Bayern auf dem Weg zur Spitze

Von Stefan Rommel
Die Bosse beim FC Bayern: Rauch, Scherer, Beckenbauer, Rummenigge, Hoeneß, Hopfner (v.l.)
© Getty

Nach Adidas soll sich nun der nächste langjährige Weggefährte Anteile am FC Bayern München sichern. Der Rekordmeister plant eine strategische Partnerschaft mit Audi - und wird dafür 100 Millionen Euro kassieren. Genug Geld, um im ersten Schritt die Allianz Arena abzubezahlen. Und im zweiten Schritt zu den ganz Großen in Europa aufzuschließen.

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Vor knapp zwei Jahren geriet die Hauptversammlung der FC Bayern München AG unfreiwillig zur Komödie. Uli Hoeneß lieferte ein Feuerwerk an Bonmots, die vermutlich noch Jahrzehnte überleben werden.

In gut zwei Monaten lädt der FC Bayern seine Mitglieder wieder zur Mitgliederversammlung. Zwar wird die sportliche Bilanz nach einer Saison ohne Titel und dem Reinfall mit Jürgen Klinsmann eher durchwachsen ausfallen - aber aus kaufmännischer Sicht werden die Münchener neue Sphären erklimmen.

100 Mio. Euro von Audi?

Die Bayern-Bosse sind sich längst darüber einig, dass sich der Rekordmeister neben der Adidas AG noch einen weiteren strategischen Partner ins Boot holt.

Für satte 100 Millionen Euro wollen die Münchener zehn Prozent ihrer Anteile verkaufen. Nach Informationen des Fachblatts "Sponsors" an Audi. Damit wären die Autobauer nach Adidas der zweite Anteileigner bei den Münchenern - beide mit jeweils zehn Prozent der Anteile.

Im Oktober soll der Deal unter Dach und Fach gebracht und auf der Jahreshauptversammlung einen Monat später offiziell verkündet werden.

Große Chance für die Bayern

Nach dem Spiel der Bayern gegen den 1. FC Nürnberg hielt sich Hoeneß noch bedeckt. "Wir wollen dazu gar nichts sagen." Nur Sekunden später ließ er aber doch noch genügend Raum für Spekulationen. "Aber wir können sagen, dass wir uns Gedanken machen, wie wir den FC Bayern noch mehr in die Champions League bringen können wirtschaftlich."

Hoeneß wittert eine große Chance. Die Chance, mit den ganz Großen Europas schon bald wieder - auch wirtschaftlich - auf Augenhöhe konkurrieren zu können. Seit Monaten wird Hoeneß nicht müde zu betonen, dass die Bundesliga einer der Gewinner der weltweiten Finanzkrise sein wird.

Klubs aus den finanzkräftigen Ligen in Spanien, England oder auch Italien würden demnach schon bald Probleme bekommen. Kernpunkt ist dabei die 50plus1-Regelung der Bundesliga als Schutz und letztlich als Grundstein für solides wirtschaftliches Handeln.

Neue UEFA-Regelung

Wie zufällig passte da auch der Beschluss der UEFA vom vergangenen Dienstag, ein Finanzkontrollsystem im europäischen Fußball einzuführen, das sich in seiner Grundstruktur am Bundesliga-Lizensierungsverfahren orientiert.

Finanzielles Fair Play soll dadurch gewährleistet werden, weil die Vereine nur noch soviel Geld ausgeben dürfen, wie sie aus dem Bereich Fußball einnehmen. 2012 soll das System eingeführt werden.

Geld zur Tilgung der Stadionraten

Und hier läge bei einem Anteilsverkauf der Bayern die Crux. Rund 100 Millionen Euro sind viel Geld, das die Bayern in erster Linie in die Tilgung der Stadionraten stecken wollen.

"Ursprünglich war die Abzahlung des Stadions auf 15 Jahre konzipiert oder 18, jetzt könnte ich mir vorstellen, wenn wir Glück haben, sind es nur noch zehn", sagte Hoeneß.

"Die einen gehen in die Kreditabteilung, die anderen sind findiger in der Idee, vor allen Dingen das Stadion demnächst schuldenfrei zu machen. Da werden wir in den nächsten vier, sechs Wochen konkret was sagen können."

Lücke zu den Großen schließen

Der Plan: Sobald das Stadion abbezahlt ist, fließen alle Einnahmen daraus, sprich Ticket- und Logenverkauf, Catering und die Stadionmiete von Lokalrivale TSV 1860, direkt auf das Konto der Bayern. Geld, das dann im Rahmen des Finanzkontrollsystems sofort wieder in andere Bereiche investiert werden kann. Zum Beispiel in Spielerkäufe.

Die Chance, die Lücke zwischen Klubs wie Real Madrid, dem FC Chelsea oder Juventus Turin zu schließen, war noch nie so günstig wie jetzt.

Auf rund 100 Millionen Euro beziffert Hoeneß zuletzt die Unterschiede in der TV-Vermarktung. "Wir haben zwischen den Großen und uns noch die Lücke von 100 Millionen Euro im Fernsehbereich." Bis mindestens 2013 wird sich für die Bundesliga-Klubs daran auch nichts ändern. Für die Bayern aber vielleicht schon bald. Mit den Audi-Millionen wären die 100 Millionen auf einen Schlag wettgemacht.

Verlängerung mit der Telekom

Die rechtliche Frage des Deals stellt dabei kein Problem dar. Zwar müssen Eigentümerwechsel und Veränderungen bei einem Klub bei der DFL gemeldet werden. Einen Einspruch aus Frankfurt müssen die Bayern aber nicht fürchten.

Beim Geschäft mit Adidas vor acht Jahren und der damaligen Umwandlung in die FC Bayern München AG flossen insgesamt rund 290 Millionen D-Mark (rund 140 Mio. Euro), weil Adidas seinen Vertrag bis 2010 verlängert hatte und pro Jahr 20 Millionen Euro an die Bayern bezahlt.

Jetzt also bald der Audi-Deal? Hoeneß dazu: "Ich möchte hier keine Namen nennen, aber wir sind in guten Gesprächen mit der einen oder anderen Firma. Nicht nur was die Beteiligung anbelangt, sondern auch mit der Deutschen Telekom sind wir ziemlich weit, was die Verlängerung des Vertrages anbelangt."

"Ein guter Herbst"

Die Bayern also wieder einmal als Vorreiter in der Bundesliga? Vielleicht sogar noch mehr als das. Denn im internationalen Vergleich stehen die Bayern mit 295,3 Millionen Euro Umsatz hinter Real, Manchester United und dem FC Barcelona auf Platz vier - und nur die großen Klubs und deren starke Marke interessieren potente Weltfirmen wie zum Beispiel Audi.

Andere deutsche Vereine sind da weit abgeschlagen. Schalke liegt mit "nur" 148,4 Millionen auf Rang 13, der HSV auf Rang 15 (127,9) und Stuttgart auf Platz 18 (111,5). Ein Einstieg dort wäre deutlich weniger lukrativ als beim Rekordmeister.

Schöne Aussichten für die Münchener. Oder wie Uli Hoeneß es formuliert: "Das könnte ein guter Herbst für den FC Bayern werden."