Fünf Fragezeichen um Van the Man

Von Daniel Börlein
Ruud van Nistelrooy hat in 47 Länderspielen 25 Tore für die Niederlande erzielt
© Getty

Der Hamburger SV steht kurz vor der Verpflichtung eines echten Krachers. Ruud van Nistelrooy wird mit großer Wahrscheinlichkeit von Real Madrid an die Elbe wechseln. Nach übereinstimmenden Medienberichten hat der Niederländer den Medizincheck beim HSV bereits bestanden und soll nun einen Vertrag bis zum Saisonende plus Option auf eine weitere Spielzeit unterschreiben.

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Wie fit ist van Nistelrooy?

2009 war ein Seuchenjahr für den Niederländer. Nachdem er sich im November 2008 einer Knie-OP unterziehen musste, feierte er erst neun Monate später sein Comeback - und verletzte sich beim ersten Einsatz erneut, dieses Mal am Oberschenkel.

Van Nistelrooys Bilanz in 2009: Elf Minuten in der Primera Division, immerhin mit einem Tor und einem Assist. Ein Acht-Minuten-Einsatz in der Champions League sowie zwei Partien im spanischen Pokal, eine davon über die komplette Spielzeit, die Anfang November allerdings gleichzeitig van Nistelrooys letzte Begegnung überhaupt war.

Klar ist: Dem 33-Jährigen fehlt es enorm an Spielpraxis. Zudem weiß niemand mit Sicherheit, wie das anfällige rechte Knie (u.a. zahlreiche Knorpelschäden) bei regelmäßigen Einsätzen reagiert.

In Madrid musste er zu Jahresbeginn wieder kürzer treten und konnte nur Einzeltraining absolvieren.

Landsmann Erik Meijer hat in Sachen Fitness jedoch keine Bedenken: "Ich glaube, dass es bei ihm weniger auf Spritzigkeit, als vielmehr auf seinen Instinkt ankommt. Ruud weiß noch immer, wo das Tor steht", so der Niederländer bei "11freunde.de".

Geht der HSV ein finanzielles Risiko ein?

Nach Paolo Guerreros Kreuzbandriss Anfang September begann der HSV, den Markt intensiv nach Stürmern zu sondieren. Damals allerdings wären nur arbeitslose Profis wie der lange gehandelte Ebi Smolarek zu haben gewesen. Wenn auch kostengünstig, verzichteten die Norddeutschen damals.

Zu Beginn der Wechselfrist im Winter fielen zunächst die Namen Cacau oder Halil Altintop. Erst als plötzlich der Brasilianer Vagner Love zu einem ernsthaften Kandidaten wurde, wurde deutlich: Der HSV ist auch bereit, tiefer die in die Tasche zu greifen.

Im Fall von van Nistelrooy sparen die Hanseaten immerhin die Ablöse, weil Real Madrid darauf verzichtet. In Hamburger Medien wurde zudem spekuliert, dass sich das Gehalt des Niederländers nach der Zahl seiner Einsätze richtet.

Allerdings darf man davon ausgehen, dass van Nistelrooy ein nicht unerhebliches Grundgehalt kassiert. West-Ham-Vorsitzender David Sullivan, ebenfalls am Angreifer interessiert, ließ am Freitag durchblicken, dass man van Nistelrooy rund 110.000 Euro pro Woche geboten hatte.

Damit wäre der 64-malige Nationalspieler in Hamburg mit Abstand Top-Verdiener. Insbesondere HSV-Boss Bernd Hoffmann scheint dies allerdings nicht abzuschrecken, wittert der 47-Jährige doch die große Chance, in dieser oder in der kommenden Spielzeit, endlich wieder einen Titel mit dem HSV zu gewinnen. Dafür muss ein bisschen Risiko erlaubt sein.

Warum wechselt van Nistelrooy nach Hamburg?

"Transfer-Hammer", "Mega-Deal", "Sensations-Coup" - die Nachricht der geplanten Verpflichtung des Niederländers löste ein riesiges Echo in der Medienlandschaft aus, schließlich soll mit van Nistelrooy ein echter Weltstar an die Elbe wechseln.

Bei Real kam der Angreifer zuletzt zwar nicht mehr an Higuain, Benzema oder Raul vorbei, die Liste der Interessenten ist mit Klubs wie Liverpool, Tottenham oder Galatasaray Istanbul allerdings lang und prominent .

Des Geldes wegen wechselt van Nistelrooy allerdings nicht nach Hamburg. "Ruud hat in seiner Karriere so viel verdient, dass er sich um Gehälter nie wieder Gedanken machen muss", sagt Meijer und liefert einen anderen Grund: "Sein Ziel ist die Nationalmannschaft, die WM in Südafrika - und dahin kommt er nur über einen international angesehenen Verein."

Renommiert wären allerdings auch die anderen interessierten Klubs gewesen, doch Meijer glaubt: "Er hat in England beim größten Klub gespielt. Er hat dort alles erreicht."

Was zudem für den HSV spricht: In Hamburg haben Niederländer zuletzt stets gute Erfahrungen gemacht. Ob Khalid Boulahrouz, Nigel de Jong, Joris Mathijsen, Rafael van der Vaart oder zuletzt Eljero Elia - alle spielten an der Elbe ohne lange Eingewöhnungszeit groß auf und waren, beziehungsweise sind, beim Hamburger Publikum sehr beliebt.

Passt van Nistelrooy zum HSV?

Joris Mathijsen und Eljero Elia, van Nistelrooys Landsleute, werden ihm die Eingewöhnung deutlich erleichtern. Ohnehin gilt der zweifache Familienvater als umgänglicher und pflegeleichter Typ. "Ruud ist ein Spieler, der sehr gerne mit dem Publikum interagiert. In Hamburg ist das Stadion immer voll, die Fans werden ihn lieben und umgekehrt - Ruud zieht seine Motivation aus dem Fan-Support", sagt Meijer.

In Spanien wurde van Nistelrooy allerdings ein eher gespaltenes Verhältnis zu den Medien nachgesagt.

Auf dem Platz soll van Nistelrooy an der Seite von Mladen Petric stürmen. Trainer Bruno Labbadia fordert von einem seiner beiden Angreifer, sich häufig ins Mittelfeld fallen zu lassen, dort als zusätzliche Anspielstation am Spiel teilzunehmen und die Bälle zu verteilen.

Das ist van Nistelrooys Sache nicht. "Ruud ist der klassische Strafraumstürmer", sagt Meijer. Den Part der hängenden Spitze muss folglich Petric übernehmen, der dies schon während Guerreros Abwesenheit erledigte. Allerdings fühlt sich der Kroate näher am Tor auch deutlich wohler.

Was bedeutet der Transfer für die anderen Stürmer?

Klar ist: Wenn van Nistelrooy fit ist, spielt er. Folglich bleibt nur ein weiterer Platz im HSV-Angriff, den im Normalfall Petric einnimmt. Die Youngster Tunay Torun und Tolgay Arslan rutschen damit zurück ins zweite oder dritte Glied.

Schwierig wird es für Marcus Berg. Der Schwede konnte sein Leistungsvermögen bislang nur selten ausschöpfen und war in der Stürmerhierarchie sogar hinter Torun zurückgefallen. Nun muss sich Berg erstmal wieder Kurzeinsätze erkämpfen und ist durch van Nistelrooys Verpflichtung der Perspektivspieler, als der er im Sommer freilich auch geholt wurde.

Eng könnte es auch für Paolo Guerrero werden. Der Vertrag des derzeit verletzten Peruaners läuft im Sommer aus. Ein Angebot zur Verlängerung schlug Guerrero bereits aus. Schlägt van Nistelrooy nun ein, hat der HSV eine deutlich komfortablere Verhandlungsposition.

HSV vor Transfercoup mit van Nistelrooy