Presse: Schalkes Finanzsituation dramatisch

SID
Magath (l.) und Co. wollen sich nicht äußern
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Laut der "WamS" ist die Finanzlage beim FC Schalke 04 dramatischer als angenommen. Zu den bekannten Verbindlichkeiten von 137 Millionen Euro sollen nochmal 100 Millionen hinzukommen.

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Die Finanzkrise des traditionsreichen FC Schalke 04 ist angeblich noch weitaus dramatischer als angenommen.

Laut eines Berichts der "Welt am Sonntag" versteckt der siebenmalige deutsche Meister in einem undurchsichtigen Geflecht von Tochterunternehmen "weit über 100 Millionen Euro" an zusätzlichen Verbindlichkeiten.

Der Schalker Trainer und Manager Felix Magath widersprach diesen Vorwürfen energisch.

"Das ist alles dummes Zeug. Da werden alte Kamellen aufbereitet, immer wieder dasselbe. Niemand hat etwas versteckt", sagte Magath vor dem Bundesliga-Topspiel gegen den Hamburger SV am Sonntagabend.

Fans müssen sich keine Sorgen machen

"Die Fans, Mitglieder und Freunde müssen sich keine Sorgen machen. Auch diese Zahl, die da gebracht wird, war schon lange bekannt und ist somit Schnee von gestern. Unsere Zahlen sind allen öffentlich zugänglich und wurden auch von dem damaligen (Gerhard Rehberg, Anm. d. Red.) und dem jetzigen Präsidenten Schnusenberg bestätigt. Es ist nichts Neues", ergänzte Magath bei "Liga total".

Bislang bekannt war ein Schuldenstand von 136,5 Millionen Euro, zudem soll der laufende Etat eine Unterdeckung von 20 bis 30 Millionen Euro aufweisen.

Die Lizenz, so die Zeitung, sei in Gefahr. Die Schalker Töchter würden "ausgepresst wie Zitronen".

Berichte um Lizenz aus der Luft gegriffen

Magath sei erst seit Juni im Amt und könne deshalb noch nicht vollständig informiert sein.

Berichte, nach denen Schalke um die Bundesliga-Lizenz bangen müsse, halte er jedoch für aus der Luft gegriffen, sagte er. Weitere Vereinsverantwortliche waren nicht zu einem Kommentar bereit.

Der Klub wollte sich noch vor dem Spiel gegen den HSV offiziell äußern.

Nach Angaben der Zeitung sollen sich die einzelnen Tochterunternehmen über ein Verrechnungskonto gegenseitig Darlehen geben oder stellen Forderungen fällig, wie in einem "Karussell".

So werde das Geld immer dahin geschoben, wo es gerade gebraucht werde - zum Beispiel in den Verein selbst, um die Lizenz von der Deutschen Fußball Liga (DFL) zu erhalten.

Kontrolliert würden die Firmen des Schalke-Netzwerkes fast ausnahmslos vom Vorstandsmitglied und Geschäftsführer Peter Peters, der zugleich Vizepräsident des Ligaverbandes ist.

Magath noch ohne gänzlichen Durchblick

Am Sonntag erklärte Magath, "in Gänze" habe er das Geflecht der Schalker Tochterunternehmen noch nicht durchblickt: "Aber man hat das Gefühl, dass eine solch komplizierte Konstruktion dafür da ist, um gewisse Dinge nicht so genau darlegen zu müssen."

Er selbst habe so etwas Kompliziertes noch nicht kennengelernt. Er erwarte von Finanzvorstand Peters, dass er "dieses Konstrukt in den Griff bekommt".

Schalke muss der DFL im Nachlizenzierungsverfahren erklären, ob sich nach Erteilung der Lizenz für die laufende Saison 2009/2010 die finanziellen Rahmenbedingungen verändert haben.

"Ich werde bis auf Weiteres keinen Kommentar abgeben", sagte DFL-Pressechef Christian Pfennig, konfrontiert mit den neuen Vorwürfen, am Sonntag.

Schechter-Anleihe macht anscheinend Ärger

Zudem droht Schalke anscheinend Ärger mit der Schechter-Anleihe, über die die Königsblauen ihre Arena finanziert haben.

Nach "WamS"-Informationen wird die Prudential Trustee Company Limited in London, welche die 85-Millionen-Anleihe kontrolliert, in den kommenden Tagen beraten, ob diese gekündigt wird.

Angeblich hat Schalke 04 auf Konten, über die Gelder aus TV-Einnahmen fließen, zeitweise zuwenig Mittel bereitgestellt. Der Verein bestreitet dies.

Die "FAZ" berichtet, Schalke denke bei der Krisenbewältigung über den Verkauf von weiteren Kommanditanteilen an der Stadionbesitzgesellschaft nach - angeblich bis zu einer Höhe von 20 Millionen Euro.

Zudem solle der Spieleretat von 69 Millionen Euro gesenkt werden. Verkäufe wichtiger Spieler sind denkbar.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies, millionenschwerer Fleischfabrikant, erklärte, er sehe derzeit "null Anlass zur Sorge". Es gehe darum, "alles zu hinterfragen und den Verein wieder auf gesunde Füße zu stellen".

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