Sami Hyypiä: "Taktik? Das interessiert mich nicht"

Von Interview: Stefan Rommel
Fürsorglicher älterer Herr: Sami Hyypiä (l.) mit dem 14 Jahre jüngeren Arturo Vidal
© Getty

Die Verpflichtung von Sami Hyypiä war einer der Transfer-Coups des Sommer. Auf Anhieb hat der Finne den Sprung in die erste Elf von Bayer Leverkusen geschafft und verleiht der Werkself endlich jene Stabilität, die in der Rückrunde der vergangenen Saison so schmerzlich vermisst wurde. Vor dem Spitzenspiel beim Hamburger SV spricht der 36-Jährige über seine ersten Monate in Deutschland, den kommenden Gegner und jenen Trainer, der ihn eigentlich erst in die Bundesliga holte - und jetzt auf der anderen Seite des Spielfelds steht.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

In Liverpool ist er noch immer eine Legende, bei Bayer Leverkusen ist er auf dem besten Weg dorthin: Sami Hyypiä ist einer der heimlichen Transfer-Coups der Bundesliga.

Nach zehn Jahren bei den Reds wollte der Finne im zarten Alter von 35 Jahren noch einmal einen Neuanfang und wechselte in die Bundesliga.

Bei Bayer Leverkusen, das in der Rückrunde der letzten Saison förmlich eingebrochen war und die Teilnahme am europäischen Wettbewerb achtlos weggeworfen hatte, ist der Innenverteidiger der Garant für den besten Saisonstart der Klubgeschichte.

Im Interview mit SPOX spricht Hyypiä über das anstehende Spitzenspiel beim Hamburger SV, Vatergefühle in Leverkusen und den Mann, der ihn eigentlich in die Bundesliga holte - und jetzt sein Gegner ist.

SPOX: Sami Hyypiä, am Samstag steigt der Knaller, HSV gegen Bayer Leverkusen, Zweiter gegen Erster. Wie schätzen Sie Ihren kommenden Gegner ein?

Sami Hyypiä: Hamburg hat ein tolles Team, sie haben in der Sommerpause schon ein bisschen Geld für neue Spieler ausgegeben und ebenso wie wir einen sehr starken Start in die Saison hingelegt. Es wird eine große Herausforderung für uns werden, in Hamburg zu bestehen.

SPOX: Rene Adler und Simon Rolfes hatten in Russland ein wichtiges Erfolgserlebnis. Ist das auch ein Vorteil für die Mannschaft, von zwei der wichtigsten Spieler vor Selbstvertrauen nur so strotzen?

Hyypiä: Für die beiden war das Spiel in Moskau natürlich ein Highlight - und sie haben es gewonnen. Daraus kann man eine ganze Menge Vertrauen schöpfen. Uns wird das in Hamburg zugute kommen.

SPOX: Adler scheint in dieser Saison ganz besonders stark zu sein...

Hyypiä: Er sollte die deutsche Nummer eins sein. Er ist ein fantastischer Torhüter, der einen unheimlich starken Start für Bayer Leverkusen in der Bundesliga hingelegt hat und jetzt auch für Deutschland in der WM-Qualifikation super gehalten hat.

SPOX: Es ist zwar noch früh in der Saison, aber ist die Partie beim HSV schon eine Art Schlüsselspiel für Bayer?

Hyypiä: Jedes Spiel ist ein Schlüsselspiel. Aber natürlich kann man, wenn man will, von einem Schlüsselspiel sprechen - es spielt der Zweite gegen den Ersten. Aber es gibt eben auch noch 33 andere Spiele in der Saison. Für uns zählt weiter nur harte Arbeit und das richtige Ergebnis.

SPOX: Dem HSV fehlen mit Paolo Guerrero und Mladen Petric die beiden wichtigsten Angreifer. Ein großer Vorteil für Bayer?

Hyypiä: Ein kleiner vielleicht. Es sind beides hervorragende Spieler, aber Hamburg wird stark genug sein, ihren Ausfall gegen uns zu kompensieren.

SPOX: Am Samstag treffen Sie zum ersten Mal wieder auf den Mann, der sie eigentlich in die Bundesliga geholt hat: Bruno Labbadia. Nur ist der jetzt HSV-Trainer. Wie wird das Wiedersehen aussehen?

Hyypiä: Ich weiß es nicht, aber ich denke, ganz normal. Was gibt es da auch schon zu reden? Er hat in Leverkusen einen guten Job gemacht und jetzt ist er halt in Hamburg. Ich wünsche ihm alles Gute - nur nicht für Samstag, denn da wollen wir ja gewinnen.

SPOX: Die beste Abwehr - Leverkusen - trifft auf den besten Sturm - HSV - der Liga - welches System, welche Taktik setzt sich durch?

Hyypiä: Das interessiert mich alles nicht. Wir sollten auf unser Spiel schauen und uns auf das konzentrieren, was wir gut können. So geht man Spiele richtig an.

SPOX: Sie orientieren sich gar nicht am Gegner, an dessen Stärken und Schwächen?

Hyypiä: Natürlich muss man schon wissen, wer einem gegenüber steht. Aber am Ende des Tages konzentrierst du dich auf dich selbst und dein Spiel.

SPOX: Leverkusen hat noch eine sehr junge Mannschaft, Sie dagegen sind schon 36. Fühlen Sie sich manchmal als eine Art Vaterfigur für die vielen jungen Spieler?

Hyypiä: Ich fühle mich nicht als Vater, ich bin ein Teil der Mannschaft wie jeder andere auch. Ich bin vielleicht 15 Jahre älter als einige meiner Teamkollegen, aber unsere Mannschaft ist funktionierendes Gebilde...

SPOX: Sie waren zehn Jahre lang in England, kommen dann in die Bundesliga und schlagen auf Anhieb ein. Wie haben Sie sich so schnell integrieren können?

Hyypiä: Das ist weniger meine Leistung als die des Klubs. Jeder hat mir geholfen, mich schnell zurecht zu finden. Also kann ich mich voll und ganz auf meinen Job konzentrieren, so gut ich nur kann.

SPOX: Was ist für Bayer in dieser Saison möglich?

Hyypiä: Im Prinzip alles. Wir sind angetreten, um uns mit den besten Teams zu messen. Die Bayern sind natürlich Favorit auf den Titel. Aber möglich ist alles - Wolfsburg hat das ja letzte Saison auch bewiesen.

SPOX: Wie geht das Spitzenspiel am Samstag denn nun aus?

Hyypiä: Ein Unentschieden wäre für uns schon ein gutes Ergebnis, aber trotzdem gehen wir natürlich voll auf Sieg.

Alles zu Bayer Leverkusen