Probleme mit der Haftcreme?

Von Stefan Moser
Dr. Fleischer (l.) ist zwar eigentlich Orthopäde, kümmert sich bei Bedarf aber auch um Zahnprothesen
© Imago

Die Alternative Liste trauert um Dieter H. aus H., der in der vergangenen Woche seinen Rücktritt erklärte. Immerhin war Dieter H. der erste und bislang einzige Mensch, der eine ganze Alternative Liste für sich alleine hatte. Doch die Welt atmet ein, die Welt atmet aus, sie seufzt einmal kurz - und dann dreht sie sich weiter.

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Und so mussten auch wir mühsam aus dem Tal der Tränen empor klettern und den 3. Spieltag ohne Dieter H. ertragen. Als Entschädigung gab's immerhin noch nackte Ärsche, einen Gammelfleisch-Skandal und Prügel für Jens Lehmann.

1. Wer Fußball liebt, liebt Jiri Stajner: Als Gott einmal langweilig war, nahm er eine riesige Portion fußballerischen Talents und überreichte sie einem, der eigentlich nicht viel damit anfangen kann: Jiri Stajner. Die glatzköpfige Fummeltrine aus Hannover ist in Wahrheit nämlich einer der genialsten Kicker der gesamten Republik, nur hängt der Tscheche das nicht gerne an die große Glocke. Einmal im Jahr groß aufzaubern: Das muss reichen. Wird ja sonst auch anstrengend. Am Samstag nun war es wieder soweit: Traumtor zum 1:0, gefoult von Pinolas Popo, Elfmeter rausgeholt, Elfmeter verwandelt, Elfmeter wiederholt, Elfmeter verschossen, Traumtor zum 2:0.  Ganz alleine wegen Jiri Stajner bot Hannover in Spiel eins nach Dieter H. eine spaßige Partie, holte drei Punkte - und reichte die Krise nebenbei noch lässig an den Gegner aus Nürnberg weiter.

2. Apropos Popo: Dass Schalkes Christoph Moritz sich unlauter am Beinkleid des ihm enteilten Vedad Ibisevic vergriff, förderte am Freitag zumindest zwei wichtige Erkenntnisse zutage. Erstens: Ibisevic hat wirklich einen schneeweißen Arsch. Und zweitens: Schiri Weiner hatte gerade gar keinen in der Hose, sonst hätte er nicht auf Freistoß sondern auf Elfmeter für Hoffenheim entschieden. Er tat es nicht - und Schalke gewann mit 0:0.

3. Und apropos Schalke: Schalke-Fans müssen jetzt stark sein, denn Schalke ist noch gar nicht Meister. Das merkte auch Monsignore Magath nach dem Spiel in Hoffenheim und stapfte mies gelaunt zum Interview.

Der Reporter begann entsprechend schüchtern: "Die Mannschaft ist doch ziemlich jung, blabla, vor allem in der Abwehr, blablabla, und Zambrano überhaupt blabla, der 20-Jährige, blabla...".

Und darauf hatte Magath nur gewartet!  "Schlecht vorbereitet, Journalistenpack, nur Scheiße im Hirn!", sprach aufgebracht sein ganzer Körper. "Zambrano? Der ist doch erst 19! Oder hatte der vielleicht Geburtstag?", sprach süffisant dazu sein Mund. Und der verbale Schlag an den Kinnwinkel des Gegenübers zeigte Wirkung: Der Reporter wurde zuerst fahrig, dann devot - und verlor den Kampf am Ende deutlich. Ein rhetorischer Knockout aus dem Bilderbuch! Wäre da nicht dieser eine Makel: Der Reporter hatte faktisch Recht...

4. Good News: Stand heute wird der FC Schalke auch nicht absteigen - und trotzdem freuen wir uns über eine Schlagzeile aus Liga zwei: Der St. Pauli-Fan, der in Aachen von der Tribüne stürzte, ist außer Lebensgefahr.

5. In dubio pro libido: Themenwechsel:

Früher war es so geregelt,
dass der Titan mit der Titanin kegelt,
heute ist es recht verzwickt,
weil alles durcheinander strickt.

Diese althumanistische Redensart ist frech, frivol und heiter und außerdem reimt sie sich recht hübsch: Mit so was lenkt man dramaturgisch elegant von ernsten Themen ab. Ganz befreit kann man nun wieder Blödsinn schreiben, und en passant hat man gleich noch Olli Kahns endgültige Scheidung abgefrühstückt. Das ist unwahrscheinlich praktisch und überhaupt sollten die Menschen mehr Redensarten benutzen, wie zum Beispiel diese: Ein gutes Pferd hüpft nur so hoch, wie es hüpfen muss. Oder: Ein guter Österreicher schießt nur so fest, wie er schießen muss. Der Mainzer Andreas Ivanschitz ist zwar kein wirklich guter Österreicher, aber immerhin so lala - und deshalb schubste er sein Energie-Spar-Schüsschen aus 16 Metern auch nur ganz leicht in Richtung kurze Ecke. Für Bayern-"Torwart" Michael Rensing hat's gereicht: 1:0 für den Karnevalsverein!

6. Kurze Durchsage: Eine wichtige Mitteilung an alle Wurstfabrikanten: Der in München als Gammelfleisch verschmähte Ze Roberto ist gar nicht verdorben. Er ist durchaus noch haltbar - nur nicht für die Abwehr des VfL Wolfsburg: 4:2 für Hamburg!

7. Apropos München: Selbst Mainz 05 war für die Bayern ja eine Körbchengröße zu groß, die Bayern stecken im Abstiegskampf, die Bayern müssen jetzt was tun, am besten: Einkaufen!

So richtig hoeneß wäre es ja nun, sich vor dem 31. August noch schnell Heinz Müller und Andreas Ivanschitz zu angeln. Oder vielleicht doch noch einen Zehner holen? Die Supermarkt-Kette Real hat doch ein paar Holländer im Wühltisch. Und wie heißt noch mal der Spielerfrauen-Ehemann von Sylvie van der Vaart? Raphael? Vor seiner Zeit als Sonderangebot war er doch ein ganz ordentlicher Kicker.

Oder wie wär's mit etwas Tempo auf der Außenbahn: David Odonkor gab während der Woche ja fast unbemerkt sein Comeback in Berlin. Schied aber über die 100 Meter leider schon im Vorlauf aus...

8. Achtung Kalauer: Warum hat Leverkusen 5:0 gewonnen, obwohl Freiburg über weite Strecken die bessere Mannschaft war? Weil Freiburg nur einen Jonathan Jäger hat, Leverkusen dagegen hat zwei Tor-Jäger. Hammerwitz! Oder?

9.  Noch eine Redensart: Ein weiteres altväterliches Sprichwort lautet: "Wir müssen nun mal mit den Karten auskommen, die der Allmächtige uns ausgeteilt hat, und die guten Karten hat schon alle Jiri Stajner." Das wusste auch Frankfurts Patrick Ochs am Samstag gegen Köln und beschränkte sich bescheiden darauf, das zu tun, was Ochsen halt so tun: zutreten. Zweimal vermöbelte er seine Gegenspieler schon im eigenen Sechzehner  - ungestraft. Doch als er Fabrice Ehret auf Höhe der Mittellinie den Knöchel zu Brei hufte, entschied sich endlich auch Schiri Gräfe dazu, beim Kartenspielen mitzumischen: Er zeigte dem Ochs die Rote.

10. Armer Lothar: Schon wieder Hannover? Schon wieder Hannover! Denn die brauchen nun ja einen neuen Trainer. Und da setzte sich Herr Sportdirektor Schmadtke doch ins Fernsehen und erzählte: "Lothar Matthäus ist einer der Namen, der an uns herangetragen worden ist. Wir sammeln alles, deswegen haben wir auch eine Liste."Alle Wetter! So arbeiten also Profis: Namen an sich herantragen lassen, fein säuberlich auf eine Liste schreiben, damit man keinen vergisst - und es dann der ganzen Welt erzählen.

Oder ist das Ganze doch nur ein recht abgeschmacktes Tarnmanöver nach dem Muster: "Huch, was macht der Kahn denn da in Rheda-Wiedenbrück?!" Sollte dem so sein, setzen wir hiermit offiziell eine weitere Petition auf unsere Agenda: Stoppt den Missbrauch von Matthäus! Der war vor seiner Zeit als PR-Gag nämlich auch ein fabelhafter Kicker...

11. Auf dem Schulhof: Stuttgarts Torwart-Opa Lehmann hat furchtbar Angst um seine Dritten: Weil Dortmunds fieser Neven Subotic ihm da ganz doll draufgehauen habe, wären im die Zähne beinah rausgeflogen. Probleme mit der Haftcreme? Dafür hat der DFB ein Ohr! Geteiltes Leid ist halbes Leid, da müssen wir ermitteln! Nun droht aber beiden, Subotic und Lehmann, eine harte Strafe. Nach SPOX-Informationen müssen beide ohne Nachtisch ins Bett.

Der 3. Spieltag im Überblick