Der Langweiler soll's richten

Von Haruka Gruber
Auf Augenhöhe mit dem Großen der Branche: Schalkes Finanzboss Peters (r., hier mit Uli Hoeneß)
© Imago

Er ist die Antwort auf Uli Hoeneß, und doch ist "Politik-Chamäleon" Peter Peters ein Nobody. Ein Nobody, der eine bewegte Karriere hinter sich hat - und nun Schalke vor dem Kollaps retten soll.
 

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Er wurde vergangene Woche zwar nur Siebter und damit Vorletzter, aber immerhin war Peter Peters der einzige, der kein "Ex-" vor seinem Namen führen musste. Ex-Bundesliga-Trainer Werner Lorant gewann das vom FC Schalke 04 organisierte Promi-Trabrennen, auf Rang drei platzierte sich Ex-Kultkicker Willi Landgraf vor Ex-Porno-Star Kelly Trump und Ex-Torjäger Martin Max.

Nicht der bekannteste, aber der mit Abstand mächtigste und einflussreichste Teilnehmer des Charity-Events war jedoch Peter Peters. Wenn es das Wort "unscheinbar" nicht geben würde, man müsste es eigens für Peters erfinden - und doch gehört der Mitt-Vierziger mit der Normalo-Brille, der Normalo-Frisur und dem Normalo-Namen spätestens seit den vergangenen Wochen zu den wichtigsten Personen des deutschen Fußballs.

Bereits seit 1993 auf Schalke als Geschäftsführer tätig, wurde der 47-Jährige erst Ende August zur Person des öffentlichen Interesses, als Präsident Josef Schnusenberg wegen angeblicher Management-Fehler das Finanzressort räumen und an Peters übergeben musste beziehungsweise - nach offizieller Schalker Sprachregelung - durfte.

SPOX-Analyse: 2:1 in Köln - Schalke setzt sich oben fest

"Schalke braucht Geld"

"Wir sind sicher, dass wir mit dieser Strukturänderung noch besser aufgestellt sein werden", sagt Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies, ohne zu verraten, dass er offenbar von Trainer, Manager und Vorstandsmitglied Felix Magath ("Schalke braucht Geld") zu diesem Schritt gedrängt wurde.

Seitdem ist Peters mit der vielleicht schwierigsten Aufgabe der Bundesliga betraut: Den offenbar wirtschaftlich desaströs aufgestellten Revierklub zu sanieren. Nach übereinstimmenden Medienberichten klafft ein Loch von 15 bis 25 Millionen Euro in der Kasse, um alleine die laufenden Kosten bis zum 1. Januar 2010 zu decken. Peters wurde vom Aufsichtsrat beauftragt, das fehlende Kapital zu beschaffen. Sonst droht Schalke der finanzielle Kollaps.

Ob nun zu seiner Beförderung oder seinen Plänen, wie er S04 retten will: Peters selbst verweigert jeglichen Kommentar. Interview-Anfragen laufen ins Leere, und wenn er was sagt, dann mit dem Zusatz "Ich möchte nicht zitiert werden". Ex-Journalist Peters kennt nun mal das Geschäft.

Peters, der Schattenmann

Ende der 80er Jahre begann er als Fußballchef des "Reviersport", parallel beendete er sein BWL-Studium. 1989 ging Peters als Volontär zur "Westfälischen Rundschau", ein Jahr darauf arbeitete er, mittlerweile Redakteur, für die "WAZ".

Später wechselte er die Seiten und begann eine Funktionärs-Karriere. 1991 als stellvertretender Geschäftsführer in Kaiserslautern und seit 1993 als verantwortlicher Geschäftsführer auf Schalke. Ein Jahr später wurde er in den Vorstand berufen.

Seitdem hatte Schalke fünf Präsidenten, drei Manager und 14 Trainer - Geschäftsführer und Vorstandsmitglied ist jedoch seit 15 Jahren Peter Peters.

Die "Ruhr Nachrichten" bezeichnen Peters als Schalkes "Schattenmann". Er habe einen "gewissen Machtinstinkt" und wisse, "wo sich im Klub die Mehrheiten bilden". Peters als flexibles Politik-Chamäleon. Strebsam, arbeitsam - und vor allem loyal zum Verein. "Die neue Aufgabe wird er meistern", glaubt sein Vorgänger Schnusenberg.

Antwort auf Uli Hoeneß

So farblos Peters in der Öffentlichkeit wirkt, so zäh zeigt er sich hinter geschlossenen Türen. Als gewiefter und machtbewusster Funktionär besetzt Peters Schritt für Schritt verschiedenste Ämter und erweitert so den Einfluss Schalkes. Peters ist stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Deutschen Fußball-Liga, Vizepräsident des Ligaverbandes sowie Vizepräsident und Vorstandsmitglied des Deutschen Fußball-Bundes.

Seit 1998 arbeitet er auch als Geschäftsführer der Veltins-Arena und ist damit nicht nur für die Schalke-Heimspiele mitverantwortlich, sondern auch für Konzerte, Events oder das Eishockey-WM-Auftaktspiel 2010. Zudem wurde er 2006 ins UEFA-Stadion-Komitee berufen und war bei der WM 2006 Geschäftsführer der OK-Außenstelle. Viele Beobachter erkennen in ihm den legitimen Nachfolger von DFL-Präsident Reinhard Rauball, doch Peters sagt: "Ich sehe meinen Platz auf Schalke."

Auf Schalke, wo er sich nicht nur als Funktionär unersetzlich gemacht hat. Man traut es ihm fast nicht zu, doch Peters ist die königsblaue Antwort auf FC Bayerns Abteilung Attacke, Uli Hoeneß.

Die Arbeit im Verborgenen

Peters legte sich etwa wegen Rafinhas Olympia-Abstellung mit dem brasilianischen Fußball-Verband, der CAS und der FIFA ("mieses Schurkenspiel") an, er attackierte nach einer kritisch ausgefallenen Bewertung der Veltins-Arena die "Stiftung Warentest" ("diffamierende und schädigende Berichterstattung") und er ging juristisch - stellvertretend für die gesamte Liga - gegen einen Internet-Tickethändler vor. Peters war es auch, der Magath-Vorgänger Fred Rutten von der Trennung informierte.

Nur das Zusammenspiel mit den Medien mag nicht so recht funktionieren. In der Rückrunde wurde Peters von Tönnies dazu abkommandiert, nach dem Weggang von Pressesprecher Gerd Voss zusätzlich die Öffentlichkeitsarbeit zu übernehmen. Er machte eine schlechte Figur.

Daher zeichnet auch Magath und nicht der ausgebildete Journalist Peters für die Außendarstellung des FC Schalke verantwortlich, so kurios es anmutet. Peters bevorzugt das Arbeiten im Verborgenen - weil er wohl weiß, dass er zum Wohle Schalkes flunkern muss, wenn er zur den monetären Engpässen befragt wird. Mitte Juni erklärte er noch, dass Schalke "solide mit dem Geld umgeht" und Schalkes Umfinanzierungen "ganz normale Anpassungen" seien.

"Wir setzen auf die Karte Magath und Peters"

Damals hatte er wohl noch nicht geahnt, dass er es sein wird, der zukünftig die 136 Millionen Euro Verbindlichkeiten zu verwalten hat und Einnahmequellen für die fehlenden 15 bis 25 Millionen Euro finden muss. Eine Mammutaufgabe, die nur Peters und Magath zusammen bewältigen können.

Lukrative Werbeplätze wie das Stadion und die Trikots sind vergeben, die Eintrittsgelder fließen zu 80 Prozent in die Tilgung einer 85 Millionen Euro hohen Anleihe, die Einnahmen von Ausrüster- und Sponsorenverträgen sind nur noch bedingt verfügbar. Spielerverkäufe sind im Winter möglicherweise die einzige Option.

"Wir setzen nicht allein auf die Karte Magath, wir setzen auf die Karte Magath und Peters", sagt Tönnies

Keine Lust auf Raab-Event

Für eine harmonische Zusammenarbeit mit seinem Vorstands-Kollegen sollte Peters aber womöglich darauf achten, einige seiner Posten abzugeben oder auf den einen oder anderen Event zu verzichten.

"Wir müssen wissen, wo wir hinwollen. Wir müssen uns voll auf unser Kerngeschäft Fußball konzentrieren. Wagenrennen in der Veltins-Arena zu veranstalten, bündelt Kräfte, die uns woanders fehlen", kritisierte Magath in der "BamS".

Gemeint hatte er die "Stock Car Challenge" von Stefan Raab. Aber das Promi-Rennen auf der Gelsenkirchener Trabrennbahn dürfte auch dazugehören.

FC Schalke 04: Alles Daten und News