Cottbus glaubt nicht an das Wunder

SID
Nürnbergs Isaac Boakye (r.) traf im Hinspiel zweimal
© Getty

Der 1. FC Nürnberg geht mit einem beruhigenden 3:0 im Rücken in das Relegationsrückspiel gegen Energie Cottbus. Die Lausitzer reisen zudem mit argen Personalsorgen an.

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Für heute hat das Bayerische Fernsehen eine Sondersendung geplant. Von 18.05 bis 18.45 Uhr soll über den siebten Aufstieg des 1. FC Nürnberg in die Bundesliga berichtet werden. Mit dem Wissen um das 3:0 der Franken im Hinspiel der Relegation bei Energie Cottbus ist das eine Programmänderung ohne großes Risiko. Was soll da schon schiefgehen, zumal der Gegner schon die bevorstehende Trennung von seinem Trainer Bojan Prasnikar bekannt gegeben hat?

Doch in Nürnberg haben sie schon mal Bühnen für Nichtabstiegsfeiern aufgebaut, auf denen sie nachher ihren Frust ertränken mussten.

"Kann da noch was schiefgehen?"

"Natürlich birgt so ein Ergebnis immer auch Zweifel: Kann da noch was schiefgehen?", sagte Club-Trainer Michael Oenning vor dem Rückspiel heute (15.30 Uhr im LIVE-TICKER) im Easy-Credit-Stadion. Und gerade in Nürnberg sind sie ja leidgeprüft. "Der Club ist ein Depp", lautet ein Sprichwort, das schon allzu oft bestätigt wurde. Zuletzt vor einem Jahr, als der "Ruhmreiche" zwölf Monate nach dem Gewinn des DFB-Pokals in die 2. Bundesliga abstürzte. Was auch schiefgehen könnte, beim Club geht es meistens schief.

Also, geht es schief? "Ich persönlich glaube nicht", hat Oenning gleich auf die von ihm selbst in den Raum geworfene Frage geantwortet. Wenn der 43 Jahre alte Trainer so etwas sagt, hat das mittlerweile Allgemeingültigkeit. Voraussetzung sei aber, und das hat Oenning betont, dass seine Mannschaft trotz ihres Vorsprungs "mit großer Ernsthaftigkeit, voll konzentriert und hochmotiviert" in das heutige Spiel gehe: "Wir dürfen uns nicht einlullen lassen und schon jetzt in die Jubelgesänge einstimmen."

Prasnikar wirft Brocken hin, Kirsten ein Kandidat

Das mit dem Einlullen scheinen sie in Cottbus aber erst gar nicht versuchen zu wollen. Die Lausitzer schufen schon vor dem Spiel Fakten: Am Samstag gaben sie bekannt, dass Trainer Bojan Prasnikar in Nürnberg zum letzten Mal auf der Energie-Bank sitzen wird. Der 56-Jährige hatte am Freitag seinen Rücktritt angeboten, Präsident Ulrich Lepsch nahm an. "Wir haben den Saisonverlauf gemeinsam analysiert und darüber gesprochen, ob es sinnvoll ist, die Zusammenarbeit über das Saisonende hinweg fortzuführen. Bojan Prasnikar hat im Sinne eines sportlichen Neustarts für den FC Energie in der Saison 2009/10 darum gebeten, sein Vertragsverhältnis zu beenden. Wir haben diesem Wunsch entsprochen", sagte Lepsch.

Ulf Kirsten wird bereits als Nachfolger gehandelt, und der ehemalige Nationalspieler soll auch nicht abgeneigt sein. "Wir werden in den kommenden Tagen ein Anforderungsprofil für den neuen Trainer erstellen, um dann zügig Gespräche mit Kandidaten aufzunehmen", kündigte Lepsch an.

Cottbus mit Personalsorgen

Illusionen gibt sich beim FC Energie keiner mehr hin. "Wir fahren da hin, weil es sich so gehört", sagte Lepsch, wohlwissend, dass es in erster Linie darum geht, nicht noch einmal vor den Augen der deutschen Fußball-Welt blamiert zu werden. An das Wunder glaubt keiner mehr, es wird halt gesagt, was noch zu sagen ist, wenn im Grunde genommen gar keine Chance mehr besteht. "Im Fußball gibt es immer eine Chance, aber unsere ist ganz klein geworden", sagt Manager Steffen Heidrich.

Doch Cottbus hat nicht mal mehr das Personal für ein Wunder von Nürnberg. Die Angreifer Emil Jula (Muskelfaserriss in der Wade) und Branko Jelic (Adduktorenprobleme) fallen definitiv aus. Kaum Chancen auf einen Einsatz bestehen bei Angreifer Dimitar Rangelow (Bänderdehnung) sowie den Mittelfeldspielern Ivica Iliev und Stanislaw Angelow (beide Leistenprobleme). Damit steht Energie für den Angriff wohl nur der 20-jährige Nils Petersen zur Verfügung. Er bringt die Erfahrung von sechs Bundesliga-Minuten mit.

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