"Wir können die Champions League gewinnen"

Von Interview: Thomas Gaber
Danijel Pranjic wechselte für 7,7 Millionen Euro vom SC Heerenveen zu Bayern München
© Getty

700.000 Euro war Danijel Pranjic der Wechsel vom SC Heerenveen zum FC Bayern München wert. Diese Summe bezahlte der Kroate aus eigener Tasche, weil sich beide Vereine nicht über die Transfermodalitäten einigen konnten. Pranjic war Wunschkandidat von Trainer Louis van Gaal und in der Vorbereitung eine feste Größe im Bayern-Team.

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Im Interview mit SPOX spricht der 27-Jährige über sein Tete-a-Tete mit ManUnited-Keeper van der Sar, van Gaals Abneigungen und das Kräfteverhältnis in Europa.

SPOX: Danijel Pranjic, Ihr verschossener Elfmeter beim Audi Cup gegen Manchester United hätte den FC Bayern fast den ersten Titel der Saison gekostet. Was ist schief gelaufen?

Danijel Pranjic: Ich wollte zuerst in meine bevorzugte linke Ecke schießen. Dann habe ich gesehen, dass van der Sar sich dorthin bewegt. Als ich dann nach rechts geschossen habe, war ich überrascht, dass van der Sar plötzlich auch da war. Aber ich habe gehört, er hat sich bei meinem Schuss den Finger gebrochen. Es lief schlecht für mich und schlecht für ihn. Ich wünsche ihm alles Gute.

SPOX: Haben Sie in Ihren ersten fünf Wochen in München sonst noch schlechte Erfahrungen gemacht?

Pranjic: Nein, alles ist perfekt. Die Stadt ist toll, der Verein sowieso und mit meinen neuen Kollegen verstehe ich mich hervorragend. Ich habe das Gefühl, dass beim FC Bayern jeder an einem Strang zieht.

SPOX: Was machen ihre Deutsch-Kenntnisse?

Pranjic: Nicht schlecht (in perfektem Deutsch). Ich hatte leider noch nicht viel Zeit, Deutsch zu lernen. Ich muss erst noch einen Lehrer finden, der mir etwas beibringt. Aber ein paar Brocken verstehe ich schon, vor allem fußballspezifische.

SPOX: Ivica Olic könnte Ihnen Deutsch beibringen.

Pranjic: Ich muss zugeben, dass wir kroatisch sprechen. Wir kennen uns aus der Nationalmannschaft. Er hat mir geholfen, mich einzugewöhnen und mir viel erzählt über den deutschen Fußball und die Bundesliga. Ich hoffe, dass ich gut spielen werde, dann läuft alles einfacher für mich in München und ich muss Ivica nicht auf die Nerven gehen (lacht).

SPOX: Mit Darijo Srna war in der Sommerpause ein weiterer Kroate beim FC Bayern im Gespräch. Würde er zu Bayern passen?

Pranjic: Darijo ist ein guter Freund von mir. Ich kenne dieses Gerücht nur aus den Zeitungen. Darijo ist ein sehr guter Spieler. Er kann auf der rechten Seite in der Abwehr und im Mittelfeld spielen. Mir imponiert seine Power. Er hätte das Zeug, sich beim FC Bayern durchzusetzen.

SPOX: Sie waren Wunschspieler von Louis van Gaal. Welche Beziehung haben Sie zu ihm?

Pranjic: Ich habe ihn nicht persönlich gekannt, bevor ich zum FC Bayern gekommen bin. Aber wenn ein Trainer, der mit dem FC Barcelona und Ajax Amsterdam große Erfolge gefeiert hat, mich in seiner neuen Mannschaft haben will, ist das eine große Ehre für mich. Das wäre auch für jeden anderen Spieler eine große Ehre.

SPOX: Worauf legt van Gaal im Training besonders Wert?

Pranjic: Das Training ist sehr intensiv. Van Gaal spricht viel mit den Spielern. Das ist für mich als Spieler sehr wichtig. Es ist schön, wenn man mal gelobt wird, aber man will auch auf seine Fehler hingewiesen werden. Nur so kann sich ein Spieler verbessern. Van Gaal mag es überhaupt nicht, wenn man im Training unkonzentriert ist. Wir versuchen im Training, den Ball lange in den eigenen Reihen zu halten. Ballbesitz ist van Gaal sehr wichtig.

SPOX: In der Vorbereitung haben Sie meistens im linken Mittelfeld gespielt. Im Pokal gegen Neckarelz mussten sie hinten links ran. Wo spielen Sie lieber?

Pranjic: Im linken Mittelfeld. Das ist meine Lieblingsposition. Meine Stärken sind meine Schnelligkeit und meine Technik. Die kommen als Mittelfeldspieler besser zur Geltung. Wenn der Trainer es verlangt, spiele ich aber auch gerne links hinten.

SPOX: Im linken Mittelfeld des FC Bayern hat in den letzten beiden Jahren meist Franck Ribery gespielt. Können Sie den Bayern-Fans ähnliche Leistungen wie Ribery versprechen?

Pranjic: Ich möchte mich nicht mit Ribery vergleichen. Er ist einer der besten Offensivspieler, die es zurzeit auf der Welt gibt. Wir können froh sein, dass wir ihn in der Mannschaft haben. Ich habe meinen eigenen Stil und werde versuchen, der Mannschaft damit zu helfen. Wenn mir das gelingt, werde ich die Fans auf meiner Seite haben.

SPOX: Aber die Konkurrenz im Mittelfeld ist groß.

Pranjic: Sicherlich. Aber ich werde mein Bestes geben. In jedem Training, in jedem Spiel. Fußball ist eigentlich ganz einfach: die Besten spielen. Wenn ich gut spiele, stehe ich in der Startelf. Ich denke schon, dass ich gute Chancen habe, in der ersten Elf von Bayern München zu spielen.

SPOX: Noch hat die Bundesliga nicht begonnen. Können Sie dennoch etwas über den Unterschied zwischen dem deutschen und dem holländischen Ligafußball sagen?

Pranjic: Ja, ich habe die Bundesliga immer verfolgt. Seit Jahren spielen viele Kroaten in Deutschland. In Holland wird mit offenem Visier gespielt. Die Defensive wird vernachlässigt. Dadurch fallen viele Tore. Das ist in Deutschland definitiv anders. Hier wird sehr viel Wert auf taktische Disziplin gelegt.

SPOX: In der letzten Saison kam der FC Bayern bis ins Viertelfinale der Champions League. Dort war der FC Barcelona eine Nummer zu groß. Ist der FC Bayern stärker als in der letzten Saison?

Pranjic: Wir haben in den Spielen gegen Milan und Manchester United gezeigt, dass wir diese großen Teams schlagen können, auch wenn es nur Vorbereitungsspiele waren. Ich denke, der Meistertitel in der Bundesliga hat für uns höchste Priorität. Die Champions League ist eine andere Hausnummer. In der letzten Saison war Barcelona übermächtig, in dieser Saison gibt es wieder an die zehn Mannschaften, die die Champions League gewinnen können. Auch der FC Bayern gehört dazu. Vielleicht kommen wir weiter als ins Viertelfinale.

Danijel Pranjic im Steckbrief