"Thomas Schaaf hatte Mut"

Von Interview: Stefan Rommel
Mittendrin statt nur dabei: Philipp Bargfrede ist in seiner ersten Profi-Saison gleich Stammspieler
© Getty

Er ist der Aufsteiger der Bundesliga-Saison und aus der erfolgreichen Werder-Elf nicht mehr wegzudenken. Seit dem 4. Spieltag steht Philipp Bargfrede stets in der Anfangsformation der Bremer und räumt gemeinsam mit Routinier Torsten Frings vor der Abwehr auf.

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Dabei warf ihn eine schwere Verletzung vor einem Jahr aus der Bahn - sonst hätte sich der 20-Jährige schon in der vergangenen Saison einen Namen in der Bundesliga gemacht.

Im Interview mit SPOX spricht Bargfrede vor dem DFB-Pokalspiel von Werder gegen den 1. FC Kaiserslautern (18.45 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY) über seine neuen Ziele, seine Förderer Thomas Schaaf und Thomas Wolter, die verpasste U-20-WM in Ägypten und den engen Kampf um die Bundesligaspitze.

SPOX: Herr Bargfrede, Ihre Zielsetzung vor der Saison war, sich langsam an die Mannschaft heranzutasten und ab und zu ein paar Einsätze zu bekommen. Bisher haben Sie dieses Vorhaben deutlich übertroffen. Müssen Sie Ihre persönlichen Ziele schon korrigieren?

Philipp Bargfrede: Natürlich muss ich die ändern: Dahingehend, dass ich jetzt Stammspieler bleiben will. Das heißt ganz einfach für mich, mich immer wieder aufzudrängen und dann auch so viele Spiele wie möglich zu machen.

SPOX: Sie sind so selbstbewusst zu sagen, dass Sie schon Stammspieler sind?

Bargfrede: Das bin ich. Ich habe die letzten Spiele alle von Beginn an gespielt, also denke ich auch, dass ich mich zur Zeit so bezeichnen darf.

SPOX: Sie sind im Mittelfeld sehr flexibel einsetzbar. Das ist momentan sicherlich ein Segen - könnte aber irgendwann auch zum Fluch werden, wenn ganz spezielle Fähigkeiten gefragt sind.

Bargfrede: Prinzipiell sehe ich es immer als Vorteil an, wenn man flexibel bleibt und auf mehreren Positionen spielen kann. Für mich ist das bisher eine gute Sache.

SPOX: Sie sind nach Aaron Hunt und nach vier Jahren der erste Bremer Nachwuchsspieler aus dem eigenen Stall, der sich nachhaltig in der Profimannschaft durchsetzen kann. Macht Sie das ein bisschen stolz?

Bargfrede: Mein Ziel war seit meiner Kindheit, später Profi zu werden. Dass es jetzt so schnell klappen würde, ist auch für mich ein bisschen überraschend. Insgeheim habe ich immer darauf gehofft, aber jetzt ist es wirklich wahr. Ich habe meinen Traum verwirklicht.

SPOX: Welche Rolle spielen bei dieser Entwicklung Ihre beiden Trainer, Thomas Wolter bei der U 23 und Thomas Schaaf bei den Profis?

Bargfrede: Ich habe unter Thomas Wolter in meinem ersten Jahr bei den Herren in der zweiten Mannschaft sehr viel gelernt und viel Erfahrung sammeln können. Beim Sprung zu den Profis hatte Thomas Schaaf Mut und mir sein Vertrauen geschenkt. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.

SPOX: Wie würden Sie das Verhältnis zu Ihrem Trainer beschreiben?

Bargfrede: Als ganz normal, wie bei jedem anderen Spieler auch.

SPOX: Wie würden Sie Ihr eigenes Spiel charakterisieren?

Bargfrede: Ich bin technisch recht gut ausgebildet, ich finde eher über spielerische Elemente ins Spiel. Das Rustikale ist nicht so mein Ding. Aber das habe ich in den letzten Spielen schon etwas umgestellt. Was noch fehlt, ist mehr Dynamik in einigen Aktionen. Und ein Tor! Ich will endlich mein erstes Tor als Profi erzielen.

SPOX: Haben Sie eine Lieblingsposition?

Bargfrede: Auf der Halbposition fühle ich mich schon sehr wohl. Aber ich würde mich nicht nur darauf beschränken wollen. Ich habe auch schon vor der Abwehr gespielt. Im Prinzip ist es mir egal, Hauptsache ich spiele.

SPOX: Ist es auch Ihrer Person und Position geschuldet, dass Bremen defensiv deutlich besser steht als in den letzten Jahren?

Bargfrede: Wir leisten alle defensiv gute Arbeit und nach vorne haben wir genügend Leute, die ordentlich Theater machen. Das passt ganz gut.

SPOX: Eigentlich wollten Sie mit zur U-20-WM, der Verein hat Sie aber nicht freigegeben. Im Nachhinein die richtige Entscheidung, auch im Hinblick auf Ihren Platz im Team?

Bargfrede: Auf jeden Fall. Dann müsste ich jetzt vielleicht schon wieder hinten anstehen. Klar, ich wäre auch gerne dabei gewesen, hätte die WM als Erfahrung mitgenommen und neue Eindrücke gesammelt. Aber letztlich ist es wohl ganz gut gelaufen für mich.

SPOX: So langsam brennen sich Name und Gesicht auch ins Bewusstsein der Fans ein - nicht nur hier in Bremen. Wie geht man damit um, wenn man plötzlich bekannt ist?

Bargfrede: Ich muss zugeben, dass es ein schönes Gefühl ist, wenn einen die Leute auf der Straße erkennen. In Bremen ist das noch nicht so oft der Fall, aber es mehrt sich. Manchmal ist es auch noch ungewohnt, wenn einer nach einem Autogramm fragt. Aber das gehört auch dazu - und eigentlich ist es auch schön. Bisher gehe ich damit ganz locker um.

SPOX: Wo und wie spannen Sie aus?

Bargfrede: Ich bin so oft es geht bei meiner Familie und meinen Freunden in Heeslingen in der Nähe von Bremen. Da kann ich mich entspannen und zur Ruhe kommen.

SPOX: Werder ist sehr stark gestartet. Was ist diese Saison möglich?

Bargfrede: Im Moment läuft's super. Defensiv stehen wir sehr gut und vorne knipsen wir die Tore. Ich denke, es ist einiges drin in dieser Saison. Wir wollen in allen Wettbewerben so weit wie möglich kommen. Was in der Liga möglich ist, wird sich in den kommenden Spielen aber erst zeigen. Da müssen wir uns beweisen.

SPOX: Wer ist Titelfavorit?

Bargfrede: Bisher kann sich noch keine Mannschaft so richtig absetzen und das ist auch der Trend: Es gibt mehrere Mannschaften, die eine gute Rolle spielen. Das wird sehr eng werden.

SPOX: In der U 21 sind Sie auf dem Sprung ins Team. Wie sieht die Zielsetzung hier aus?

Bargfrede: Auch da will ich Schritt für Schritt gehen. Ich hoffe, dass ich die Möglichkeit bekomme, mein Können zu zeigen. Beim letzten Mal musste ich ja wegen einer Knieverletzung leider absagen. Die EM-Qualifikation ist das oberste Ziel und das wird schwer genug. Das ist noch ein langer Weg. Aber ich freue mich schon auf jedes Länderspiel.

Hier geht's zum Steckbrief von Philipp Bargfrede