Favre: "Wir sind enttäuscht"

SID
Sinnblidlich für die Hertha am 33. Spieltag: Die Titelchancen müssen begraben werden
© Getty

Als der Traum vom ersten Titelgewinn seit 78 Jahren geplatzt war, sanken Herthas Spieler fassungslos auf den Rasen. Die Nulldiät gegen Schalke 04 nach einer Leistung ohne Biss schlug den Berlinern mächtig auf den Magen.

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Zumindest die Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation hat die Hertha selbst in der Hand - im Falle eines Sieges bei Schlusslicht Karlsruher SC wäre mindestens Platz drei sicher - doch das war am Samstag nur ein schwacher Trost.

"Es ist schwer, wenn du akzeptieren musst, dass du nicht Meister werden kannst", sagte Marko Pantelic. Der Serbe gehörte in seinem wohl letzten Heimspiel für die Hertha zu den stärksten Spielern seines Teams und drückte bei der Ehrenrunde immer wieder theatralisch die Faust aufs Hertha-Emblem seines Trikots.

Josip Simunic war ebenfalls traurig. "Ich bin enttäuscht. Bei solchen Spielen muss man sein Glück erzwingen. Das haben wir nicht geschafft", sagte der Kapitän.

Königsklasse noch möglich

"Wir sind enttäuscht. Wir hatten klarere Chancen als Schalke", meinte auch Trainer Lucien Favre, der in den letzten 30 Minuten wie Rumpelstilzchen an der Seitenlinie umherlief und sein Team noch einmal nach vorne peitschen wollte.

"Wir können noch Zweiter oder Dritter werden und die Champions League erreichen", meinte der Coach: "Aber das wird schwer, weil Karlsruhe noch um den Klassenerhalt kämpft. Wolfsburg ist zu 99 Prozent Meister."

"Wir können aus eigener Kraft in die Champions League kommen", betonte Manager Dieter Hoeneß. Und auch Simunic fand tröstende Worte: "Unser großes Ziel ist nun Platz zwei oder drei. Dafür werden wir alles geben."

Woronin nicht erfreut

Doch nach der mageren Leistung im Nervenspiel gegen Schalke kamen Zweifel am Stehvermögen des Hauptstadt-Klubs im Schlussspurt der Saison auf. Zudem drückten kleine Reibereien am Rande die Stimmung.

So zeigte Stürmer Andrej Woronin offen sein Unverständnis darüber, dass er erst in der 59. Minute eingewechselt wurde. Kein Verständnis hatten viele Fans auch für die Maßnahme Favres, Kapitän Arne Friedrich nicht einzuwechseln.

"Er war lange verletzt", erklärte Favre, der den Nationalspieler nach seiner Knieverletzung allerdings schon im Spiel zuvor in Köln eingewechselt hatte. 74.244 Zuschauer im seit Wochen ausverkauften Olympiastadion hatten vergebens auf die große Party gehofft.

"Hätten offensiver spielen müssen"

Ein Sponsor hatte 55. 000 Liter Freibier ausgegeben, da Hertha in den vergangenen fünf Heimspielen jeweils mehr als 55.000 Zuschauer verzeichnet hatte. Doch am Ende fehlte ein Treffer. Oder doch ein bisschen mehr.

"Mit 30 Prozent Ballbesitz kann man nicht Meister werden", meinte Woronin: "Wir hätten viel offensiver spielen müssen." Schalke tröstete sich am Samstag damit, den Berlinern die Titelhoffnung zerstört zu haben.

"Wir wollten ihnen etwas versauen. Das ist uns gelungen", meinte Nationalspieler Jermaine Jones: "Die Berliner haben vorher große Töne gespuckt. Das hat uns angespornt. Dafür haben sie jetzt die Quittung gekriegt."

"Magath ist ein großer Trainer"

So halfen die Schalker auch ihrem künftigen Trainer Felix Magath. "Wir haben heute etwas Gutes für unseren neuen Trainer getan", meinte Jones: "Der kann jetzt mit Wolfsburg Meister werden und dann zu uns kommen."

Auch Trainer Mike Büskens war mit dem Ergebnis zufrieden: "Wir wollten noch ins Meisterrennen eingreifen, damit uns später keiner nachsagt, wir hätten nur mit halber Kraft gespielt."

Seine Ablösung durch Magath hat Büskens offenbar klaglos akzeptiert: "Ich fühle mich nicht zurückversetzt", sagte er: "Mit Magath wurde schon vor meinem ersten Spiel als Trainer verhandelt. Man greift nach dem Maximum, und Magath ist ein großer Trainer."

Hertha - Schalke: Daten und Fakten