Ein teurer Fehlgriff

Von Thomas Gaber
Die Bayern-Startelf gegen Milan: Nur wenige der Spieler haben derzeit einen Stammplatz sicher
© Getty

Der FC Bayern überzeugte gegen ein kraftloses, kaum konkurrenzfähiges Milan und darf gegen Manchester United mal wieder Revanche für 1999 nehmen.

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Einige Spieler nutzten ihre Chance, Jörg Butt dagegen öffnete Kontrahent Rensing die Tür. Die Gewinner und Verlierer eines historischen Bayern-Sieges.

Michael Schumacher war auch in der Münchner Allianz Arena der Star des Abends. Die Breaking News, dass der Formel-1-Gott wieder in die rote Göttin steigt, war Bayerns Stadionsprecher Stefan Lehmann eine extra Durchsage wert. Mario Gomez hielt das Schumi-Comeback für die "Nachricht des Tages".

Dabei hatte sich in der Arena ebenso Sportgeschichte ereignet - wenn auch in etwas kleinerer Ausführung. Der FC Bayern feierte beim 4:1 im Halbfinale des Audi Cups 2009 gegen den AC Milan den höchsten Sieg der Vereinsgeschichte gegen die verteufelten Rossoneri. Neben Schumi gab es eine Reihe weiterer Gewinner, aber auch Verlierer an diesem Abend in München.

Die Verlierer

Allen voran Jörg Butt: Vor dem Milan-Spiel die Nummer 1a von Trainer Louis van Gaal. In der ersten Halbzeit schätzte er einen harmlosen langen Ball völlig falsch ein und bei Pirlos Freistoßtor griff er daneben.

"Da sieht er schlecht aus. Der Ball geht mitten aufs Tor, die Entfernung war groß und er hatte freie Sicht", kritisierte "ZDF"-Experte Oliver Kahn. Van Gaal entging der Lapsus auch nicht: "Den muss er halten, das sollte er auch wissen."

Der Gescholtene wollte das nicht überbewerten. "Das Tor geht auf meine Kappe. Aber ich glaube nicht, dass das Einfluss auf die Entscheidung über die Nummer eins haben wird", sagte Butt.

Im Finale gegen Manchester United wird Michael Rensing gemäß der Absprache das Bayern-Tor hüten. Der von Ex-Trainer Jürgen Klinsmann verbannte Keeper hatte mehrmals angekündigt, Butt den Platz im Kasten nicht freiwillig zu überlassen.

"Ich weiß noch nicht, wer meine etatmäßige Nummer eins sein wird", sagte van Gaal. Rensings Chancen dürften nach Butts Patzern gestiegen sein. Gegen United muss er seine nutzen.

Anatoli Tymoschtschuk: Der Ukrainer gilt als einer der besten defensiven Mittelfeldspieler in Europa. Bei den Bayern bleibt ihm vorerst aber nur ein Platz auf der Bank.

Van Gaal hat sich für Mark van Bommel entschieden und der Kapitän leistete sich gegen Milan außer einer dämlichen Gelben Karte keine Fehler.

Tymoschtschuk durfte 20 Minuten spielen, ohne dabei Bäume auszureißen. Sichtlich genervt verließ Tymoschtschuk wortlos die Interview-Zone und schoss lieber Fotos von Ronaldinho.

Die Gewinner

Hamit Altintop: Der Türke spielte blitzsaubere 64 Minuten, ehe er das Spielfeld räumen musste. Altintop war sehr präsent und am ersten Tor durch Thomas Müller maßgeblich beteiligt.

Er verstand sich blind auf rechts mit Philipp Lahm, spielte chirurgisch genaue Pässe - mal den harten Flachpass, mal den langen Diagonalball - und fightete wie eh und je. Der Platz im rechten Mittelfeld dürfte ihm kaum zu nehmen sein.

"Ich habe schon das Gefühl, dass ich Stammspieler bin", sagte Altintop nach dem Spiel, der sich in seinem dritten Jahr beim FC Bayern endlich durchsetzen will. "Es gab viele seltsame Meldungen in der Sommerpause. Ich wollte Bayern nie verlassen, sondern mich hier durchsetzen", so der Nationalspieler.

Thomas Müller: Von Louis van Gaal eigentlich an vorderster Front in der Mittelfeldraute vorgesehen, half Müller im Sturm aus, da Miroslav Klose kurzfristig wegen einer Grippe ausfiel und auch für das DFB-Pokalspiel am kommenden Sonntag gegen die SpVgg Neckarelz fraglich ist.

Müller nutzte seine Chance. Er traf zwei Mal, bereitete ein Tor vor und wurde zum Spieler des Spiels gekürt. "Es ist gut gelaufen. Ich hau' mich in jeder Einheit rein und wenn es so klappt wie heute, darf ich auf weitere Einsätze hoffen", sagte Müller.

Van Gaal, bekannt als Förderer junger Spieler, attestierte Müller "viel Talent", das dieser aber "nachhaltig beweisen" müsse. "Wir dürfen die jungen Spieler nicht zu viel loben", so der Niederländer.

Da Ivica Olic, Luca Toni und eventuell auch Klose im DFB-Pokal fehlen, könnte Müller eine weitere Bewährungschance erhalten.

Danijel Pranjic: Der Kroate hat bewiesen, dass er auf der linken Seite bedenkenlos überall eingesetzt werden kann. Pranjic ist schnell, schlägt gute Flanken und kommt mit seinen Nebenleuten immer besser klar.

"Ich fühle mich sehr wohl in München. Es waren bis jetzt fantastische vier Wochen. Wir kapieren allmählich, was der Trainer von uns verlangt: wenig hohe Bälle, dafür genaues, hartes Passspiel, verbunden mit jeder Menge Laufarbeit", sagte Pranjic zu SPOX.

Bastian Schweinsteiger: Er gehörte aufgrund seiner langwierigen Verletzung zu den Verlierern der Vorbereitung. Und dann sprach ihm der Trainer auch noch die Fähigkeit ab, auf seiner erklärten Lieblingsposition auf der Zehn zu spielen.

Gegen Milan war mal wieder der gute Schweini zu sehen. Eigentlich auf links aufgeboten, suchte er immer wieder die Mitte, spielte sehr gute Pässe und erzielte ein astreines Tor.

"Van Gaal fördert die Kreativspieler. Davon profitiert Schweinsteiger. Er muss seine Leistung jetzt nur mal über einen längeren Zeitraum bringen", sagte Oliver Kahn.

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