Die wollen nur spielen...

Von Daniel Börlein
Ratlos: Club-Trainer Michael Oenning (l.) und Mittelfeldspieler Per Kluge
© Getty

Der 1. FC Nürnberg steht nach 15 Spieltagen auf einem Abstiegsplatz. Nichts besonderes für einen Aufsteiger, zumal die Franken nur einen Zähler hinter dem rettenden Ufer liegen. Wäre da nicht ein Problem, das Sorgen macht.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Am Dienstagabend schlüpfte Eric-Maxim Choupo-Moting in eine völlig ungewohnte Rolle. Der 20-Jährige hatte sich eine Küchenschürze um die Hüfte gebunden und mit einer Grillzange bewaffnet.

Perfekt ausgerüstet stand der Club-Profi also in einer Imbissbude auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt und grillte zusammen mit einigen Teamkollegen Nürnberger Rostbratwürste für einen guten Zweck.

"Ziele nach wie vor realistisch"

Ein paar Tage vorher sah man die Leihgabe vom Hamburger SV ebenfalls in ungewohnter Rolle - allerdings auf gewohntem Terrain.

Club-Coach Michael Oenning hatte den Angreifer erstmals seit dem achten Spieltag wieder für die Startelf nominiert, nicht jedoch wie üblich in vorderster Front, sondern als zentralen offensiven Mann in Nürnbergs Mittelfeldraute.

Das Experiment mit Choupo-Moting ging allerdings ebenso in die Hose, wie der gesamte Auftritt des Clubs in Dortmund. Die Franken präsentierten sich beim BVB erschreckend schwach. Die Folge: Es setzte eine 0:4-Packung, die man aus Nürnberger Sicht sogar noch mit dem Prädikat schmeichelhaft bewerten musste.

So steht der Club zwei Spieltage vor dem Ende der Hinrunde mit mageren zwölf Zählern auf Platz 17. "Wir liegen einen Punkt hinter Rang 15. Unsere Ziele sind nach wie vor realistisch", bewertet Oenning die Situation objektiv gesehen richtig.

Kein Stilwandel zu erkennen

Die Art und Weise, wie sich der FCN zurzeit präsentiert, macht allerdings wenig Hoffnung, dass der Club auch im kommenden Sommer noch erstklassig ist.

"Wir müssen anfangen zu laufen und zu kämpfen. Nur zu spielen, reicht nicht", schimpfte Kapitän Andreas Wolf nach der Pleite beim BVB. Und Oenning ergänzte: "Wir haben wohl zu sehr gedacht, dass man hier nur mit Fußballspielen zum Erfolg kommen kann." Ein Phänomen, das beim Club schon die ganze Saison zu beobachten ist.

In der Zweiten Liga war man fast allen Teams überlegen, den Gegner spielerisch in die Knie zu zwingen, war ein legitimes und probates Mittel. Nur: Die Zweite Liga ist längst Vergangenheit - an seiner Spielweise hat der Club allerdings kaum etwas geändert.

Spielanlage viel zu anfällig

Noch immer verteidigen die Franken mit ihrer Viererkette extrem hoch, um den Raum möglichst klein zu halten und den Gegner zu frühen Ballverlusten zu zwingen. So rückt die Club-Abwehr selbst bei gegnerischem Ballbesitz teilweise bis an den Mittelkreis auf.

Die Folge: Bei einem einfachen Pass in die Tiefe, einem hohen Ball über die Abwehr oder einem verlorenen Kopfballduell eines Innenverteidigers ist die eigene Deckung mit einer Aktion völlig entblößt. Aufgrund der höheren individuellen Klasse der Gegner kommt dies, im Vergleich zur Zweiten Liga, deutlich häufiger vor.

Oenning bleibt stur...

Ändern will Oenning seine Ausrichtung dennoch nicht. "Wir haben relativ klar zu Saisonbeginn kommuniziert, was auf uns zukommt. Dann kann man bei Rückschlägen zwar enttäuscht sein, ich muss aber nach wie vor überzeugt sein, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagte der FCN-Trainer im "Kicker".

Oenning baut auf den Entwicklungsprozess, den seine junge Mannschaft nehmen wird. Bislang entwickelt sich sein Team allerdings nur äußerst schleppend, wenn überhaupt. Einfache Tore wie zuletzt in Dortmund kassierte der Club im bisherigen Saisonverlauf schon zuhauf. Konsequenzen zog man daraus bislang nicht.

Hinzu kommt, dass den Franken in der Offensive die nötige Durchschlagskraft fehlt, um defensive Schwächen zu kompensieren. Dass Oenning immer noch immer keine Idealbesetzung im Offensivbereich gefunden hat, trägt dabei nicht unbedingt zur Verbesserung der Situation bei.

...und gelassen

Sorgen macht sich der Club-Coach allerdings dennoch nicht. Vielmehr gibt sich der 44-Jährige betont sachlich und nüchtern.

"Ich bin überzeugt, dass wir eine bessere Rückrunde spielen werden", sagt er. Und: "Wir haben nach wie vor mit Ausnahme von Hertha die gleiche Ausgangsposition wie alle anderen auch."

Auch in der Führungsetage hält man den Ball flach. "Mit 15 Punkten zu Weihnachten wäre ich zufrieden", sagt Präsident Franz Schäfer, der seinem Trainer den Rücken stärkt.

"Wir haben ein gutes Trainerteam, ich bin überzeugt, dass Michael Oenning weiß, wo er den Hebel anzusetzen hat." Bislang hat er den richtigen Punkt dafür aber noch nicht gefunden.

Tabelle: Der Club hat noch alle Chancen