Der FC Bayern des Louis van Gaal

Von Daniel Börlein
Louis van Gaal (r.) hat genaue Vorstellungen wie der FC Bayern spielen soll
© Getty

In der Bundesliga ist der FC Bayern München bereits acht Punkte hinter der Spitze zurück. Es läuft noch nicht rund beim Rekordmeister und überhaupt nicht so, wie sich Perfektionist Louis van Gaal das vorstellt. Nur einmal kamen die Bayern bislang der Idealvorstellung des Niederländers ziemlich nahe: Im Champions-League-Spiel gegen Juventus Turin. SPOX analysiert anhand dieser Partie, wie van Gaals Bayern funktionieren - oder besser: funktionieren sollen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die Raumaufteilung

Louis van Gaal lässt - typisch holländisch - am liebsten im 4-3-3-System spielen. Aus gutem Grund: Die Niederländer teilen das Spielfeld in Zonen ein. Jeder Akteur hat dabei die Aufgabe, seine Zone zu kontrollieren. Und um die bei gegnerischem Ballbesitz gefährdeten Räume ausreichend sicher zu besetzen, ist das 4-3-3 das geeignetste System.

Defensiv: Bei seinen ersten Versuchen im 4-3-3 setzte van Gaal, wie beispielsweise auch der FC Barcelona, auf einen Sechser zentral vor der Abwehr und zwei offensiver ausgerichtete Mittelfeldspieler im Halbfeld davor.

Mittlerweile hat van Gaal allerdings umgestellt. Gegen Juve agierten Andreas Ottl und Bastian Schweinsteiger als klassische Doppelsechs, zentral davor lief Thomas Müller auf.

Bei kontrolliertem Spielaufbau des Gegners verschiebt sich das Bayern-System allerdings. Die beiden Außenstürmer (gegen Juve Ribery und Robben) lassen sich hinter den Ball zurück ins Mittelfeld fallen. Schweinsteiger und Ottl halten das Zentrum. Aus dem Dreier-Mittelfeld wird eine Viererreihe (mit etwas vorgezogenen Außen). Durch die Abwehrkette im Rücken sind so acht Mann in zwei Viererlinien positioniert, wodurch alle Zonen jederzeit kontrollierbar sind (siehe Bild 1).

Müller und Klose in vorderster Front

Im Idealfall beträgt der Abstand zwischen beiden Reihen nur wenige Meter. Bei jedem Anspiel kann der Gegner dadurch in kürzester Zeit unter Druck gesetzt werden. Die Wahrscheinlichkeit des Ballgewinns wird deutlich erhöht, vor allem weil dem Gegner häufig nur der lange Ball bleibt.

In vorderster Front stören - anders als bei Barcas 4-3-3 - mit Müller und dem Mittelstürmer (gegen Juve Klose) zwei Mann auf gleicher Höhe den Spielaufbau, ohne dabei aggressiv zu pressen. Sind beide überspielt, heißt Müllers Auftrag, nochmal hinter den Ball zu kommen und das Mittelfeld dadurch noch engmaschiger zu machen.

Klose hingegen bleibt in der Regel in der Spitze, bindet die Innenverteidigung und versucht, den kontrollierten Rückpass und damit eine höhere Ballbesitzzeit beim Gegner zu verhindern (siehe Bild 2).

Offensiv: Die beiden Außenverteidiger schieben Richtung Außenlinie und ein paar Meter nach vorne. Schweinsteiger und Ottl bleiben vor der Abwehr und bieten sich für den kurzen Ball in den Fuß an. Schweinsteiger orientiert sich dabei einen Tick weiter in die Offensive.

Ribery und Robben schieben - nicht ganz auf eine Höhe mit Klose - nach vorne und vor allem weit nach außen, um das Feld möglichst groß zu machen. Klose versucht, die Innenverteidigung in die Tiefe zu ziehen und so ein Loch zwischen zentraler Abwehr und defensivem Mittelfeld des Gegners zu erzeugen (siehe Bild 5).

In diesem Raum ist Müller positioniert, also sichtbar hinter Klose, in etwa auf gleicher Höhe mit Ribery und Robben. Und so sind auch offensiv alle Zonen besetzt.

Zusammengefasst heißt das: Offensiv agiert der FC Bayern im 4-2-3-1 mit einem sehr offensiven Thomas Müller hinter der zentralen Spitze. Defensiv verschiebt sich das Ganze eher in Richtung 4-4-1-1 mit flacher Vier im Mittelfeld.

Teil 2: Die Spieleröffnung