Dabrowski: "Ich zolle Marcel Koller Respekt"

Von Interview: Torsten Adams
Christoph Dabrowski spielte vor dem VfL Bochum bereits bei Werder, Bielefeld und Hannover
© Getty

Christoph Dabrowski wechselte 2006 ablösefrei nach Bochum und stieg beim VfL schnell zum Führungsspieler auf. In dieser Saison  läuft er seiner Form allerdings noch hinterher. Im Interview mit SPOX spricht der 31-Jährige über Marcel Koller, das Selbstvertrauen der Mannschaft und seinen Anspruch auf einen Platz in der Stamm-Elf.

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SPOX: Herr Dabrowski, in Bochum ging es zuletzt hoch her. Der Sieg in Nürnberg kam da gerade recht.

Christoph Dabrowski: Es war sicherlich in unserer Situation immens wichtig, dass wir gegen einen unmittelbaren Konkurrenten um den Klassenerhalt gepunktet und die Nürnberger damit vorerst hinter uns gelassen haben.

SPOX: Was war im Vergleich zu den Spielen zuvor nun beim Club besser?

Dabrowski: Es waren viel mehr Emotionen unsererseits im Spiel. Das war teilweise schon im Pokalspiel gegen Schalke so, dort hat das Ergebnis allerdings noch nicht gepasst. Wir haben in Nürnberg eine andere Körpersprache an den Tag gelegt, jeder hat dem anderen geholfen. Das war zuletzt bei uns nicht immer der Fall. Da spielte jeder mehr oder weniger für sich. Und so kann man natürlich keinen Erfolg haben.

SPOX: Wo hat Ihr Interimstrainer Frank Heinemann angesetzt?

Dabrowski: Heinemann hat mit uns in erster Linie in psychologischer Hinsicht gearbeitet. Er hat versucht, uns ein wenig Lockerheit zu vermitteln. Er und Dariusz Wosz haben die richtigen Worte gefunden und man hat in den letzten beiden Spielen gesehen, dass wir die Köpfe schon ein wenig freier hatten.

SPOX: Welche Rolle spielt Wosz als Co-Trainer?

Dabrowski: Wosz ist sicherlich kein Hütchenaufsteller. In der kurzen Zeit, die er bislang mit uns auf dem Platz stand, hat er viele neue Dinge mit eingebracht. Sei es das Passspiel oder auch eine verbesserte Kommunikation auf dem Platz.

SPOX: Macht er auch noch eine gute Figur auf dem Platz?

Dabrowski: Davon können Sie ausgehen. Das Fußballspielen hat er sicherlich nicht verlernt.

SPOX: Das große Thema in Bochum war zuletzt die Entlassung von Marcel Koller. Der Schweizer musste gehen, obwohl der Klub im vierten Jahr hintereinander Bundesliga spielt. Klaffen in Bochum Anspruch und Wirklichkeit auseinander?

Dabrowski: Marcel Koller hat mit den Mitteln, die ihm zur Verfügung standen, hervorragende Arbeit geleistet. Das muss man anerkennen und ihm dafür Respekt zollen. Ich bin auch im vierten Jahr hier und wir haben uns seither in der Bundesliga etabliert. Ich denke, deswegen beneiden uns viele Klubs. Auch solche, die viel höhere Ansprüche haben und sich in den letzten Jahren immer wieder in der zweiten Liga wiedergefunden haben.

SPOX: Was waren dann die Gründe für Kollers Entlassung?

Dabrowski: Eine Trainerentlassung hat meistens sehr viele Gründe. Zum Schluss hat es einfach nicht mehr gepasst. Das Team war zuletzt nicht mit der nötigen geistigen Frische auf dem Platz.

SPOX: Das klassische "Kopfproblem" also?

Dabrowski: Ich denke schon. Durch die Misserfolge ist die Leichtigkeit abhanden gekommen, das Selbstvertrauen war weg und die Beine sind schwerer geworden.

SPOX: Für Koller war es bereits seit langer Zeit nicht mehr einfach. Ständige "Koller-raus"-Rufe begleiteten das Team. Konnten Sie die Fans verstehen?

Dabrowski: Ich kann die Fans ja verstehen, dass sie unzufrieden sind, wenn der Erfolg nicht da ist.

SPOX: Aber?

Dabrowski: Der Pessimismus und die negative Stimmung haben sich nicht gerade förderlich auf das Team ausgewirkt. Um Spiele zu gewinnen, brauchen wir die Unterstützung unserer Fans.

SPOX: Koller sagte nach seiner Entlassung, er habe sich nichts vorzuwerfen. Hat sich die Mannschaft etwas vorzuwerfen?

Dabrowski: Wenn ein Trainer gehen muss, hat irgendetwas nicht gestimmt. Letztendlich stehen immer die Spieler auf dem Platz. Wir müssen Leistung abrufen und Ergebnisse abliefern. Von daher ist auch jeder Spieler für die Entlassung Kollers ein Stück weit verantwortlich.

SPOX: Trotz des Sieges in Nürnberg unter Interimscoach Heinemann ist die Suche nach einem neuen Cheftrainer voll im Gange. Welche Qualitäten sollte der kommende Chefcoach mitbringen?

Dabrowski: In erster Linie hoffe ich, dass die Verantwortlichen die ganze Situation vernünftig analysieren und ihre Schlüsse daraus ziehen. Der neue Trainer sollte meiner Meinung nach Struktur ins Team hineinbringen, damit wir als Mannschaft funktionieren.

SPOX: Ist das ein Plädoyer für einen neuen Chefcoach?

Dabrowski: Das habe ich nicht zu entscheiden. Das ist Sache des Vorstands.

SPOX: In Nürnberg wurden Sie erst in der 73. Minute eingewechselt und insgesamt haben Sie in der laufenden Saison erst vier Spiele durchgespielt. Woran liegt es, dass Sie den Sprung in die Stammelf noch nicht ganz geschafft haben?

Dabrowski: Nach dem Pokalspiel gegen Schalke war ich in Nürnberg zunächst draußen, weil der Trainer frische Leute reinbringen wollte. Ich hatte zuletzt aber auch meine Einsätze über 90 Minuten. Ich denke, es ist eine Frage der Zeit, bis ich wieder in der Stammelf spiele. Natürlich erwarte ich von mir selbst auch eine Leistungssteigerung. Wie von der kompletten Mannschaft kam auch von mir bisher zu wenig. Da sollte sich jeder an die eigene Nase fassen, so wie ich es gerade tue.

SPOX: Als Nächstes geht es gegen Meister Wolfsburg. Sie haben gute Erinnerungen an das letztjährige Heimspiel gegen den VfL...

Dabrowski: Meinen Sie persönliche?

SPOX: Genau.

Dabrowski: Ja, ich habe damals ein Tor erzielt. Aber wir haben mit 2:0 geführt und danach nur Unentschieden gespielt. Das ist eigentlich kein schlechtes Ergebnis gegen den Deutschen Meister, aber ich hätte das Spiel lieber gewonnen, anstatt ein Tor zu erzielen.

SPOX: Ein Dabrowski-Tor und ein Punkt gegen Wolfsburg: Würden Sie das auch am Samstag unterschreiben?

Dabrowski: Nein, denn ich gehe auf den Platz, um zu gewinnen. Das ist auch nicht utopisch. Wir spielen zuhause, deswegen ist es nicht unmöglich, die drei Punkte zu holen.

SPOX: Sie haben mit 14 Gegentoren die drittschlechteste Abwehr und jetzt kommt ausgerechnet das Trio Misimovic, Dzeko und Grafite. Wie soll das funktionieren?

Dabrowski: Wir haben in Nürnberg wieder zu Null gespielt. Das sollte uns helfen, wieder etwas Stabilität in unsere Defensive hineinzubekommen. Da ist es letztendlich unerheblich, welche Gegenspieler einem gegenüberstehen.

Zum Steckbrief: Christoph Dabrowski