Derdiyok: Darum bleiben wir oben

Von Interview: Daniel Börlein
Eren Derdiyok (oben) und Stefan Kießling haben gemeinsam schon zehn Liga-Treffer erzielt
© Imago

Bayer Leverkusen ist nach acht Spieltagen Tabellenführer. Kein Wunder, schließlich hat das Team von Trainer Jupp Heynckes die beste Abwehr und den zweitbesten Sturm der Liga. Einen großen Anteil an Leverkusens tollem Saisonstart hat Angreifer Eren Derdiyok.

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Im SPOX-Interview spricht der 21-jährige Schweizer über Lob von Jupp Heynckes und eine besondere Motivationsmaßnahme seines Trainers. Außerdem erklärt Eren Derdiyok, warum Bayer in diesem Jahr nicht abstürzt und wer ihn ganz besonders beeindruckt.

SPOX: Herr Derdiyok, Ihr Schweizer Landsmann Alex Frei ist während seiner Zeit beim BVB immer zum Haare schneiden nach Basel gefahren. Sind die deutschen Friseure so schlecht?

Eren Derdiyok: (lacht) Zumindest fahre ich deswegen bestimmt nicht nach Hause. Aber auch ich bin regelmäßig in Basel. Bei mir ist der Grund allerdings viel wichtiger: Meine Freundin und meine Famili lebt ja noch dort.

SPOX: Auch deshalb sagten Sie bereits vor Ihrem Engagement bei Bayer, der Wechsel nach Deutschland werde ein harter Schritt...

Derdiyok: ... der bis jetzt allerdings ganz gut geklappt hat. Aber klar ist, dass ich auch viel dafür investieren muss. Das Niveau im deutschen Klub-Fußball ist höher als in der Schweiz.

SPOX: Und trotzdem haben Sie sehr schnell Fuß gefasst und in sieben Liga-Spielen viermal getroffen. Warum läuft es schon so gut?

Derdiyok: Ich bin hier einfach fantastisch aufgenommen worden. Die Mannschaft hat mir vom ersten Tag an das Gefühl gegeben, dazuzugehören.

SPOX: Zur besseren Eingewöhnung trägt sicherlich auch der gute Saisonstart bei. Sie haben die Bundesliga vorher nur aus der Ferne betrachtet. In den vergangenen beiden Jahren wurde Leverkusen Neunter und Siebter. Sind Sie ein wenig überrascht, dass Bayer nun ganz vorne mitspielt?

Derdiyok: Ich wusste schon, dass Leverkusen eine starke Mannschaft hat. Das Team wurde in den letzten Jahren unter Wert geschlagen, vom Potenzial her war viel mehr drin. Deshalb bin ich auch nicht überrascht, dass wir momentan so gut dastehen. Aber erreicht haben wir damit noch nichts. Am Ende gilt es.

SPOX: Am Ende brach Bayer in den letzten Jahren allerdings regelmäßig ein. Warum bleibt Leverkusen dieses Mal oben?

Derdiyok: Weil wir einen erfahrenen Trainer haben und eine gute Mannschaft, die aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat.

SPOX: Sie sprechen Ihren Trainer an. Viele Beobachter sagen, Jupp Heynckes sei der Schlüssel für den aktuellen Höhenflug. Was zeichnet Ihn aus?

Derdiyok: Jupp Heynckes ist ein Meister seines Fachs. Er hat bei großen Klubs gearbeitet, unter erheblichem Druck Erfolge gefeiert. Herr Heynckes geht besonders auf die jungen Spieler sehr gut ein, er hilft ihnen, nimmt sie ernst. Er hat schon alles erlebt im Fußball. Ihm macht man so schnell nichts vor. Von dieser Erfahrung profitiert man als Spieler.

SPOX: Und manchmal reagiert Jupp Heynckes auch völlig anders als man es erwartet. Nach Ihrer Gelb-Roten Karte gegen Wolfsburg hat er Ihnen einen zusätzlichen freien Tag gewährt. Eine eher ungewöhnliche Disziplinarmaßnahme.

Derdiyok: Jupp Heynckes geht auf jeden Spieler ein und überlegt sich ganz genau, was er tut. Ich glaube, seiner Meinung nach war ich wohl schon genug gestraft. Mit seiner Maßnahme hat er mich jedenfalls sehr motiviert.

SPOX: Heynckes sagt, Sie könnten mal ein Großer werden.

Derdiyok: Es freut mich natürlich, dass er eine solche Meinung von mir hat. Das heißt aber nicht, dass er mich schon am Ziel sieht. Selbstverständlich sagt er mir auch, dass ich jeden Tag weiter an mir arbeiten muss.

SPOX: Schauen Sie sich dabei auch etwas von Leichtathletik-Superstar Usain Bolt ab? Sie sind ja ein großer Fan von ihm.

Derdiyok: Es ist schon beeindruckend, wie locker bei ihm alles rüber kommt. Trotz des ganzen Medienrummels. Seine Leistungen sind überragend. Hut ab vor einem solchen Spitzensportler in der heutigen Zeit.

SPOX: Auch der Bayer-Angriff mit Ihnen, Stefan Kießling und Joker Theofanis Gekas sorgt derzeit für Schlagzeilen. In der Rückrunde kommt noch Patrick Helmes dazu. Hat Bayer in der Breite den besten Sturm der Liga?

Derdiyok: So etwas ist immer schwer zu sagen. Sicher sind wir im Angriff grundsätzlich gut aufgestellt, doch in anderen Klubs sieht es auch nicht so schlecht aus. Allein wenn man nach München schaut...

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