Rückkehrer, Streithähne und Serien-Loser

Von SPOX
Achtung symbolisch: Die Hertha muss gewinnen, sonst wird's düster in Berlin
© Getty

Hat Grafite noch Streit mit Armin Veh, mit welchem System spielen die Bayern, wo wackeln die Trainerstühle, wer hat das größte Verletzungspech und wer wird eigentlich Tabellenführer? Die wichtigsten Fragen und Antworten nach der Länderspielpause.

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Wer wird eigentlich Tabellenführer? Der Erste spielt beim Zweiten, Leverkusen ist in Hamburg zu Gast - wer das Topspiel für sich entscheidet, gewinnt den Platz an der Sonne. Für Bruno Labbadia gibt es dabei ein Wiedersehen mit seiner alten Mannschaft, von der er sich Ende der abgelaufenen Saison in einem ausgemachten Rosenkrieg getrennt hatte.

Ist aber alles Schnee von gestern, sagt Labbadia, Kopfzerbrechen bereitet ihm viel mehr die Aufstellung seiner eigenen Offensive: Petric und Guerrero sind verletzt, mit Marcus Berg hat er nur noch einen Stürmer im Kader. Trotzdem will der Trainer gerne beim bewährten 4-4-2 bleiben. Die logische Lösung wäre Eljero Elia als zweite Spitze. Problem: Der Niederländer hat nach der umstrittenen (weil unnötigen) Australien-Reise mit der Nationalmannschaft einen gepflegten Jetlag, fühlt sich nach 25 Stunden Flug gerädert. Elia verspricht trotzdem: "Ich werde bereit sein!"

Bei Bayer grübelt Cheftrainer Jupp Henyckes nur über einer Personal-Entscheidung: Toni Kroos oder Renato Augusto. Der Coach sieht im Brasilianer einen "absoluten Stammspieler", doch der 21-Jährige ist nach diversen Blessuren noch nicht ganz bei 100 Prozent. Und Kroos machte zuletzt gegen Nürnberg (4:0) eine bärenstarke Partie. Schwierige Entscheidung.

Wie läuft's zwischen Grafite und Veh? Am 8. Spieltag war es mal wieder soweit: Die "Bild" schrieb: RUMMS! Wolfsburgs Trainer Armin Veh hatte zuvor in Bochum Torjäger Grafite nach 50 Minuten ausgewechselt - woraufhin der Brasilianer sagte: "Fünf Minuten in der zweiten Hälfte sind zu wenig, ich habe eine Geschichte beim VfL, ich bin kein kleiner Junge mehr!"

Und Veh rummste zurück: "Es interessiert mich nicht, ob einer gut gelaunt ist. Das gibt Ärger!" Mittlerweile aber hat Grafite sich entschuldigt und als Geste der Reue 10.000 Euro an "Ein Herz für Kinder" gespendet. Veh: "Damit ist die Sache erledigt." Auch sportlich ging der 30-Jährige auf Schmusekurs, gab während der Woche im Training Vollgas - und machte vor allem endlich wieder kaltschnäuzig die Tore. Gut möglich, dass er gegen Gladbach am Sonntag noch einmal eine Chance bekommt...

Mit welchem System spielen die Bayern? "Ich bin bereit", sagte Luca Toni, nach dem 90-minütigen Testlauf bei Jahn Regensburg (0:1) am Dienstag: "Jetzt liegt es am Trainer."  Der Italiener ist endlich fit - und unüberhörbar voller Tatendrang: Er will die Bayern aus der Torkrise schießen.

Ribery verletzt, Olic verletzt, Robben auf der Bank, Gomez und Klose in der Bundesliga im Formtief: Auch wenn Louis van Gaal aus seiner Aufstellung gegen Freiburg noch ein Geheimnis macht, stehen die Chancen für Toni nicht schlecht. Zumal der Trainer in Abwesenheit seiner Flügelzange wieder auf ein 4-4-2 umstellen könnte. In die Startelf zurückkehren wird dann wohl auch Mark van Bommel: Der Kapitän hat seit Regensburg immerhin 61 Minuten in den Beinen.

Wer hat das Pech am Stiefel? Neben dem HSV und den Bayern hat es vor allem Frankfurt erwischt. Torjäger Amanatidis wird aufgrund von Kniebeschwerden wohl fehlen, dazu kommen gleich drei gesperrte Stammspieler: Teber (5. Gelbe), Russ (Rot) und Schwegler (Gelb-Rot) - die Eintracht-Rüpel müssen gegen Hannover zugucken. Den 96ern aber geht es nicht viel besser. Wie zuletzt eigentlich fast immer fehlt die halbe Mannschaft - allen voran Kapitän Robert Enke.

Weitere prominente Ausfälle sind Bremens Borowski und Dortmunds Hajnal. Dazu hat Hoffenheim drei angeschlagene Spieler, die äußerst fraglich sind - und allesamt sind Innenverteidiger: Compper und Simunic haben bzw. hatten Muskelfaserrisse, Nilsson eine gebrochene Hand.

Was wird aus Michael Oenning? Nach dem schlechten Saisonstart wurde Nürnbergs Trainer schon öffentlich angezählt: Zu viele Experimente, zu wenig klare Linie, laute pauschal die Kritik. Das Kellerduell gegen die Hertha wurde zum Schicksalsspiel hochstilisiert.

Alles Quatsch, sagt aber Martin Bader im Donnerstag zum "Kicker". Der Sportdirektor bekennt sich klar zum Trainer: "Was haben uns für den Weg mit Oenning entschieden, und dieser Weg ist alternativlos." Sollten die Ergebnisse ausbleiben, wäre auch das kein Argument gegen den Trainer, sondern ein Zeichen für die mangelnde Qualität im Kader: "Aber die könnte auch ein Hitzfeld oder van Gaal nicht herbeizaubern." Klingt nach einer Jobgarantie.

Und was wird aus Babbel? Auch Stuttgarts Trainer steht seit Wochen öffentlich unter Beschuss. Hauptanklagepunkt: Die exzessive Dauerrotation in der Frühphase der Saison und die Konsequenz daraus: Acht Punkte, Platz 13. Das Spiel gegen Schalke gilt inzwischen als das wichtigste Spiel seiner jungen Trainerkarriere, Babbel selbst sagt: "Wir müssen die Kurve kriegen, sonst wird es für alle ungemütlich."

Immerhin stehen dem Schwaben-Chef mit Tasci und Hleb wieder zwei Hoffnungsträger zur Verfügung. Dank verschiedener Wehwehchen hat Hleb die VfB-Offensive bislang zwar noch nicht nachhaltig inspiriert - gegen seinen "Entdecker" Felix Magath aber wäre die Gelegenheit günstig, damit nun anzufangen.

Bleibt Heinemann Trainer? Andreas Bergmann hat es vorgemacht: Interims-Trainer sind eine feine Sache. Sechs Spiele, acht Punkte: Bergmann ist mittlerweile Hannover-Trainer, ohne Interim.

In Bochum übernahm Frank Heinemann am 7. Spieltag das Amt von Marcel Koller. Und während das VfL-Umfeld noch rätselte, ob Franco Foda oder Peter Neururer die bessere Dauerlösung wäre, holte die Übergangslösung mal eben vier Punkte aus zwei Spielen und lupfte den Revierklub von Platz 17 auf Platz 14. Kann Heinemann am Sonntag den Trend bestätigen und dabei auch noch Dortmund im Derby ärgern, darf der 44-Jährige womöglich auch auf eine Festanstellung hoffen.

Wer stoppt die Talfahrt? Hertha BSC (7 Pleiten in Folge) und Mönchengladbach (4 Niederlagen) sind die Serien-Loser der letzten Wochen. Die Berliner sind mit nur drei Pünktchen letzter, gegen Nürnberg muss der neue Trainer Friedhelm Funkel endlich das Ruder herumreißen: "Wir halten die Klasse", verspricht der 55-Jährige offensiv, gibt aber genauso unumwunden zu: "Hertha ist mein bisher härtester Job."

Für Gladbach soll die Wende am Sonntag in Wolfsburg kommen. Doch auch bei einer Niederlage sitzt  Michael Frontzeck bei den Fohlen fest im Sattel.

Boss Rainer Bonhof gab dem Trainer in der "Bild" am Donnerstag eine Job-Garantie: "Er hat keine Fehler gemacht. An ihm zweifle ich keine Sekunde."

Der 9. Spieltag im Überblick