Ego-Trips ins Nirgendwo

SID
Damit wäre auch schon alles gesagt: Jens Lehmanns Verhalten ist eines 40-Jährigen kaum würdig
© Imago

Jens Lehmanns Rote Karte und die zwei dadurch verschenkten Punkte gegen Mainz 05 sind der unrühmliche Abschluss einer unglaublichen Woche für den 40-Jährigen. Lehmann gerät offenbar immer mehr außer Kontrolle und wird für den VfB Stuttgart zum Sicherheitsrisiko. Die Reaktionen auf eine erneut unglaubliche Aktion.

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Einem Wochenende mit vielen Kuriositäten und Aufregern setzte Jens Lehmann mit einer erneut aberwitzigen Aktion im Spiel gegen Mainz 05 die Krone auf.

Die SPOX-Meinung von Stefan Rommel:

Jens Lehmann ist jetzt seit 22 Jahren Profi. Eine lange Zeit, in der man viel erleben kann, Höhen und Tiefen. Und in der man auch den einen oder anderen Unsinn machen kann. 22 Jahre sind dann ein schön großer Quotient, der die Zahl der Ausraster niedlich erscheinen lässt.

Alleine die letzte Woche aber hat sich Lehmann, 40 Jahre alt, mehr Dummheiten und Ego-Trips erlaubt, als jeder andere Spieler in einer kompletten Saison.

Dabei sind es nicht nur die Quantität und die zunehmend kürzer werdenden Intervalle seiner Ausraster. Es ist auch deren Qualität. Dass Lehmann seinem Kumpel Markus Babbel nach der zugegeben streitbaren Kündigung zur Seite steht, ist sein gutes Recht.

Nach einem erfolgreichen Champions-League-Spiel aber jedes einzelne Kameralicht aufzusuchen und die eben erworbenen, zarten Bande innerhalb einer verunsicherten Mannschaft gleich wieder madig zu machen, hat mit konstruktiver Kritik absolut gar nichts mehr zu tun. Da wurden kleine Brandbömbchen gelegt, die im allgemeinen Aufruhr lediglich untergingen.

Die "was-auch-immer"-Pause während eines Champions-League-Spiels ist für sich alleine schon ein triftiger Abmahnungsgrund. Es wäre die zweite innerhalb einer Woche gewesen.

Der Fall Lehmann im Fußball-Talk SKY 90

Den Grat zwischen mündigem Spieler und selbstherrlicher Diva hat Lehmann längst verlassen. Waren seine Einwände früher noch zum Wohle der Mannschaft zu interpretieren, hängt ihnen mittlerweile nur noch der schale Geruch der infantilen Selbstinszenierung an.

Dass er die vom Verein verhängte Strafe nicht zu zahlen gedenkt, ist dabei noch das kleinste Problem. Denn bisher waren Lehmanns Vergehen insofern soft, dass sie Mannschaft und Klub nicht unmittelbar schädigten.

Jetzt aber stehen harte Fakten, nämlich zwei sinnfrei verlorene Punkte. Und die hat einzig und allein Lehmann mit seiner überproportionalen Geltungssucht und einem lächerlichen Privatkrieg auf dem Gewissen. Und kein hysterischer Bance, kein kleinlicher Schiedsrichter oder der geheimnisvolle Gott des Schicksals.

Jens Lehmann, ein 40-jähriger "Profi", hat den Pfad der Professionalität verlassen und gerät offenbar immer mehr außer Kontrolle für einen Verein, der ums Überleben in der Bundesliga kämpft. Er schädigt den Verein derzeit mehr, als er ihm bei aller sportlicher Qualität helfen kann.

Der VfB Stuttgart hat derzeit wahrlich genügend Probleme. Jetzt kommt noch ein neues dazu. Lehmann hat das "Typ sein" meilenweit überspannt. Einem enttäuschten Fan nach dem Spiel auch noch die Brille wegzunehmen, ist schon gar nicht mehr mit Worten zu beschreiben. Nur so viel: War es nicht Lehmann, der zuletzt die "pubertierenden Krawallmacher" gerügt hatte...?

Wenn er durch sein Verhalten seinen ehemals guten Ruf kaputt macht, ist das Lehmanns Sache. Aber was, bitteschön, kommt als nächstes? Und wie, bitteschön, soll beim VfB so jemals Ruhe einkehren?

Lehmann entfernt sich immer mehr von der Realität und von seinem Team. Langsam wird er für Mannschaft, Klub und Fans nicht mehr tragbar.

So diskutierten die mySPOX-User während des Spiels!

Das sagen die Beteiligten:

VfB-Coach Christian Gross: "Die Szene mit Jens war unnötig. Ich kenne den Fußballer Lehmann recht gut, aber den Menschen Lehmann recht wenig. Ich werde mit ihm die Situation recht intensiv analysieren. Der Mannschaftserfolg steht bei mir über allem."

VfB-Vorstand Sport Horst Heldt: "Es ist natürlich bitter, dass wir hier noch den Ausgleich bekommen. Ich muss erst mit Jens über die Szene reden."

Mainz-Präsident Harald Strutz: "Das zeigt seinen Charakter und hat mit Sport nichts mehr zu tun. Er ist ein Mensch, der sich in Emotionen und Aggressivität aalt. Es geht ihm immer nur um sich selbst. Dieser Auftritt war peinlich und unanständig."

Schiedsrichter Wolfgang Stark: "Er ist ihm mit den Stollen auf den Fuß getreten, deswegen war es ein Platzverweis. Weil der Ball noch im Spiel war und das Ganze im Strafraum passiert ist, war es Elfer."

Bayerns Ehrenpräsident Franz Beckenbauer: "Er ist ihm auf den Fuß getreten, aber das ist keine Tätlichkeit. In dem Fall wäre eine Gelbe Karte gerecht gewesen."

"Liga-total"-Experte Thomas Strunz: "Wenn er so was bei Arsenal in England gemacht hätte, dann hätten ihn die eigenen Fans ausgepfiffen. Sowas hätte er sich dort nie getraut."

Das sagen die mySPOX-User:

1893addicted: "So kann man den (fast) sicheren Sieg natürlich auch herschenken. Sowas darf einfach nicht passieren. Wenn Lehmann sich nicht provozieren lässt, ist die Szene gelaufen und es geht normal weiter. Hab das Gefühl, der will seinen Rauswurf provozieren. Bisher hab ich den Wirbel um den Lehmann immer mehr oder weniger belächelt - aber heute hab ich mich das erste Mal auch richtig aufgeregt über so ne unnötige Sch...aktion!"

Taktiker: "Lehmann wird auf seine alten Tage noch zum Deppen der Nation."

BigDawg: "So kann man der Euphorie mit dem neuen Trainer den Wind aus den Segeln nehmen."

Six_Degrees: "Ich mag Lehmann, ist eben der aussterbende 'Typ', der so oft gefordert wird. Ohne ihn wär's viel langweiliger. War natürlich ne absolut dumme Aktion von ihm - aber was Bance da wieder abgezogen hat... ohne Worte."

DerScharfrichter: "Die Wörter 'dumm' und 'Lehmann' hört man in letzter Zeit echt immer öfter. Warum ist der bloß so eine Witzfigur geworden?"

Torres9: "Was Bance da aufführt ist lächerlich und sollte fast nachträglich bestraft werden. So eine Show abzuziehen ist ja an Frechheit kaum zu überbieten!"

Analyse: Lehmann-Dummheit kostet VfB zwei Punkte