"Schalke ist meine schwierigste Aufgabe"

Von Interview: Haruka Gruber
Felix Allmächtig: Trainer, Manager und Vorstand in einem auf Schalke
© Getty

Er muss den FC Schalke 04 retten. Er muss Talente fördern. Aber er bittet um Geduld. Felix Magath im SPOX-Interview über die Finanzlage, das peruanische Supertalent Carlos Zambrano und Parallelen zu Louis van Gaal und Bayern München.

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SPOX: Schalke ist Ihr achter Bundesliga-Verein als Trainer. Ist Schalke auch die bisher schwierigste Aufgabe?

Felix Magath: Es ist eine große Herausforderung. Daher: Ja, Schalke ist meine schwierigste Aufgabe. Aber ich wusste bereits vorher, dass ich zu einem Verein gehe, bei dem nicht alles rund läuft. Daher war ich auch darauf eingestellt, dass es Unruhe geben kann. Ich bin gekommen, um diese Probleme zu lösen.

SPOX: Wie weit sind Sie?

Magath: Wir sind erst am Anfang. Den Fans muss klar sein, dass es Zeit braucht, bis wir den Verein völlig umstrukturiert haben. Der Beginn ist verheißungsvoll und darauf können wir aufbauen.

SPOX: Wie schlimm steht es tatsächlich um die finanzielle Situation?

Magath: Das ist kein neues Thema. Es fehlt Geld - und das haben wir immer gesagt. Aber es ist eine "normale" Krise. Keine, die die Existenz bedroht.

SPOX: Wie wollen Sie den Verein konsolidieren?

Magath: Indem wir auf der einen Seite Kosten einsparen und auf der anderen die Einnahmen erhöhen. Wir sind jetzt dabei, Lösungen zu suchen und zu finden, um den Verein wieder auf eine stabile Basis zu stellen. Der FC Schalke 04 besitzt nach wie vor genügend Werte und hat nichts abgegeben an fremde Firmen. Daher haben wir viele Möglichkeiten, an Geld zu kommen. Es ist aber nicht so, dass wir Spieler verkaufen müssten, wenn uns das Angebot unzureichend erscheint.

SPOX: Sie sprechen von umstrukturieren. Was meinen Sie damit?

Magath: Jetzt geht es darum, Einnahmen zu steigern. Durch bessere sportliche Leistungen, aber eben auch durch verschiedene Maßnahmen, die wir gerade ausloten. Wir durchleuchten den Verein und sind dabei, an den richtigen Stellen anzusetzen. Vielleicht mit einer Umschuldung, um unsere finanzielle Situation zu verbessern. Dafür ist Herr Peters zuständig, mit dem die Zusammenarbeit sehr gut verläuft. Wir sehen ganz gelassen der Zukunft entgegen.

SPOX: Statt Leistungsträger abzugeben: Könnten Sie die Mannschaft im Laufe der Hinrunde sogar mit vertragslosen Spielern verstärken? Jermaine Jones kann womöglich erst wieder im Dezember zurückkehren.

Magath: Jermaine Jones hatte leider die Schienbeinoperation und ihm wurde eine Platte eingesetzt. Sie wurde jetzt herausgenommen. Ich bin guter Dinge, dass er ohne die Platte bald wieder ins Training einsteigen kann und uns in der Vorrunde zur Verfügung steht. Insofern gibt es keinen Gedanken daran, einen vertragslosen Spieler zu verpflichten.

SPOX: Stattdessen setzen Sie auf unbekannte Talente wie Christoph Moritz und Lukas Schmitz.

Magath: Als Trainer habe ich immer junge Spieler gefördert. Das gehört zu einer guten Mannschaft dazu. Einerseits spielt die finanziellen Situation eine Rolle, andererseits meine Überzeugung, dass es sinnvoll ist, junge Spieler einzubauen. Sie haben ihre Leistung von Anfang an gebracht und sich ihre Position erarbeitet.

SPOX: Der am wenigsten beachtete Youngster ist womöglich Innenverteidiger Carlos Zambrano, obwohl er in sieben von acht Spielen in der Startelf stand. Sind Sie von ihm überrascht?

Magath: Es ist erstaunlich und auch für mich überraschend. Ich habe ihn vorher nicht gekannt und hatte keine großen Erwartungen, als mir erzählt wurde, dass auf Schalke auch ein damals 19-Jähriger aus Peru zum Kader gehört. Es hat sich aber im Training schnell gezeigt, dass Carlos ein sehr eifriger, sehr aufnahmefähiger Spieler ist und eine wunderbare Einstellung hat. Eigentlich arbeitet er wie ein Deutscher. Er spielt konstant gut und hat wesentlichen Anteil daran, dass die Defensive der bessere Mannschaftsteil bei uns ist. Er hat eine große Zukunft vor sich.

SPOX: Die Spieler auf Schalke loben Sie in den höchsten Tönen. Zuletzt meldete sich jedoch mit Sebastian Deisler ein Ex-Schützling bei den Bayern zu Wort, der Ihnen in seiner Autobiografie unterstellt, dass Ihre Philosophie auf Angst und Macht gründen würde. Sind Ihnen die Vorwürfe neu?

Magath: Er hat sie nicht mir gegenüber geäußert und ich habe das Buch nicht gelesen. Daher kann ich nichts dazu sagen. Es ist schade, dass so ein guter Fußballer wie Sebastian Deisler seine Möglichkeiten nicht auf dem Spielfeld umsetzen konnte. Ich war zum Schluss sein Trainer und er hat im Training oftmals gezeigt, was für Möglichkeiten in ihm stecken. Aber leider war es so, dass er nicht diesem Druck, gerade beim FC Bayern, standhalten konnte. So hat der Fußball einen hochqualifizierten Spieler verloren.

SPOX: Die Bayern sind durchwachen in die Saison gestartet. Wie bewerten Sie die Lage?

Magath: Wir haben bei Schalke ähnliche Probleme, weil ein neues Trainerteam mit einer neuen Philosophie und einer neuen Spielweise gekommen ist. Dann kann es am Anfang Anpassungsprobleme geben, das ist völlig normal. Während meiner Zeit beim FC Bayern war es nicht anders. Louis van Gaal ist ein ausgezeichneter Trainer und er wird die Mannschaft hinbekommen. Dem FC Bayern traue ich als einzige deutsche Mannschaft zu, das Champions-League-Halbfinale zu erreichen.

SPOX: Könnte auch Schalke nächstes Jahr in der Champions League spielen?

Magath: Davon sollte man nicht ausgehen. Wir haben noch zu viele Probleme, als dass wir schon diese Saison Ziele wie die Champions League angehen könnten.

SPOX: Wann ist die Zeit gekommen?

Magath: Das ist nicht einfach zu beantworten. Als erstes müssen wir daran arbeiten, die finanzielle Situation wesentlich zu verbessern. Wenn das geschafft ist, können wir uns langsam nach höheren sportlichen Zielen umsehen. Ich freue mich grundsätzlich darüber, was wir in der kurzen Zeit bereits erreicht haben. Als nächstes spielen wir gegen Stuttgart, Hamburg, Leverkusen und den FC Bayern. Dann wird sich zeigen, in welche Tabellenregion wir gehören. Es werden spannende Wochen.

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