichwort: der "geile Sven" und so - und es ist doch immer wieder ein gutes Gefühl, wenn man weiß, dass diese ganze GEZ-Kohle echt bei den Leuten ankommt, die es verdammt noch mal auch verdient haben!

7. Gegendarstellung: Skandal derweil in Hoffenheim. Da gibt es also die große Aussöhnung zwischen Mirko Slomka und Ralf Rangnick, die so schmierig war, dass sie selbst Kai Pflaume peinlich gewesen wäre, und dann spielt Hoffe sogar mal wieder echt anständig und okay, und was macht Dietmar Hopp auf der Tribüne? Der schläft! Sitzt da rum! Und pennt! Augen: ZU! Während des Spiels! War in der ARD ganz klar zu sehen! - Also zumindest sah das so aus. Paar Sekunden lang: Augen zu. Sah so aus. Kann natürlich auch anders gewesen sein. Wir wollen da nichts unterstellen. Dietmar Hopp schon gar nicht. Nicht, dass sich da gleich der DFB einschaltet und uns hier den Laden dicht macht. Muss man ja vorsichtig sein. Vielleicht war auch nur der Kamerawinkel unglücklich. Oder die ARD hat das Bild gefreezt. Weiß man ja nicht. Ach, wissen Sie was, Herr Hopp? Wir ziehen den Punkt zurück. Haben uns bestimmt nur verguckt. Sorry, nichts für Ungut!

8. Gewaltige Risse: Zumal es Wichtigeres gibt. Die Bayern-Krise zum Beispiel. Da rappelt's ja gewaltig jetzt. Tabellenführer hätten sie werden können. Die Bayern. Tabellenführer. Zum ersten Mal seit 54 Spieltagen. Ein Fünfnull in Wolfsburg hätte gereicht. Doch was machen sie, die Bayern? Sind satt und selbstzufrieden, spielen arrogant und nachlässig, vergeigen vorne die Chancen und lassen sich hinten sogar von Grafite noch einen reinwürgen. Unwürdig, einfach nur unwürdig! Und als wäre das nicht eh schon alles schlimm genug, scheint es auch zwischen Mannschaft und Trainer nicht mehr zu stimmen. Louis van Gaal nämlich sagte: "Ich bin sehr böse. Wir haben arrogant gespielt.", und Arjen Robben hatte doch tatsächlich die Stirn (höhö), da kackfrech mit "Damit bin ich nicht einverstanden!" gegen zu gehen. ME-GA-ZOFF beim FC Hollywood! Und es ist mal wirklich wieder typisch, dass man sich ausgerechnet vor so einem wichtigen Ereignis wie dem CL-Achtelfinale direkt mal selbst in die hausgemachte Krise quatscht. Unfassbar!

9. I wanna get high: Wobei, immerhin: punktgleich mit Leverkusen jetzt, die Bayern. Aber das haben sie ja dem DFB zu verdanken. Und diesem ganzen Machtkampf. Weil Sportdirektor Matthias Sammer Heiko Herrlich als U-21-Trainer wollte. Und das dann aber am Veto des Joachim Löw ("Ich bin der Bundestrainer!") scheiterte. Und Heiko Herrlich daher zum VfL Bochum ging. Und dort nun gegen Leverkusen remisierte. Weshalb die Bayern jetzt punktgleich sind. Die Bayern: profitieren trotz Krise vom DFB-Machtkampf! Und falls jetzt Sie, lieber Leser, denken: "Was zur Hölle hat dieser bekiffte Autor heute Morgen genommen?", so sei Ihnen, lieber Leser, entgegnet: Niemals würden wir uns solch einen Stuss selbst einfallen lassen. Diesen Stuss haben wir ja auch nur gefunden. Bei Walter M. Straten. In der Bild-Zeitung. Gut, nicht?

10. Erst lesen, dann bewerten!: Und gerade mit Blick auf diese überlegene Argumentationskette des Walter M. Straten sollten nun Sie, werter um Ihren Klub besorgter Bayern-Fan, einen Augenblick innehalten, bevor Sie nun wütend nach unten scrollen und diesen "jämmerlichen Artikel hier" rigoros mit einem Punkt und einem Kommentar a la "Boah SPOX, selten so was Schlechtes gelesen!" goutieren. Denken Sie doch noch einmal darüber nach. Zumal Louis van Gaal in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ja bereits offen mit dem Posten des Bundestrainers kokettierte. Glauben Sie uns: Das kann jetzt alles schneller gehen, als Sie es bis gestern noch für möglich gehalten hätten...

11. Sing sing sing: Zur Versöhnung: ein Lied. Bix69 hat es gepostet. Wir zitieren es gern. Weil's wenig Arbeit macht. Und außerdem sehr hübsch ist. Es geht um den Atzen-Song. Der musste textlich ja nun schon zigmal an die aktuelle Form der Hertha angepasst werden, und aus dem schmissigen "Hey, das geht ab! Wir holen die Meisterschaft! Die Meis!ter!schaft!" der vergangenen Saison wurde in der Hinrunde nun also das trotzige "Hey, das geht ab! Die Hertha steigt niemals ab! Steigt nie!mals! ab!", doch auch das passt ja jetzt nicht mehr, weshalb also ein weiteres Mal umgedichtet wurde, und mit dem sehr weitsichtigen "Hey, das geht ab! Die Hertha spielt Montagnacht! Vier!tel!nach!acht!" müsste man bis auf Weiteres ja ganz gut leben können, oder? Und nun also gehet hinaus und singet dies Lied...

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